Geschichte: Dem Fluch auf der Spur 3


 Dem Fluch auf der Spur 3
Buch:
  Dem Fluch auf der Spur
Autor:
 unbeliiievablee (Profil)
Datum:
 29.02.2016 16:17

‚Nächste Haltestelle: Bahnhofsstraße‘
Vio erhebt sich von ihrem Sitzplatz und wir laufen zur Türe des Busses. Der Busfahrer hält an und wir steigen aus. Ich fühle mich immer noch extrem wie ein Schwein, dass sich im Dreck gewälzt hat und möchte so schnell wie es geht zu Vio um mir schöne, frische Klamotten anzuziehen. Das ist der Vorteil wenn man den selben Geschmack was Klamotten betrifft hat und in Oberteilen auch immer die selben Größen. Ich laufe mal wieder relativ schnell so wie immer. Aber heute hat es einfach einen anderen Grund, ich will so schnell wie möglich weg aus dem Blickfeld der Leute, die wirklich äußerst seltsam mich von oben bis unten mustern. Vio hat begriffen, dass es mir sehr unangenehm ist und hält bei meinem Tempo mit. Wir sind kurz vor ihrem Haus angekommem. Vio hat eine Schwester und ihr Haus ist im Vergleich zu unserem relativ klein aber doch sehr schnuckelig und in der Nähe eines kleinen Waldes gelegen. Es ist sehr ruhig und idyilisch aber Vio mag es hier eigentlich nicht so, da sie kaum Nachbarn haben und zudem auch niemanden unseren Alters sodass sie eigentlich immer alleine mit ihrer 5 Jahre älteren Schwester chillen muss die manchmal wirklich keine Lust auf sie hat. Wenn ihr danach ist , schaut sie meistens einfach bei mir vorbei. Mittlerweile sind wir angekommen, Vio schließt auf und ich sprinte so schnell wie möglich hoch in ihr Badezimmer um meine dreckigen Hände zu waschen.
„Ich nehm mir was ok?“, schreie ich noch bevor ich den Schrank öffne.
„Geht klar!“, kommt es von unten. Ich öffne die große lange Türe und hole mir ein Shirt von Brandy, das ich auch habe. Am liebsten würd ich auch meine Hose wechseln also suche ich in der Hosenschublade nach einer Jeans in meiner Größe. Ich werde zum Glück fündig und bin mal wieder total sprachlos über die Ordnung in Vios Schrank und nein das ist keine Ironie. V’ ist der ordentlichste Mensch den ich kenne, sie sagt sie kann einfach nicht richtig durchschlafen, wenn sie weiß dass auf dem Boden ein Shirt oder auf dem Stuhl ein Pull liegt. Aber naja bei mir ist glaube ich eher das Gegenteil der Fall, ich kann nicht richtig schlafen, wenn alles aufgeräumt ist und keine Socken auf dem Boden herumfahren. Eine weitere Eigenschaft von mir, die man sich ableiten kann, chaotisch. Passt recht gut in das Schema von verpeilt, tollpatschig und verträumt. Unpünktlich ist da auch nicht wirklich abwegig. Ich höre wie Vio die Treppe hochläuft. Das Tshirt habe ich schon an und ziehe mir gerade die Hose an. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich wohin mit der schmutzigen Wäsche. Möchte sie ungern einfach so auf dem cremefarbenen Teppich der aussieht als wär er gestern gekauft, hinlegen. Sie kommt ins Zimmer und läuft direkt auf den Dreck zu der auf dem Boden liegt. Ich habs einfach hingeworfen in der Hoffnung das würde am wenigsten Gestank verursachen. Vio rümpft die Nase und hält es das Top vorsichtig nach oben jedoch so, dass sie es nur mit dem Ringfinger und dem Daumen halten muss. Ich sehe an ihrem Gesichtsausdruck dass sie es wahnsinnig widerlich findet.
„‚Ich glaub wir tun das erstmal in die Waschmaschine!“, sagt sie leise aber immerhin so laut dass ich es höre.
„Ja ok ich brings runter danke für die Sachen ge“
Keine Antwort.
Sie weiß dass das in unserer Freundschaft selbstverständlich ist und deshalb versucht sie erst gar nicht irgendetwas zu sagen. Nachdem wir Schulzeug auf ihr Bett geschmissen haben, ich mich wieder sauber und wohl fühle machen wir uns schlißlich auf den Weg. Wenn man bei Vio los geht ist es nicht weit zum Bahnhof der uns mit dem nächsten Zug nach München bringt. Ich habe ihr mein Geld gegeben, das sie in ihrer Tasche verstaut hat. Wir sind eindeutig bereit für einen schnönen Shoppingnachmittag. Am Bahnhof schauen wir erstmal nach den Zugzeiten. Der nächste Zug kommt erst in einer halben Stunde sodass wir noch ein wenig Zeit haben auf der Bank zu sitzen und uns zu unterhalten. Ich meine Nico am anderen Ende des Bahnsteiges zu sehen aber V’ sieht ihn nicht deshalb wage ich es nicht, irgendetwas zu sagen. Sie redet grad über die Party morgen und fragt mich ob ich schon weiß was ich anziehen möchte, schließlich gehen wir ja nicht so oft auf eine KayCe Party. Das KayCe ist der Club von Marci’s Eltern bzw eigentlich betreibt ihn Marci jeden Freitag und eingeladen werden nur die Partymäuse und Leute die er kennt und cool findet. Man kann es daher als cool sehen, dass Vio und ich mit Finni dahin gehen werden. Aber bisher ist von Freude in mir noch nichts zu spüren. Im Gegensatz zu V. Das erste Mal seit langem sieht sie grade richtig glücklich aus. Sie strahlt total. Nach der Trennung von Nico habe ich sie eigentlich nur verweint und zurückgezogen erlebt aber nun. Meine Vermutung der Typ am anderen Ende des Bahnsteiges sei Nico, ignoriere ich schnell wieder. Außerdem hat die Person einen schwarzen Hoodie an und das scheint Nico nicht ähnlich. Vielleicht will er nicht gesehen werden. Stop. Halt. Aufhören Em’. Ich rede mir selbst ein wie dumm das ist .
Ich höre Bremsspuren und ein Pfeifen. Der Zug fährt endlich ein. Wir steigen sofort ein und suchen uns einen angenehmen Sitzplatz. In unserem Kaff steigt außer uns und dem Typ mit dem Hoodie sonst niemand ein, was wirklich kein Zufall ist . Es gibt nicht viele die einfach so mittags in die Großstadt fahren. Abgesehen davon, dass es allgemein wenige in diesem Dorf gibt die überhaupt sich am Bahnhof aufhalten. Haha.
Die Bahnfahrt dauert etwa 1 Stunde und ich erzähle Vio von meiner peinlichen Begegnung mit Alex letzte Woche.
„Ich hab ihn auf dem Flur gesehen. Er war alleine weißt du und sonst war niemand da.“
„Hast du dich getraut ihn anzusprechen?“
„Ja schon“, ich zögere einen Augenblick, „wir haben irgendwie aber nicht so viel geredet. Ich weiß einfach nicht zu erzählen außerdem denkt er eh das was alle denken, ich bin das letzte verpeilte Opfer und er mag mich eh nicht!“
„Ach was das denkt er bestimmt nicht!“ Sie legt den Arm beruhigend um meine Schulter und drückt ein wenig zu sich hin sodass ich ihren Armen liege. Was ich wohl ohne sie wäre. Ehrlich, ich weiß es einfach nicht.
Ich schaue nach draußen und lasse die Bäume und Felder an uns vorbei ziehen. Die Städte werden von Zeit immer größer und größer und das Gefühl von vielen Leuten, Starbucksgeruch und frischgebackenen Brezeln kommt immer näher. Ich liebe München. Die Leute. Die gute Laune. Den Stress. Die Menschenmassen in der Innenstadt. Die gefüllten Geschäfte. Ich weiß nicht aber irgendwie ist dort überall Leben, egal wo du hin gehst. Einfach der Kontrast zu all dem, das ich kenne, das ich mein Zuhause nenne. Meine Eltern sind froh, dass ich nicht in einer Großstadt aufwachse, sie meinem dort geht man oftmals nicht gut miteinander um, es gibt nur viel Streit unter den unzufriedenen Menschen, lernt alles Schlechte kennen und macht zu viele Erfahrungen, vor denen man besser verschont geblieben wäre. Ich glaube sie haben einfach nur Angst vor den vielen Leuten, den Clubs und den vielen Möglichkeiten die man in einer solchen Großstadt als Jugenlicher mit 15, 16 hat. Sie lieben das Landleben einfach und sind glaube ich auch selbst froh, ohne den gestressten Kollegen oder arroganten Chefs zu leben. Nun ja.
Der Zug hält an und wir steigen aus.
„Java Chip Chocolate bei Starbucks?“, fragt Vio als wir die Treppen vom Bahnhofsgebäude verlassen.
„Auf jeden!“, wie immer hat sie meine Wünsche von den Lippen ablesen können.
Wir schlendern auf der Einkaufsstraße entlang immer in Richtung Starbucks. Der Junge im Hoodie ist ebenfalls ausgestiegen, habe ihn aber dann aus den Augen verloren. Eh unwichtig. Da ist er endlich, der Starbucks. Wir schieben uns zwischen drängelnden und gestressten Menschen hindurch bis zu Theke und bestellen unsere Getränke. Ich suche schon mal einen Platz wobei dies ziemlich schwierig ist , da der Starbucks wirklich komplett gefüllt ist . Vio kommt mit den Getränken schon angelaufen und ich habe zum Glück schon einen Platz klar machen können, da ein schnuckeliges Paar gerade aufgestanden ist und gegangen war. Wir setzen uns ans Fenster und ich schlürfe genüsslich mein Getränk. Einfach perfekt. Dieser Moment. Ich wünschte, er würde so schnell nicht aufhören. Ich wünschte, ich könnte ihn festhalten. Irgendwie. Damit ich mich später daran erinnern kann, wenn ich alt bin, eine runzelige Oma. Daran wie ich, Emilia Rothut mit meiner besten Freundin Viola in München im Starbucks einen sauleckeren Java Chip Chocolate Cream schlürfe und an nichts anderes denke als an große riesige Schokomuffins.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.03.16 10:24.