Geschichte: Fantasie für immer


 Fantasie für immer
Buch:
  Wenn Worte Flügel bekommen...
Autor:
 kdrexler (Profil)
Datum:
 13.07.2015 16:31

Mit diesem Spiegel hatte alles begonnen. Großmutter hatte ihn auf einer Auktion extra für mich ersteigert, weil sie meinte, dass eine junge Dame einen ordentlichen Wandspiegel brauche. Die nächsten Tage verbrachte ich damit, mich stundenlang im Spiegel zu betrachten. Manchmal, wenn ich meinem Spiegelbild lange und fest in die Augen sah, meinte ich, in eine andere Welt blicken zu können, in eine unbekannte, in der Zauberwesen wohnten. Versuchte ich jedoch mit meinem Finger eines der Wesen zu berühren, löste sich das Bild auf und ich sah nur mein Spiegelbild. Plötzlich hörte ich eine Stimme. „Trete durch den Spiegel und entdecke eine Zauberwelt.“ Ich sah mich in meinem Zimmer um, doch ich konnte niemanden entdecken. Ich tat, was man mir gesagt hatte, und streckte einen Fuß vorsichtig durch den Spiegel. Und tatsächlich, es funktionierte. Ich trat vollends in diese wunderbare Welt. Ich stand da und staunte. Ich bestaunte die Welt um mich herum. Ich drehte mich herum und wollte zurück in mein Zimmer treten, doch das Tor war weg! „Das kann doch nicht sein! Sie muss doch da irgendwo sein!“ Ich drehte mich ein paar Mal um mich selbst, ich fand es jedoch nicht. Ein Zwerg kam auf mich zu und sagte zu mir: „Du musst neu hier sein, ich habe dich hier noch nie gesehen.“ „Ja“, antwortete ich. Ich atmete einmal tief durch. „Kannst du mir vielleicht den Weg nach Hause zeigen? Ich bin durch meinen Spiegel hierhergekommen, aber ich kann nicht mehr zurück finden. Bitte, hilf mir!“ Der Zwerg sah mich fragend an. Jetzt erst musterte ich den Zwerg von oben bis unten. Er war circa einen Meter vierzig groß, hatte ein kleines grünes und etwas verschrumpeltes Gesicht. Nun antwortete er: „Ich kann dir leider nicht helfen, den Weg nach Hause musst du schon alleine finden. Wenn es dir gelingt, möchte ich dich nicht aufhalten.“ Nun sah ich ihn etwas fragend an. „Warum nur, wenn ich es schaffe?“, wollte ich wissen. Er seufzte. Dann erklärte er mir, dass es bis jetzt nie jemand, der durch einen Zauberspiegel gekommen war, geschafft hat, wieder nach Hause zurückzukehren. Mir traten die Tränen in die Augen. Dann ging ich ein Stück in Richtung einer kleinen Siedlung, in der ich hoffte, wenigstens einen Menschen zu treffen. „Hallo? Jemand da?“, rief ich in eine kleine, etwas zerfallene Holzhütte hinein. Da war niemand. Ich ging weiter. Jetzt flog eine Elfe auf mich zu. Sie fragte: „Bist du Saskia? Ich bin Lina und ich werde dir in deiner ersten Zeit hier helfen, damit du dich schnell wohlfühlst und dich auch zurechtfindest.“ Ich erstarrte. „Damit ich mich hier schnell wohlfühle?! Ich hatte eigentlich nicht vor, länger hier zu bleiben“, erklärte ich ihr. Sie sah mich etwas verwirrt an. Anscheinend hatte sie nicht mit dieser Antwort gerechnet. „Wie, du möchtest nicht bleiben? Aber du kannst nicht mehr nach Hause. Hat dir denn niemand gesagt, dass, wenn du einmal durch den Spiegel getreten bist, du dann nie mehr zurück kannst. In der normalen Welt wirst du nicht länger existieren. Es wird sein, als hätte es dich nie gegeben.“ Jetzt kamen mir langsam die Tränen. Es würde sein, als würde ich nie existiert haben? Meine Eltern würden sich nie wieder an mich erinnern? Das wollte ich nicht. Auf gar keinen Fall! „Gibt es denn keinen Weg, um wieder nach Hause zu kommen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Doch leider schüttelte sie den Kopf. Ich seufzte. „Komm, ich zeige dir, wo du wohnen kannst.“ Ich nickte und folgte der Elfe. In den nächsten zwei Tagen fragte ich jeden, der mir über den Weg lief, ob er nicht eine Möglichkeit wisse, wie ich wieder nach Hause kommen könnte. Und tatsächlich hatte ich Glück. Schorsch, so nannte ich den kleinen Gnom, wusste wirklich, wie ich wieder zurückkehren könnte. Als ich ihn nach dem Weg fragte, meinte er nur: „Es wird dir nicht gefallen, aber wenn du es unbedingt willst, erkläre ich es dir natürlich.“ Und das tat er dann auch. Der Däumling erzählte, dass ich auf einen Berg steigen müsste und eine Zauberformel sprechen sollte, die der Häuptling des Zauberreichs mir übergeben würde. „Allerdings erfordert die Rückkehr ein großes Opfer. Wen in deiner Familie liebst du am meisten?“ Ich schaute etwas verwirrt. Wollte er mich veräppeln? Und so fing ich an zu überlegen. Okay, ich musste nicht lange nachdenken, um zu dem Schluss zu kommen, dass ich wohl meine Oma am meisten liebte. Und so antwortete ich: „Ich schätze mal meine Großmutter.“ Jetzt sah er sehr seltsam aus mit diesem komischen Gesichtsausdruck, als er meine Antwort hörte. Doch er ging nicht weiter darauf ein. „Jetzt werde ich dir von diesem Opfer berichten, das du bringen musst, und welches schon viele hier abgehalten hat, wieder nach Hause zu kommen. Dieser am meisten geliebte Mensch wird in dem Moment sterben, in dem du wieder in die normale Welt trittst.“ Ich sah ihn erschrocken an und suchte in seinem Gesicht nach den ersten Anzeichen eines Lachanfalls, welche ich jedoch leider nicht finden konnte. Und so fragte ich: „Das ist dein Ernst oder?“ Ich bemerkte, wie meine Stimme zu zittern anfing. Würde ich dieses Opfer wirklich auf mich nehmen? Schon Sekunden später wusste ich die Antwort. Nein! Das würde ich niemals tun! „Also gut. Dann werde ich wohl nicht in meine Welt zurückkehren“, sprach ich meine Gedanken laut aus. Jetzt antwortete der Zwerg mit einem leichten Grinsen auf den Lippen: „Siehst du? Das hatte ich gemeint. So wie es dir geht, geht es vielen hier.“ Er drehte sich um und ging. Ich ging zu Lina, der Elfe, welche mich am ersten Tag hierher begleitet hatte, und fragte: „Weißt du, wie viele Menschen in der Zauberwelt leben? Ich habe bisher noch keinen Einzigen gesehen.“ Sie überlegte kurz und antwortete dann: „200 ehemalige Menschen leben derzeit hier. Die meisten schon länger als zwei Jahre. Denn, wenn du mehr als zwei Jahre hier bist, verwandelst du dich nämlich in eine Fee, einen Zwerg oder eine Elfe.“ Das waren doch mal tolle Aussichten! Vielleicht würde ich schon bald Zauberkräfte haben! Und die zwei Jährchen würde ich auch noch herum bekommen.

 Re: Fantasie für immer
Autor:
 Schreiberling (Profil)
Datum:
 23.07.2015 17:23
Bewertung:
 

Interessante Geschichte, auch wenn die Idee mit der Zauberwelt hinterm Spiegel nicht ganz neu ist. Ich möchte wissen, wie es weitergeht. Meine Ideen: der Zwerg hat aus irgendeinem Grund gelogen und es gibt doch einen Weg zurück...
Oder es herscht eine böse höhere Macht im Zauberreich, die viele Menschen für ihre Zwecke für immer hierher lockt und sie muss gegen sie kämpfen, um die Menschen davor zu bewahren.
Oder es kommen nach und nach alle Menschen herüber und verwandeln sich in Fabelwesen, bis schließlich die Erde von der Menschheit befreit ist und nur noch Tiere auf ihr wohnen. Vielleicht erholt sie sich dann irgendwann und blüht wieder neu auf...