Geschichte: Die Seelen im Moor -2-


 Die Seelen im Moor -2-
Buch:
  Die Seelen im Moor
Autor:
 Rolf (Profil)
Datum:
 02.12.2015 14:46

Mit höllischen Kopfschmerzen öffnete Gareth seine Augen, nur um sie gleich wieder zu schliessen. Obwohl der Anblick der Sonne nach tagelangem Regen schön war, ertrug Gareth das Licht nicht, ohne dass seine Kopfschmerzen noch heftiger zu pochen begannen. Es roch nach etwas gebratenem. Und es roch gut. Gareth bemerkte, das er Hunger hatte. Seit gestern hatte er nichts mehr gegessen. Seine Frau hatte immer gut gekocht. Mit diesem Gedanken wurde ihm wieder gewahr, was gestern passiert war. Nie wieder würde er das Essen seiner Frau geniessen können.
William trat durch die Türe ins Haus. "Guten morgen!" sagte er beiläufig und trug einen Behälter mit Wasser von draussen herein.
"Ich habe doch noch etwas essbares gefunden. Der Hase war heute morgen nicht schnell genug." Er leerte das Wasser in den grossen Kessel und hängte ihn über das Feuer. Dann wandte er sich wieder dem gebratenen Hasen zu.
Langsam setzte sich Gareth, der in der Nacht vom Stuhl auf den Boden gefallen war, auf. Nicht ohne dass die schmerzen im Kopf unmittelbar heftiger wurden. "Aohhh!" verlieh er seinem Zustand Ausdruck.
"Keine Sorge, Gar! Ich werde dir gleich etwas zu trinken geben, dass die Kopfschmerzen lindern kann." William schöpfe mit einer Kelle das mittlerweile warme Wasser in einen Becher und holte einige Kräuter aus seinem Beutel, die er in die Tasse zerbröselte.
"Trink das!" Er reichte Gareth die Tasse.
Schon nur das Wasser brachte sofort etwas Linderung. Und die Kräuter würden in einiger Zeit ihr übriges tun. Gareth stellte die Tasse hin und hielt sich an Tisch und Stuhl fest, damit er aufstehen konnte. Er war noch immer etwas wacklig auf den Beinen.
"Hast du schon entschieden, was du mit Ailis machen wirst?" fragte William.
"Sie wollte verbrannt werden" sagte Gareth. "Ich werde es wohl gleich hinter dem Haus auf dem Feld tun." Sein Blick sank zu Boden.
William ging auf ihn zu, und legte seine Hand auf Gareth Schulter: "Ich werde dir natürlich helfen!"
Einige Tage später, als das Holz durch die anhaltend hohen Temperaturen wieder getrocknet war, stand hinter dem Haus ein Scheiterhaufen. Ailis Körper lag in ein weisses Tuch gehüllt darauf. Einige Blumen waren um sie drapiert.
Schweigend und aufrecht standen Gareth und William daneben, Gareth mit einer brennenden Fackel in der Hand. "Duw a'i deyrnas nefoedd"
Er ging mit der Fackel zum Scheiterhaufen und entzündete ihn. Bis in den Abend lodere das Feuer so hell und rot wie die untergehende Sonne.

Gareth sass auf einem Felsen und blickte hinüber zur Senke. Das Wasser der letzten Tage wurde von den Mooren aufgesogen. Doch sie blieben gefährlich. Mit ihrem trügerischen Grün lockten sie die ungeübten Wanderer in ihre grausame Falle. Einige hatten das Glück, dass sie von ortskundigen Bauern gerettet wurden. Für andere kam nie Hilfe. Sie wurden vom Wasser verschlungen. Für immer. Gareth Gedanken hatten sich in den letzten Tagen gewandelt. Er dachte nun mehr an die glücklichen Momente, die im das Leben mit seiner Frau schenkte. Die Selbstmordgedanken traten in den Hintergrund. William trat zu ihm.
"Ich habe deine Gastfreundschaft schon zu lange genutzt. Es ist Zeit, nach Hause zurück zu kehren. Meine Familie hat sich sicherlich Sorgen um mich gemacht." Sie verabschiedeten sich mit einem Handschlag und William machte sich auf den Weg Richtung Senke.
Als er William nachsah, reifte auch in Ihm der Gedanke ans Reisen. Hier hielt ihn ja nichts mehr. Seine Söhne waren erwachsen und lebten Ihr eigenes Leben. Und er war noch nicht so alt, als dass er nicht noch die Kraft hätte von vorne neu zu beginnen.
So ging er gedankenverloren zurück ins Haus. Er öffnete seinen Schrank. Dort hingen Hut, Mantel, Schwert und der alte Trinkschlauch.
In der Küche fand er noch etwas Brot und Schafskäse. Und er packte natürlich noch eine Falsche Whisky ein. Gut zum Trinken, aber auch zum Tauschen. Und ein Messer, dass er auch sonst bei sich Trug.
Er ging nach draussen und schnitt sich von einem Strauch einen Stab zurecht. Stabil und biegsam, auch als Waffe zu gebrauchen. Er schnitzte rundum Handbreite Einkerbungen ein, um guten Halt zu finden. Danach ging er zum Stall. Er öffnete das Schafsgehege und lies die Tiere frei. Dann band er sein Pferd los und verlies mit Ihm den Hof Richtung Senke, ohne auch nur noch einen Blick zurück zu werfen. Er lies seine Vergangenheit hinter sich und begab sich auf den Weg in ein neues Leben und neuen Abenteuern entgegen.

-Wird Fortgesetzt-



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.12.15 14:46.

 Re: Die Seelen im Moor -2-
Autor:
 Tuula-03 (Profil)
Datum:
 02.12.2015 17:31
Bewertung:
 

Ich werde diese Geschichte mit freuden weiter lesen.

 Re: Die Seelen im Moor -2-
Autor:
 Kora (Profil)
Datum:
 05.12.2015 18:02
Bewertung:
 

Die Geschichte gefällt mir mit Freuden würde ich die Geschichte gerne weiter lesen.