Geschichte: Der Überlebende oder Das Silberlicht


 Der Überlebende oder Das Silberlicht
Buch:
  -
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 18.04.2016 17:51

Hallo! Das ist meine erste Geschichte hier. Ich lege sehr viel Wert auf Feedback! Danke schonmal im Voraus! :)




Der Überlebende oder Das Silberlicht

Um ihn herum waberten Schatten. Fino hörte, wie sie flüsterten und sich bewegten. Die Geister folgten ihm. Schwach erleuchtete die Fackel den felsigen Boden. Rot tanzten die Flammen und spendeten flackerndes Licht. Die Geister blieben außerhalb des Lichtkreises. Fino hörte, wie sie in der Dunkelheit atmeten.
Seine Stiefel kratzten über den steinigen Boden. Ein Windstoß ließ die Fackel aufflackern. Fino fröstelte. Das fahle, weiße Licht des Mondes ergoss sich kalt über die weite, graue Felslandschaft. Nicht weit entfernt sah Fino dürre Fichten aufragen. Die Nadeln hingen noch an ihren Zweigen, doch sie waren genau so tot wie alles andere um sie herum. Nebel waberte um ihre Stämme. Dahinter glitzerte ein See.
Fino hatte diese trostlose Landschaft noch nie zuvor gesehen, doch er wusste genau, was zu tun war. Er erreichte die Bäume.
Die dürren, trockenen Nadeln strichen über das schmutzige Gesicht des Überlebenden. Zu seinen Füßen lag ein Boot, rasch aus grauem Holz gezimmert, und wartete auf ihn. Fino warf einen Blick über das dunkle Wasser. Dort, auf der gegenüberliegenden Seite, klaffte ein Loch im Felsen. Eine Höhle. Dorthin musste er gelangen. Fino befestigte die Fackel am Bug des Bootes, stieg ein und ergriff die Ruder. Lautlos durchschnitt das Gefährt das schwarze Wasser des Sees. Nur das leise Platschen der Ruder durchbrach die Stille, und das Flüstern der Geister. Sie glitten neben dem Boot durchs dunkle Wasser und huschten am Ufer entlang, das vom Nebel verborgen war. Der Junge konnte sie nicht sehen, doch er spürte ihre Anwesenheit. Das Licht der Fackel tanzte auf den Wellen vor dem Bug. Fino erreichte das Ufer. Das Boot schob sich mit einem schabenden Geräusch auf den grauen Kies des Strandes. Er stieg aus und nahm die Fackel. Vor ihm lag die Höhle. Ein kahler Baum klammerte sich an den Fels, seine Wurzeln hingen in den Eingang. Er klaffte im Gestein wie das Maul eines Ungeheuers. Fino umklammerte die Fackel fester, als könnte sie ihn vor seinem Schicksal retten. Er holte tief Luft und trat ein. Die Höhle verschlang ihn. Das Licht der Fackel reichte keine drei Schritte weit. Der Gang, durch den es ihn führte, war niedrig und schmal und aus schwarzem Fels. Fino spürte, dass die Geister ihm folgten. Er lief weiter, geradeaus in die Dunkelheit, und versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Plötzlich wichen die Wände zurück und er stand in einer Halle. Sie schien vor langer Zeit vom Wasser in den Fels gefressen worden zu sein. Fino achtete nicht auf die seltsamen Formen, die es im Laufe der Jahrhunderte in die Wände gemeißelt hatte, sein Blick war auf den großen steinernen Tisch in der Mitte der Halle gerichtet. Auch er schien aus dem Gestein der Höhle gemeißelt zu sein. Und auf seiner Tischplatte leuchtete etwas, hell wie der Mond. Das Silberlicht. Es war das Herz der zerstörten Welt, ihr Anfang und ihr Ende. Deshalb war Fino hier. Er würde die Welt beenden, die trostlose Welt dort draußen. Sein Herz schlug heftig, als er langsam an den Tisch trat. Die Geister blieben am Eingang der Halle zurück. Fino beugte sich über das Silberlicht. Es war eine winzige Kugel, so groß wie eine Murmel, vielleicht aus Glas. Zögernd streckte er die Hand aus und nahm es vorsichtig, als fürchtete er, es würde zwischen seinen Fingern zerbrechen. Fino spürte, wie die Geister ihn drängten, es fallen zu lassen und der Welt ein Ende zu setzen. Er wusste, dass er es tun musste, doch er fürchtete sich davor. Lange zögerte er. Doch schließlich erinnerte er sich der toten Bäume am See, der zerstörten Städte, der niedergebrannten Wälder. Für sie gab es keine Rettung mehr.
Dann ließ er es fallen. Unendlich langsam schien das Silberlicht sich dem Boden zu nähern. Die Zeit schien stillzustehen. Fino glaubte, sein Spiegelbild in der winzigen Kugel erkennen zu können, wie es aufblühte und ihm entgegensah.
Und dann war es vorbei. Das Silberlicht zerschellte auf dem Steinboden.
Der kalte Schein, in den die Höhle getaucht gewesen war, zerfloss, und mit ihm die Steinwände, der See, die Fichten an seinem Ufer. Der Mond verdunkelte sich. Das Spiegelbild des Jungen in der Kugel zerriss, und mit ihm die nachtschwarze Himmelskuppel. Fino stürzte in Finsternis.

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Wieder war es dunkel. Doch dort, irgendwo in der Finsternis, leuchtete ein kleines Licht, weiß, wie der Mond. Ein neues Silberlicht. Eine neue Welt würde entstehen, würde blühen und welken, und am Ende zerschellen. Nur das Silberlicht würde weiterleben.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.06.16 14:46.

 Re: Der Überlebende oder Das Silberlicht
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 18.04.2016 18:03
Bewertung:
 

HA!
Ich wusste doch, dass er vorhatte, die Welt zu vernichten. Ich hatte es bloß vergessen. Warum sind deine Geschichten immer besser, als meine?
(Das ist unfair! Du übst heimlich!)

 Re: Der Überlebende oder Das Silberlicht
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 03.05.2016 14:28
Bewertung:
 

Seufz. Ich habe mich auf dieser Seite angemeldet, weil ich Feedback wollte, von Leuten, die mich nicht kennen und deshalb unvoreingenommen sind. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass niemand die Geschichten überhaupt liest. Das einzige Feedback, das ich bis jetzt bekommen habe, stammt von meiner besten Freundin. Und dieses Feedback ist nicht das Wertvollste, weil wir uns schon so gut kennen.
:-(

 Re: Der Überlebende oder Das Silberlicht
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 08.05.2016 15:06
Bewertung:
 

Mhm... :-(

 Re: Der Überlebende oder Das Silberlicht
Autor:
 Waldhörnchen (Profil)
Datum:
 11.07.2016 06:38
Bewertung:
 

Die Geschichte ist echt gut;Ich wäre mal gespannt was
herauskommt wenn du eine Action-Geschichte schreiben würdest...

PS schaue doch mal auf meinem YouTube Kanal "WaldhörnchenTv" vorbei

 Re: Der Überlebende oder Das Silberlicht
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 28.09.2016 12:57
Bewertung:
 

Danke für den Tipp, diese Geschichte zu lesen. Sie hat mich echt mitgerissen. Vorallem, weil sie noch genügend Platz für die eigene Fantasie lässt. Ich wüsste jetzt nicht, was man daran noch verbessern sollte... (tu)