Geschichte: Der Zug Teil V.


 Der Zug Teil V.
Buch:
  Ein Zug in zwei Richtungen
Autor:
 Mary-Margret
Datum:
 03.08.2014 16:54

Matthieu lungerte am Brunnen herum. Er vermied es mich an zusehen. Stattessen stierte er auf den Boden und kickte einen Stein weg. „Mathew! Bring meiner Tochter das Pferd. Wir wollen los.“, donnerte Mr. Brown, der ins Freie getreten war und nahm sein eigenes Pferd den Stallburschen ab. Mathew drückte sich von der Brunnenmauer weg. Als Wilson mir meine Stute brachte nuschelte er: „Bitte schön, Miss Brown. Darf ich Ihnen behilflich sein?“ „ Halten Sie das Tier fest, wenn ich aufsteige.“ Mich nicht anschauend platzierte Mathew sich an den grossen, schweren Pferdekopf. Ich packte den Sattelknauf und stellte meinen linken Fuss in den Steigbügel. Bemerkenswert gekonnt vervollständigte ich die Kunst des Aufsitzens. Mathew reichte mir die Zügel. Stolz sah ich meinen Vater an. Dieser nickte und sein Fuchs trottete gleichmässigen schrittes vom Platz. Ich gab meinem Ross ebenfalls zu Verstehen was ich wollte. Ich ritt neben meinen Vater. „Ab Morgen hast du Reitunterricht.“, sagte mein Vater beifällig. „Wie bitte? Ich habe Euch falsch verstanden?“ „Nein, du hast schon richtig gehört, meine kleine Miss. Tom wird dich im Reiten unterweisen und lehren wie man mit einem Pferd umgeht.“ „Aber Vater, ich muss andere Dinge lernen. Die Studien einer Dame der Gesellschaft. Was würde Grossmutter sagen?“ „Meine Schwiegermutter hat dafür gesorgt, dass aus dir eine hochnäsige Lady wird, genau wie sie seine war.“ Er schüttelte den Kopf. Ich war entsetzt. „ich weiss, ich sollte nicht schlecht über Tote sprechen. Deine Grossmutter war eine feine, alte Dame. Sie hat dich zu einer reichen, vornehmen Engländerin gemacht. Ich…mache aus dir eine Amerikanerin, Mary!“ „Nein! Ich muss Euch enttäuschen, ich gehöre nach London. England wird immer meine Heimat sein.“ Ich bebte vor Zorn. Zorn war besser als Angst vor dem was folgen würde, die ich zu unterdrücken suchte. „Das ist kein Urlaub, Mary. Du bleibst jetzt für immer in den Vereinigten Staaten, du wirst einen Amerikaner heiraten, amerikanischen Kinder zur Welt bringen und du wirst selbst eine Amerikanerin sein, so wie du es bereits bist!“ Die Stimme meines Vaters war hart. Dann muss ich noch härter sein. „Ich hasse Euch.“ Ich rammte die Fersen in das Pferd. Ich klammerte mich fest und lies meine Stute rennen. Tränen rannen über meine Wange. Mr. Brown tauchte auf der rechten Flanke auf. „Halt das Pferd an. Es wird noch durchbrennen. Du wirst dich verletzten.“ In meiner Wut schlug ich das Pferd mit der flachen Hand auf die Kruppe. Jäh verschwand mein Vater. Nach einer Weile erkannte ich Mathew hinter mir, er schrie. Doch der Wind verzerrte seine Worte. Worte sind Wind. Mathew holte meine Stute ein. „Miss, greifen sie nach meiner Hand, kommen sie zurück, bitte. Ich kann ihr Pferd nicht stoppen.“ Mathews Hand war voller Schwielen. „Ich kann nicht zulassen, dass ihnen etwas geschieht. Hier ist es nicht sicher. Früher oder später werden Sie stürzen. Und wenn nicht es gibt im Umkreis von 50 Meilen nichts ausser Wildnis und ein, zwei Gehöften. Vor Ihnen liegt Apachen Gebiet, Miss!“ Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Indianer, Wilde, Mörder! Ich brachte es noch fertig zu nicken und griff nach Matthieus Fingern. Im nächsten Moment tauschten wir die Rollen. Erschrocken wieherte sein Pferd herzzerreissend, die langen Beine klappten unter seinen Leib zusammen. Mathew Wilsons schwitzige Finger entglitten den meinen. In einer Stauwolke stürzte seinen Ross mitsamt seinem Reiter. „Mathew!“, brüllte ich, riss an der Mähne meiner Stute, weil ich die Zügel nicht in die Finger bekam, um sie zu wenden. Es nützte nichts mein Reittier würde nur bockiger. Reiter hielten vor dem Verunglückten und stiegen ab. Es war Mr. Brown und einer seiner Arbeiter. Sie würden für ihn sorgen, aber was wird aus mir. Apachen! Bilder von sehnigen, rothäutigen Männern mit langen rabenschwarzen Harr, das mit primitiven Federn geschmückt war und hinterhältigen, grausamen Augen waberten wie Londonern Smog durch meinen Kopf. Erstickend und undurchdringlich.

 Re: Der Zug Teil V.
Autor:
 lynggs (Profil)
Datum:
 04.08.2014 11:53
Bewertung:
 

Jetzt ist's aber recht dramatisch geworden. Weiter so!

 Re: Der Zug Teil V.
Autor:
 Mary-Margret
Datum:
 04.08.2014 14:33
Bewertung:
 

Stimmt von Federica de cesco zu George R. R. Martin ;-)