Geschichte: HEXENBLUT Kapitel 1


 HEXENBLUT Kapitel 1
Buch:
  Hexenblut
Autor:
 sera
Datum:
 15.05.2015 18:36

Ich klebe gerade den letzten Umzugskarton zu und stelle ihn zu den anderen. Mein kleines Zimmer ist so ziemlich vollgestopft da meine Eltern noch ein paar Kartons aus der Küche dazu gestellt hatten. Du hast es sicher schon bemerkt, wir ziehen um. Das heisst ich, mein Vater und meine Mutter. Wir lebten bis jetzt in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung und die wird definitiv zu klein für vier Personen. Meine Mutter erwartet ein Baby, das ist nämlich auch der Grund für den Umzug. Mein Vater arbeitete in letzter Zeit ziemlich viel und wir mussten viel Geld sparen. Doch es hat sich gelohnt. Wir können uns jetzt ein altes und grosse Haus mit einem Erker und Garten leisten. Mein Dad hatte mir versprochen, dass ich das Zimmer mit dem Erker bekommen würde. Ich freue mich darauf. Aber ich vermisse mein kleines Zimmer dennoch. Es war trortdem gemütlich. Ich hüpfe über einen Karton hinweg zum Zimmer hinaus und beobachte meine Mutter, wie sie die Teller mit Zeitungspapier einwickelt und in einen Karton legt. Ihr Bauch wölbt sich schon leicht unter ihrem T-Shirt. Mein Vater beauftragt mich, beim einpacken der Kartons zu helfen. Die Umzugsfirma kann erst später kommen. Ich packe einen Karton und will in hochheben, aber ich schaffe es nicht. Ich keuche laut und mein Vater lacht. "Was gibt es da zu lachen?", frage ich mürrisch. Mein Vater grinst nur und hebt den Karton hoch. Bei ihm sieht das so leicht aus. Egal, ich nehme mir die aus meinem Zimmer und packe das Auto.

Wir sind bereits vier Stunden mit dem Auto unterwegs und es folgen noch drei Stunden. Ich will doch endlich das Haus sehen. Ich durfte leider noch keine Bilder anschauen, meine Eltern sagen, dass es eine Überraschung sei, es wird mir sicher gefallen. Nur die Sache mit dem Erker haben sie mir erzählt weil sie meiner Schrei-Attake nicht dagegen wirken konnten.
Es ist bereits spät am Abend und ich bin total müde. Dieses Kisten einpacken und herumtragen ist echt anstrengend. Mir fallen die schweren Augenlieder zu und ich falle in einen traumlosen Schlaf.

Ich erwache durch ein lautes Grollen. Ich öffne langsam meine Augen und blinzle. Aber, wo liege ich denn? Ich liege in meinem Bett. Ich dachte, wir sind umgezogen. Jetzt merke ich, dass ich in einem anderen Zimmer bin. Ich setze mich auf und schaue umher. Mein Bett steht an der Wand und ein Stück nebenan befindet sich der Erker. Unter den Fenstern des Erkers ist eine Holzbank. Also eher so eine art Bühne. Diese Bühne füllt den ganzen Erker aus, so dass ich darauf liegen kann. Wenn ich Kissen usw. draufgelegt habe. Die Vorhänge sind noch nicht dran, was für ein wenig Licht in meinem Zimmer sorgt. Gegenüber des Erkers befindet sich eine Tür. Vermutlich das Bad. Überall auf dem Boden verteilt sind Kartons. Dort an der Wand steht meine Kommode. Die Umzugsfirma hatte wohl mitgeholfen die Sachen reinzutragen. Warum haben mich meine Eltern nicht geweckt?
Ich schaue auf die Uhr an der Wand. Schon neun Uhr! Ich schlage die Bettdecke zurück und tapse in den Flur. Alles ist so fremd, unbekannt. Endlich finde ich die Treppe runter ins Wohnzimmer und in die Küche. Die Treppe knarrt und ächzt unter meinen Füssen. Meine Mutter begrüsst mich strahlend:"Guten Morgen Schatz! Hast du gut gechlafen in deinem neuen Zimmer?" Ich nicke und setze mich an den Tisch. "Wo ist Dad?" "Er ging einkaufen. Wir haben leider kaum was hier. Aber für dein Müsli sollte es reichen."
Ich nehme mir eine Schüssel, schütte mein Müsli hinein und vermische es mit ein paar Schlucken Milch. Dazu trinke ich ein Glas selbstgemachten Orangensaft.
Nach dem Frühstück mache ich mich daran, die Kartons auszupacken.
Ich bin gerade beim vorletzten Karton, das Zimmer ist schon fast fertig eingerichtet. Ich habe den Erker, also eigentlich die Holzplatte, mit einer sehr weichen Decke belegt auf der sich tonnenweise Kissen stapeln. Dazu habe ich auf einem Fenstersims eine kleine blaue Vase mit einer Blume darin hingestellt. Im ganzen sieht die Sitzecke sehr schön aus. Meine Mutter will noch Vorhänge aufhängen. Auf der Kommode habe ich ein Familienfoto aufgestellt. Auf dem Foto ist auch noch meine Oma zu sehen. Sie ist ein wenig sonderbar. Aber ich mag sie trotzdem sehr.
Wir essen gerade zu Abend. Draussen hatte es begonnen zu regnen und dicke Regentropfen prasseln an die Scheiben. Dazwischen ist immer wieder der Donner zu hören. Nach dem Essen gehen wir alle sogleich ins Bett. Wir haben alle keine Kraft mehr dazu um irgendetwas zu machen.
Ich mache mich bettfertig und kuschle mich in die weichen Kissen. Ich atme die frische Luft ein und höre durch das geöffnete Fenster die Regentropfen. Ich schlafe ein und bemerke den Schatten am Fenster nicht mehr.

Ich wache durch ein lautes Knarren auf. Was war das? Ach, war sicher nur der Wind. Nein, das sind doch Schritte. Hier im Haus? Ich schrecke hoch. Ich weiss nicht warum, mein Herz pocht mir bis zum Hals, ach was, bis zum, keine Ahnung was!
Ich schlüpfe aus dem warmen Bett und schleiche mich aus dem Zimmer hinaus. Geräusche dringen aus dem Wohnzimmer herauf. Ich steige die Treppe hinunter. Knarr!!! Ich vergass die zweitoberste Stufe. Die knarrt so schrecklich. Ich bleibe wie erstarrt stehen. Für Minuten? Für Sekunden? Ich weiss es nicht. Es tut sich nichts. Ich steige die Treppe weiter hinunter. Ich schaue in der Küche nach. Nichts. Im Badezimmer. Nichts. Im Wohnzimmer, da sind doch Geräusche. Da, das Licht hat gerade jemand angeschaltet. Ich sehe einen Schatten. Hä? Er klopft die Wände ab? Und jetzt auch noch den Fussboden?
Das ist sicher mein Vater, der mal wieder Schlafwandelt. Ich muss grinsen. Ich stosse die Tür auf und will gerade meinen Vater ansprechen, ich weiss, Schlafwandler sollte man nicht wecken, als ich die Gestalt mit einem dunkelblauen Umhang in unserem Wohnzimmer stehen sehe. Ich starre mit offenem Mund hin. Die Gestalt dreht sich um, wohl die offene Tür bemerkt, und ich sehe, nein das kann doch nicht sein. Mich starren zwei erschrockene violette Augen an, die schwarz geschminkt sind und ein perlmutt farbenes Gesicht das von schwarzen Locken umrahmt wird. Die Frau richtet sich auf und starrt mich eindringlich an. Sie murmelt irgendwelche Worte, welche ich nicht verstehen konnte.
Ich bin plötzlich so müde. Ich will nur noch schlafen. Am liebsten im Stehen. Kann ein Mensch im Stehen schlafen ohne um zu fallen? Das ist mir im Moment egal. Ich schliesse einfach die Augen und döse ein.

Die Sonnenstrahlen wecken mich am nächsten Morgen. Ich strecke mich und lasse mir den Traum noch mal durch den Kopf gehen. Oder, war es womöglich gar kein Traum? Also eine Frau mit violetten Augen, das ist ja eher unwahrscheinlich. Ausser sie trägt Kontaktlinsen. Ich schlage die Bettdecke zurück und strecke mich noch mal. I Ich nehme mal an es war kein Traum. Wie sollte ich dann in mein Bett gelangen, wenn ich im Wohnzimmer eingeschlafen bin? Hat mich diese Frau ins Zimmer hochgetragen? Ich laufe runter ins Wohnzimmer. Nichts, was auf den nächtlichen Besuch hinweisen könnte. Ich steige wieder die Treppe hoch in mein Zimmer. Schon neun Uhr. Ich sollte mich anziehen. Ich ziehe eine Schublade der Kommode auf und nehme eine Jeans und ein blaues T-Shirt nach vorne.
Was liegt denn da neben dem Bild von meiner Grossmutter? Ein Pentagramm. Mir ist, als hätte ich sowas schon mal irgendwo gesehen. Der fünfzackige Stern ist von einem Kreis umgeben. Der Anhänger baumelt an einer goldenen Kette. Sieht noch hübsch aus, der passt bestimmt gut zu meine T-Shirt. Ich laufe zu meinem Spiegel im Bad und lege mir die Kette um. Ich schaue mich zufrieden an und gehe wieder raus. Plötzlich wird mir ganz warm. Sogar heiss. Was soll das? Ich fasse zu der Kette und schrecke sogleich zurück. Der Anhänger ist ja total warm!
Wie kann das denn sein. Eine Kette die plötzlich heiss wird. Und jetzt ist sie wieder kalt. Komisch. Naja, egal.
Morgen ist Montag und mein erster Tag an meiner neuen Schule. Mir graut es jetzt schon davor. Umso mehr will ich den heutigen Tag noch ausgiebeig geniessen. Ich gehe in die Küche runter und hole mein Frühstück nach. Meine Eltern sind im Garten und räumen da irgendwas um, oder so. Ich richte noch mein Zimmer fertig ein und beginne ein Buch zu lesen, welches mir meine Oma geschenkt hatte. "Magie für Junghexen" von Monika Molitor, so lautet der Titel. Ich wahr sehr überrascht, als ich es gesehen habe, aber es weckt auch meine Neugier. Weswegen ich auch zu lesen beginne.
Es steht viel darüber, wie man eine Hexe wird oder wie ein Hausaltar einer Hexe aussieht oder über die Elemente ist auch was geschrieben oder über die Jahreskreisfeste der sogenannten Wicca-Religion. Draussen wird es schon langsam dunkel und ich bekomme hunger. Ich gehe in die Küche hinunter und schon wieder knarrt die Treppe. Knarr! Meine Mum hat schon Essen gemacht. Es gibt Spaghetti mit Tomatensauce. Eines meiner Lieblingsessen. Ich begrüsse meine Eltern, da ich sie Heute noch nicht gesehen habe und wenn dann nur von weitem, und setze mich an den Tisch. Ich schöpfe mir eine grosse Portion und schlinge die Spaghetti nur so herunter. "Morgen beginnt die Schule. Hast du die Bücher schon gepackt, die du bekommen hast?" "Ja Mum, hab ich. Erinnere mich bloss nicht an die Schule." Ich stopfe mir eine weitere Gabel in meinen Mund. "Das schaffst du schon Carol. Als ich in deinem Alter war..." "Ja Dad, ist schon gut. Ich habe verstanden." Ich weiss, es ist unhöflich jemanden zu unterbechen, aber da mein Vater sonst mit einem ewigs langen Vortrag begonnen hätte, finde ich das angebracht.
Nachdem ich meiner Mutter beim Abwasch geholfen habe, das Haus hat leider keine Abwaschmaschine, ziehe ich meine Pyjama an und lege mich ins Bett. Beinahe hätte ich noch die Kette vergessen auszuziehen. Schnell streife ich mir die Kette über den Kopf und lege sie auf die Kommode. Der Schein des Mondes dringt durch mein Fenster und beleuchtet meine Sitzecke im Erker. vor mich hin träumend, schlafe ich endlich ein.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.05.15 07:16.

 Re: HEXENBLUT Kapitel 1
Autor:
 lynggs (Profil)
Datum:
 24.05.2015 07:20
Bewertung:
 

sehr gut und spannend geschrieben! Das hat viel Arbeit gegeben.