Geschichte: Die Lilie- 5. Kapitel


 Die Lilie- 5. Kapitel
Buch:
  Die Lilie
Autor:
 Camaro (Profil)
Datum:
 11.08.2014 15:37

Botschaft

Am nächsten Morgen plagten den Baron so starke Kopfschmerzen, dass er Bastian zu sich rufen ließ.
«Guten Morgen, Bastian», begrüßte er diesen. «Guten Morgen, Vater. Warum hast du mich rufen lassen?», fragte Bastian. «Bastian, nicht so laut, mein armer Kopf», ermahnte der Baron schwach. «Hast du wieder Kopfschmerzen? Soll ich den Medicus holen?», fragte Bastian besorgt seinen Vater. Diesmal leiser.
«Nein, es ist alles in Ordnung. Aber, könntest du bitte die Audienzen heute für mich über nehmen?» «Natürlich Vater», sagte Bastian und machte sich mit einem «Hoffentlich geht es dir bald wieder besser» auf dem Weg zu dem Büro seines Vaters.
Als er hinein kam, wunderte er sich, warum die Kiste mit den Ersparnissen auf dem Schreibtisch stand.
Bastian ging zum Schreibtisch und öffnete die Kiste. Das erste, was ein ihm ins Auge sprang, war die Lilie im Inneren. Jetzt weiß ich, warum sie hier war, dachte Bastian bitter. Dann bemerkte er den Brief. Bastian öffnete ihn und las:

Sehr geehrter Herr Baron,
ich konnte allein aus dem Kerker fliehen, wie Euch schon aufgefallen sein sollte. Aus diesem Grund nahm ich mir die Freiheit mir meine Belohnung selbst zu besorgen. Da Ihr mich nicht freilassen musstet, nahm ich die anfänglich ausgemachte Belohnung von acht Talern.
Hochachtungsvoll
Die Lilie

Vater hat der Lilie acht Taler dafür angeboten, dass sie ihm die Papiere besorgt. Diese Papiere müssen wirklich wichtig gewesen sein. Irgendwo muss er doch schriftlich haben, was er mit der Lilie ausgemacht hat, dachte Bastian.
Gleich darauf begann er den Schreibtisch seines Vaters zu durchsuchen.
Keine fünf Minuten später hielt er das Stück Papier in der Hand.
Darauf stand unordentlich in der Schrift des Barons:
Hiermit erkläre ich, Baron von Dache, mich dazu bereit einen Handel mit der Lillie einzugehen. Wenn sie mir die geforderten Papiere bringt, wird sie mit acht Goldtalern belohnt.
Gezeichnet Wilhelm von Dache

Darunter stand in einer ordentlichen Schrift:
Hier mit erkläre ich, C., mich dazu bereit einen Handel mit dem Baron von Sache einzugehen. Wenn ich ihm die geforderten Papiere bringe, werde ich mit acht Talern belohnt.
Gezeichnet die Lilie

Hinter der Unterschrift war eine Lilie gezeichnet.
Acht Taler! Acht! Diese Papiere müssen wirklich wichtig für meinen Vater gewesen sein, dachte Bastian. Aber jetzt stellt sich immer noch die Frage, warum Vater nicht wollte, dass die Lilie in den Kerker kommt. Ich glaube nicht, dass die Vereinigung der Diebe das einzige Problem in der ganzen Geschichte ist.
Da fiel sein Blick auf den Vertrag.
C., ihr Name fängt also mit C an. Vielleicht hilft es mir, wenn ich ihren richtigen Namen kenne. So viele Mädchennamen, die mit C anfangen, kann es nun auch nicht geben, überlegt er.
Da sollte er sich aber getäuscht haben. Es gab weitaus mehr Namen, die mit C anfingen, als gedacht. Als er in den Büchern seines Vaters nach gut einer Stunde über zwanzig Namen zusammen hatte, gab er auf.
Was soll ich nur machen? Irgendwie muss ich sie doch finden können.
Genau! Das ist die Idee!

Die Lilie war währenddessen bei ihrem Cousin und ließ sich von ihm einen Vortrag über ihren Leichtsinn halten.
Dass Bastian von einem Unbekannten in einem Übungskampf geschlagen wurde, hatte sich schon in der ganzen Stadt herumgesprochen. Dienstboten und Mägde waren besser im Nachrichten verbreiten als Boten.
Hannes hatte sofort vermutet, dass seine Cousine für diese Nachricht verantwortlich war und ihr Besuch am nächsten Morgen hatte seine Vermutung bestätigt.
«Und warum genau, bist du jetzt hier? Steckst du mal wieder in der Patsche?», fragte er am Ende seiner Moralpredigt.
«Nein, ich stecke nicht in der Patsche, aber ich benötige trotzdem deine Hilfe. Mir ist gestern klar geworden, dass ich besser im Schwertkampf werden muss, falls ich Bastian irgendwann gegenüber stehe. Kannst du mir da nicht helfen?», bat die Lilie ihn.
Das ist meine Cousine. Zuerst reitet sie sich in so eine Geschichte und dann kommt sie zu mir. Ich hab ihr schon von dem Auftrag des Barons abgeraten, aber sie braucht anscheinend diese Aufregung, dachte Hannes. Vor allem, wie soll ich ihr denn helfen, wenn sie im Schwertkampf besser ist als ich?
Die Lilie hatte seine Gedanken erraten und sagte schnell: «Sag jetzt nicht: Ich hab es dir doch gleich gesagt! Die acht Goldtaler war es wert, glaub mir.»
«Ach, wirklich? Die Gefahr im Haus des Wachmannes? Die Verfolgungsjagd? Den verstauchten Fuß? Die Nacht im Kerker? Die Demütigung durch den Baron, als er dir angeboten hat, bei deiner Flucht zu helfen? Die Gefahr bei deiner Flucht aus dem Turm? Ist das wirklich acht Taler wert?», Hannes‘ Stimme war während er gesprochen hatte immer lautet geworden.
Verdammt, warum hat er immer Recht?, regte sie sich auf.
«Du hast Recht. Die acht Taler sind wirklich keine Entschädigung, die sich lohnt. Ich hätte mehr nehmen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte, aber ich habe es nicht, weil ich einen Vertrag mit dem Baron hatte. Der Baron hat den Vertrag schon brechen wollen, indem er mir anbot mich aus dem Kerker zu schleusen und deshalb nur drei Taler zu zahlen, aber ich habe abgelehnt. Aus dem Grund wollte ich nicht dem Beispiel des Barons folgen und habe nur acht Taler genommen. Ich bin vielleicht ein Dieb, aber ich halte mich an Verträge! Trotzdem schön, dass du mich so eingeschätzt hast!» Die letzten Worte hatte die Lilie geschrien.
Sie drehte sich auf dem Absatz um, warf Hannes noch einen letzten wütenden Blick zu, ging durch die Tür hinaus und warf diese mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Die kriegt sich schon wieder ein, dachte Hannes nur noch und schüttelte den Kopf. Diese Überreaktionen waren typisch seine Cousine.

Na toll! Ich habe ja schon wieder so über reagiert. Aber mit dem, was Hannes mir vorgeworfen hat, komme ich einfach nicht klar! Immer hat er Recht! Immer weiß er alles besser! Kein Wunder, dass er zu Hause immer der Liebling von allen war! Was kramst du jetzt die alten Geschichten wieder heraus? Wir sind beste Freunde, die Vergangenheit steht nicht mehr zwischen uns! Aber Hannes ist auch der einzige, der meinen wirklichen Namen kennt und vor allem meine Vergangenheit. Da ist wohl eine Entschuldigung nötig…
Die Lilie war wütend. Auf Hannes, Bastian, den Baron, eigentlich auf die ganze Welt, aber vor allem auf sich selbst.
Sie ging in den Gassen der Stadt auf und ab und beruhigte sich langsam. Das Mädchen hatte gerade beschlossen zurückzukehren und sich bei Hannes zu entschuldigen, als es einen Schatten hinter sich bemerkte. Erschrocken drehte die Lilie sich um und stand einem Mann, ungefähr so alt wie Bastian gegenüber.
Bitte lass meine Verkleidung gut genug sein, dass er mich nicht für ein Mädchen hält, betete sie.
«Oh, hallo. Ich hatte nicht damit gerechnet dich so schnell zu finden, aber als unpraktisch würde ich es jetzt nicht beschreiben», begrüßte der Mann die Lilie. «Entschuldigung, aber Ihr müsst mich jemandem verwechseln. Ich habe Euch noch nie gesehen», erklärte sie und drehte auf dem Absatz ihrer Stiefel um und ging wieder in die Richtung wie zuvor.
«Behalte, wie ich aussehe, wir werden auf jeden Fall noch einmal das Vergnügen miteinander haben!», rief der Unbekannte. Die Lilie konnte nicht verhindern, dass es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief.
Was meint er damit? Am liebsten wäre sie umgedreht und hätte ihn genau dies gefragt, aber sie beherrschte sich. Wer weiß, was er mit dir macht, wenn du dich jetzt umdrehst, dachte das Mädchen. Denn augenscheinlich hatte dieser Mann gewusst, dass sie die Lilie war und das beunruhigte nun schon etwas.
Wo bin ich nur schon wieder herein geraten?

Ein Raum. In völliger Dunkelheit. Dort befanden sich zwei Personen. Um genau zu sein zwei Männer.
«Und konntest du sie finden?», fragte der eine. «Ja, ich habe sie gesehen und angesprochen, allerdings war dieser Moment wohl nicht der richtige. Ich habe ihr hinterher gerufen, dass sie mich auf jeden Fall noch einmal wiedersehen wird», antwortete der andere.
«Gut.»

 Re: Die Lilie- 5. Kapitel
Autor:
 lynggs (Profil)
Datum:
 12.08.2014 06:41
Bewertung:
 

gute Geschichte!

 Re: Die Lilie- 5. Kapitel
Autor:
 Mary-Margret
Datum:
 13.08.2014 13:07
Bewertung:
 

Gut

 Re: Die Lilie- 5. Kapitel
Autor:
 Rolf (Profil)
Datum:
 03.10.2014 13:31
Bewertung:
 

Warte gespannt auf die Fortsetzung!
Sehr gute, bildhafte Sprache. Ich mag den Stil und lese ihn sehr gerne!