Geschichte: Shadowhall Village Teil 1


 Shadowhall Village Teil 1
Buch:
  -
Autor:
 Zoey (Profil)
Datum:
 22.04.2016 08:34

1. Kapitel

Ilane Hardley

Glaubst du an Geister? Geister gibt es wirklich, den ersten sah ich mit 12 Jahren. Es war der Geist meiner Mutter, sie hatte einen schweren Autounfall, so war der Sarg geschlossen und wir konnten uns nicht von ihr verabschieden. Vater ließ die Bilder abhängen und verbrennen. Alle Erinnerungen von ihr wurden ausgelöscht, so als hätte sie nie existiert. Nach einiger Zeit kehrte der Alltag ein und Mutter geriet langsam in Vergessenheit. Bis zu dem Tag an dem sie zurückkehrte…
Es war abends, Vater und meine kleine Schwester Avery schliefen schon längst. Doch ich konnte meine Augen nicht schließen. Aus dem Flur hörte ich ein Knarren, so als würde jemand direkt auf mich zukommen. „Avery?“ flüsterte ich. Keine Antwort. Wie gebannt starrte ich auf den Flur. Erst sah ich nur ein Schatten an der Wand und dann sah ich sie, meine Mutter. Sie sah furchtbar aus. Ihre langen blonden Haare hatte sie zurückgebunden, sie trug das schwarze Perlen besetzte Kleid, dass Vater ihr letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte und in dem sie begraben wurde. Vereinzelt hingen noch Hautfetzen an ihr. Panisch drehte ich mich um und schloss die Augen. Ich merkte wie sie näher kam, es wurde immer kälter und kälter. Bis ich eine kalte Hand auf meiner Schulter spürt. Sie beugte sich über mich, sie stank so furchtbar das mir bis heute noch ein kalter Schauer über die Arme läuft, wenn ich daran zurückdenke. Ich war unfähig mich zu rühren und zitterte am ganzen Körper. Sie flüsterte mir mit heiserer Stimme ins Ohr. „Mein liebes Kind, hüte dich vor Shadowhall Village.“ Dies war die erste Begegnung mit meiner Mutter. Doch das sollte nicht so bleiben…..

Es war 8:00 Uhr morgens, mittlerweile war ich 24 Jahre alt und leidenschaftliche Schriftstellerin. Heute sollte ich mein neues Manuskript vorlegen. Meine Schwester wollte mich ein Stück begleiten und anschließend zur Reitakademie fahren. Doch wie zu erwarten schlief sie noch tief und fest. Also schlich ich mich zu ihr ins Zimmer um sie zu wecken. „Avery. Avery , steh auf. Sonst kommen wir zu spät.“ Ich rüttelte sanft an meiner Schwester. Verschlafen rieb sie sich die Augen. „Na komm, steh auf.“ Sagte ich lächelnd zu ihr während ich die Vorhänge aufzog. „Soll ich dir Wasser einlassen?“ Sie nickte nur verschlafen. Also ging ich ins Bad um ihr Wasser einzulassen. Ich hörte sie ins Bad schlurfen. „Das gehört sich aber nicht für eine junge Dame.“ Versuchte ich Vater nach zumachen, drehte mich um und sah in das zerfetzte Gesicht meiner Mutter. Ich schrie vor Entsetzen auf, da verschwand der Geist auch schon wieder. Stattdessen stand meine Schwester in der Tür. „Ilane? Was ist denn passiert? Ich hab dich schreien hören. Du bist ja ganz blass. Geht es dir gut? Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“ „Nein alles okay, mich hat nur etwas erschreckt.“ Sie runzelte die Stirn. „Okay.“ Sagte sie nur und stellte sich vor den Spiegel um ihr langes Kastanienbraunes Haar zu kämmen. Sie hatte sich ihre rosa Reithosen rausgelegt dazu eine weiße Bluse und einen rosanen Blazer. Dazu ihre schwarzen Reitstiefel. Avery war eine fabelhafte Reiterin und die einzige die ich kenne, die keine Sporen oder Gerten einsetzte. Zwischen ihr und den Pferden ist etwas magisches, sie versteht was die Tiere ihr sagen wollen. Als Zuschauer ist man total begeistert und gebannt, wenn sie reitet. Ich schloss die Tür und ging hinunter um zu frühstücken. Ich merkte immer noch das ich leicht zitterte. „Wollen Sie Ihren Tee wie immer Miss?“ „Ja danke Evelyn.“ Sagte ich und setzte mich an den Tisch. Nach einer halben Stunde kam auch meine Schwester zu Tisch. „Vater ist schon weg oder?“ „Ja.“ Sagte ich nur. „Du bist nervös oder?“. Ich nickte nur und so wie sie es sagte, merkte ich wie nervös ich war. „Das wird schon werden.“ Sie tätschelte leicht meinen Arm. Dann rief sie: „Evelyn! Hast du Fizz schon irgendwo gesehen?“ Fizz ist Avery’s kleiner Kleinspitz. Ein aufgeweckter Hund der viel kaputt macht. „Ja Miss, ich hab ihn draußen in den Garten gelassen.“ Avery nickte Evelyn nur zu. „Er muss unbedingt mit.“ Meinte sie zu mir und ging in Richtung Garten. „Aber Miss, sie haben ihre Frühstück noch nicht beendet.“ „Das hört sie jetzt schon nicht mehr. Ich bin auch fertig Evelyn. Das Frühstück war wieder vorzüglich.“ „Bist du soweit?“ Avery stand in der Tür Fizz neben ihr. „Ja ich denke schon.“ Vorsichtig nahm ich mein Manuskript und öffnete die Tür. Wir liefen über den Markplatz, bis hin zu einer wunderschönen Villa. Ich atmete noch einmal tief durch. „Viel Glück, Ilane.“ Avery drückte mich noch einmal und lief mit Fizz Richtung Reitakademie. Ich atmete noch einmal tief durch um mich zu beruhigen und trat in die Villa ein. In Gedanken verdrängt lief ich die Treppe hinauf. „Ilane!“ hörte ich hinter mir. Die Stimme kam mir zu vertraut vor. „Michael, du hast mir gar nicht erzählt, dass du zurück bist.“ Lächelnd sah er mich an. „Bist du hier, um dein neues Manuskript abzugeben?“ „Ja, um 10:00 Uhr hab ich einen Termin bei Mr. Carrington.“ „10:00 Uhr? Da bist du aber ein bisschen zu früh.“ „Ja ich weiß aber ich wollte ohnehin noch Korrekturen vornehmen.“ Er lächelte mich an. „So kenne ich dich.“ „Was machst du hier?“ fragte ich ihn neugierig. „Oh ich richte gerade meine neue Praxis ein. Du musst nachher mal vorbeikommen und sie dir ansehen. Sie ist fabelhaft.“ Seine leuchtend blauen Augen flackerten vor Freude. Michael war ein sehr guter Freund aus Kindheitstagen, bis er dann nach England reiste um zu studieren. „Miss Hardley!“ Miss Edwardson Michaels Mutter funkelte mich an. „Guten Tag Miss Edwardson.“ Ich machte einen leichten Knicks vor ihr. „Ich habe gehört Michael hat dir schon viel erzählt. Hat er dir auch von Elizabeths Eroberung in England erzählt? Sein Name ist Mr. Sullivan. Er ist ein Baronet. Ein charmanter junger Mann und er ist mit seiner Schwester den ganzen Weg über das Meer gekommen, nur um Elizabeth zusehen. Jetzt ist er hier in Buffalo und wird selbstverständlich auch zu unserer Wilkommensfeier erscheinen. Sei es nur um Elizabeth zu sehen.“ „Mutter, er ist geschäftlich hier.“ Elizabeth kicherte, dann fuhr sie fort: „Die genaue Definition eines Baronets ist mir noch nicht bekannt, aber er ist auf jeden Fall ein edel Mann.“ „Ein Baronet ist ein Mensch der das Land besitzt das andere für ihn bearbeiten. Sozusagen ein Parasit mit einem Titel.“ „Dieser Parasit meine Liebe, ist äußerst reizend. Aber so was interessiert sie natürlich nicht. Für wen halten sie sich? Jane Austen? Sie starb als Jungfrau.“ „Mutter!“ zischte Michael aufgebracht dazwischen. „Nein, lass nur.“ sagte ich zu ihm und wendete mich wieder an Miss Edwardson. „Tatsächlich Miss, wäre ich lieber Mary Shae, sie starb als Witwe. Sie entschuldigen mich.“ Sagte ich und quetschte mich an ihnen vorbei. Nervös wartete ich dort auf Mr. Carrington. Ich hatte das Manuskript schon 2-mal durchgelesen, als Mr. Carrington hereinkam. „Ms. Hardley, sie sind zu früh.“ „Nur ein wenig.“ Ich lächelte ihn nervös aber selbstsicher an und gab ihm mein Manuskript. Leicht zitternd, sah ich ihm dabei zu wie er mir kritischer Miene zu lesen begann.

Avery Hardley

„Avery! Würdest du mal so freundlich sein und mir beim Versorgen der Pferde helfen. Sie sind eben gerade angekommen.“ Ich zuckte zusammen, ich hatte Darek gar nicht bemerkt. „Ja klar ich komme.“ „Bist heute etwas verträumt, kann das sein?“ „Nein.“ Erwiderte ich und nahm Fizz auf den Arm. „ Mit den Pferden sind auch gleich die Besitzer hier. Es heißt sie wollen sich meine Reitakademie persönlich angucken.“ Ich zuckte nur mit den Achseln. „Sind wahrscheinlich wieder Edelleute. Vielleicht sollten wir Mrs. Edwardson holen damit sie ihre Tochter wieder vorzeigen kann.“ Sagte ich scharf. Darek lachte auf. „Du kannst diese Frau immer noch nicht leiden.“ „Hast du schon mal gesehen, wie sie Ilane behandelt?“ „Ja das ist mir auch aufgefallen. Es scheint so als hätte sie eine tiefe Abneigung gegen Ilane gebildet.“ „Es scheint nicht nur so, es ist auch so. Nur weil Ilane lieber Bücher schreibt als irgendwelchen Männern hinterher zu rennen.“ „Wenn das dein Vater hören würde.“ Mittlerweile waren wir in der Mitte der Akademie angekommen. Dort schmückte sich ein riesiges Eingangstor. Es war aus silbernem Metall und speziell für diese Akademie angefertigt worden. Jede Seite vom Tor hatte ein rennendes Pferd. Darüber befanden sich die Wörter „Johnsons Reitakademie.“ Dareks Reitakademie ist sehr groß. Es gibt dort Ferien- und Gruppenhäuser. Die Reitakademie beherbergt 160 Schulpferde 90 Privatpferde und 150 Gastpferde. Auf dem Hof standen eine Kutsche und 2 schwarze Araber. Doch einen Kutscher konnte ich nirgendwo entdecken. Seltsam normalerweise waren es die Kutscher, die sich immer um die Unterkunft der Pferde kümmerten. Ein hochgewachsener Man mit lockigem kurzem schwarzem Haar kam auf mich zu. Er war komplett in schwarz gekleidet. „Colin Sullivan, sehr erfreut sie kennenzulernen Miss.“ Er hielt mir seine Hand hin. „Ebenso.“ Erwiderte ich gespielt höflich, rührte meine Hand aber nicht, so zog er sie wieder zurück. Ich mochte ihn schon nicht. Er deutete auf die Frau neben ihm. „Das ist meine Schwester Lucy Sullivan.“ Ich machte einen leichten Knicks. „Sehr erfreut sie kennenzulernen Mr. Sullivan.“ Darek schüttelte Mr. Sullivan die Hand. „Lady Sullivan.“ Er tippte sich an den Hut. Fizz wurde in meinen Armen unruhig. Also setzte ich ihn auf den Boden. Bellend rannte er auf Lucy zu. „Das ist ja ein reizender Hund.“ Sagte sie und kraulte ihn hinter den Ohren. „Wo ist eigentlich ihr Kutscher?“ wendete ich mich an Colin. „Normalerweise bringen sie immer die Pferde.“ „Oh . wir sind ohne Kutscher gereist.“ erwiderte Colin. „Das ist so Sitte in England.“ verdattert sah ich ihn an. Er lächelte nur. „Fizz komm her.“ rief ich meinen Hund zurück. Er schoss auf mich zu und sprang an meinen Beinen hoch. Ich ging auf den ersten Araber zu. Es war ein wunderschöner schwarzer Hengst. Mit einer silbernen Strähne in der Mähne. Fizz bellte ihn an. Das machte er bei jedem Neuankömmling. Der Hengst blieb ganz ruhig. Liebevoll streichelte ich ihm über die Nüstern. „Wow so habe ich ihn noch nie erlebt.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Colin neben mir stand. „Sein Name ist Dancer. Er ist eigentlich ziemlich aufbrausend. Wenn man keine Gerte oder Sporen zur Hand hat.“ „Avery kann sehr gut mit Pferden umgehen. Es scheint fast so als könnte sie verstehen, was sie sagen. Ihr müsst sie mal auf Mistral erleben.“ Darek strahlte vor Begeisterung. Ich sagte einfach nichts und fing an ihn von der Kutsche zu befreien. „Kann ich ihnen irgendwas helfen Miss.“ Colin stellte sich wieder neben mich. „Ja sie könnten mir sein Halfter bringen und ihm die Hufe auskratzen.“ Lächelnd drückte Colin mir ein knallpinkes Halfter in die Hand und fing an die Hufe auszukratzen. Ich verdrehte die Augen und zog Dancer das Halfter an. Wir führten die Pferde in ihre Boxen. „Nun denn.“ sagte Colin. „Lucy und ich müssen leider aufbrechen, wir haben noch einen Termin. Könnten sie mir sagen, wie wir zum Bauunternehmen Hardley gelangen.“ „Am Marktplatz links.“ sagte ich schroff. Er hob seinen Hut und zwinkerte mir zu. Dann verschwanden er und Lucy. „Du kannst ihn nicht leiden.“ Darek kam lächelnd auf mich zu. „Nein das kann ich wirklich nicht. Irgendwas stimmt nicht mit ihnen.“ „Ich denke du verrennst dich in irgendwas. Er sah nicht ganz abgeneigt aus.“ „Wie gut, dass ich schon mit deinem Bruder verlobt bin.“ Ich zwinkerte ihm zu. „Wie er das geschafft hat, ist mir ein Geheimnis.“ sagte Darek lachend. Mit gespielter Empörung, warf ich einen Schwamm nach ihm. „Junge Dame, ich möchte, dass du dich angemessen diesen jungen Herren gegenüber benimmst und ihn nicht mit Schwämmen bewirfst.“ Ich fing an zu lachen. „Ja Vater.“ Wir grinsten uns an. „Was ist denn hier los“ Ein großer, muskulöser, braungebrannter Mann kam herein. seine kurzen blonden Haare waren hoch gegeilt. „James!“ rief ich und sprang aus der Box von Dancer in der Darek und ich vorher noch rumgeblödelt hatten. Er lachte auf und schloss mich in seine starken Arme. „Na, mein Schatz.“ er küsste mich sanft. „Ich dachte du kommst nie aus deiner Praxis raus.“ Darrel lachte. „Michael hat die nächste Schicht übernommen.“ „Stimmt, jetzt wo er wieder zurück ist, teilt ihr euch die Praxis.“ Ich lächelte ihn an. „ Da ich ja jetzt frei habe, könnten wir in den Park spazieren gehen.“ sagte er sanft zu mir. Ich nickte und pfiff. Sofort kam Fizz mit seinem roten Quietsche Ball angerannt. „Komm wir gehen.“ sagte ich zu ihm und winkte Darek zum Abschied zu. Hand in Hand liefen wir über den Markplatz, zum nahegelegenen Park. Fizz rannte, wie immer vor. „Wie macht sich Michael denn?“ fragte ich James. „Er ist wirklich sehr gut. Er macht alles sehr gewissenhaft und ordentlich. Er ordnet sogar sein Arzt Werkzeug.“ er grinste. Ich musste lachen. „Ja das ist halt Michael, unverändert.“ „Die beiden Pferde sind wirklich schön, wie sind der Baronet und seine Schwester denn?“ „Ich weiß nicht, ich habe so das Gefühl das irgendwas mit den beiden nicht stimmt. Sie hatten keinen Kutscher. Ist das in England wirklich so Sitte?“ „Liebling, da fragst du mich was, aber nur weil sie keinen Kutscher haben heißt das doch nicht, dass etwas nicht mit ihnen stimmt.“ „Vielleicht haben die auch einfach kein Geld.“ „Das glaube ich nicht, dass sind adlige, die haben bestimmt irgend ein Familienerbe. Du kannst ja mal recherchieren wenn du so misstrauisch bist.“ Ich funkelte ihn an. Ich wusste genau, dass er mich aufzog. Er streichelte meine Wange und küsste mich. „Liebling, das sind zwei völlig normale Menschen.“ „Normal?!“ ich riss mich von ihm los. „Mit denen stimmt etwas nicht und das weiß ich.“ Er nahm wieder meine Hand. Ich wusste, dass ich ihm nicht lange böse sein konnte. „Vielleicht hast du ja recht.“ er zwinkerte mir zu. Fizz kam angerannt und legte mir den Ball vor die Füße. Ich nahm ihn und warf ihn. Voller Freude rannte er dem Ball hinterher. Mittlerweile liefen wir in die Seitenstraße ein in der ich wohnte. Fizz fing an zu bellen und rannte in unseren Garten. „Miss Edwardson gibt heute eine Wilkommensfeier. Ich hoffe ich werde dich in dem Abendkleid sehen, das ich dir geschenkt habe.“ sagte er zu mir als auch wir vor der Villa standen. Ich lächelte ihn an und nickte. Er küsste mich sanft auf die Stirn und schloss mich in seine Arme. „Ich liebe dich meine kleine Prinzessin.“ Ich schmiegte mich an seine starke Brust. „Ich dich auch.“ Ich sah ihn an und küsste ihn zum Abschied. Dann löste ich mich aus seinen Armen und ging ins Haus. „Ilane? Wie ist es gelaufen? rief Vater aus dem Wohnzimmer. „Ich bin nicht Ilane.“ rief ich zurück während ich für Fizz die Tür aufhielt. Vater kam aus dem Wohnzimmer. „Avery, wie siehst du denn schon wieder aus. Es gehört sich nicht für junge Damen in Hosen rumzulaufen.“ „Vater, ich kann ja schlecht im Kleid reiten.“ er lachte auf. „Schlagfertig wie immer. Ich fürchte Ilane wird später kommen. Also lass mich nicht zulange warten.“ „Ich ziehe mich nur schnell um.“ Ich drehte mich um und ging die Treppe hinauf. Ilane und ich hatten ein großes Zimmer für unsere Kleider, Schuhe, Hosen, Handtaschen, Blusen und Schmuck. Ich zog mein langes rosanes Kleid an. es war tailliert geschnitten und hatte nicht diese Puff-Ärmel, die ich überhaupt nicht leiden konnte. Ich kämmte meine langen Kristianen braunen Haare und fing an sie hochzustecken.

Ilane Hardley

Wütend knallte ich die Türe zu und setzte mich an den Tisch. Ich hörte Avery die Treppe runterkommen und Vater aus dem Wohnzimmer. Wir setzten uns alle an den Tisch. „Ilane liebes, sieht so aus als wärst du nicht so erfolgreich gewesen.“ Ich zischte:„ Er meinte es fehle eine Liebesgeschichte.“ „Das kann ich mir gut vorstellen. Mr. Carrington ist vom alten Kaliber.“ „Ich will aber keine Liebesgeschichte schreiben. Ich werde es in New York einreichen“ brummte ich. Vater holte ein kleines hübsches dunkelblaues Päckchen mit einer gelben Schleife heraus. „Das wollte ich dir eigentlich zur Feier des Tages schenken.“ er zwinkerte mir zu. „Ich bin Bauunternehmer und weiß wie wichtig das richtige Werkzeug bei der Arbeit ist.“ Ich öffnete das Päckchen und darin lag ein wunderschöner goldener Füller. „Danke Vater.“ sagte ich und küsste ihn auf die Wange. „Aber ich hatte gehofft es bei dir im Büro mit der Schreibmaschine abtippen zu können. Meine Handschrift verrät mich. Sie ist zu feminin.“ Damit schnitt ich ein Stück von meinem Steak ab und aß es. Vater nickte nur lächelnd. „Ich würde auch gerne mitkommen. Lynn hat mir seltene Seide mitgebracht und die würde ich mir gerne abholen.“ Vater nickte nur. Er sah Avery an und sie zwinkerte ihm zu. „Sag mal Liebes, dieser schwarze Anzug mit den goldenen Manschettenknöpfen. Ist der schon reserviert oder gar verkauft?“ „Nein, ich weiß doch wie gerne du ihn heute tragen möchte. Für dich habe ich auch extra was angefertigt. Es ist nur noch nicht ganz fertig.“ „Danke Avery, aber du weißt doch das ich nicht gerne auf Feste gehe.“ „Ilane, dieses Mal musst du mitkommen.“ Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Vater und Avery ebenfalls. „Es ist Zeit wieder an die Arbeit zugehen. Wir haben nachher eine Sitzung.“ Ich setzte mir meinen gelben Hut auf und wartete auf die anderen. Avery pfiff und Fizz kam angerannt. Ich beugte mich zu ihm hinunter. „Na mein kleiner.“ sanft strich ich ihm über sein kleines Köpfchen.
Ich fing an mein Manuskript abzutippen. Avery und Lynn unterhielten sich über die Seide und über das Wilkommensfest bei Mrs. Edwardson. „Ich habe ein Termin bei Mr. Hardley.“ Das Gespräch zwischen meiner Schwester und Lynn verstummte. „Ich gehen ihn holen.“ sagte Lynn und lief los. „Sind sie denn auch pünktlich. Er hasst Unpünktlichkeit.“ „Oh ich bin sogar ein bisschen zu früh.“ „Ich fürchte das hasst er noch mehr.“ „Mr. Sullivan, was für eine Überraschung.“ sagte Avery steif. Sie konnte ihn nicht leiden. Das sah ich ihr an. Mr. Sullivan tippte sich an den Hut. „Sullivan?“ ich schluckte. War das nicht der Baronet von dem Miss. Edwardson ihr erzählt hatte. „Mr. Sullivan. Wie ich sehe haben sie meine beiden Töchter schon kennengelernt.“ Erstaunt sah Mr. Sullivan zu mir und dann zu Avery. Dann folgte er Vater in das Besprechungszimmer. Ich drehte mich zu meiner Schwester um. „Du kennst ihn?“ „Der Mann ohne Kutscher.“ sie schaute mich gar nicht an sondern starrte auf die Tür zum Besprechungszimmer. Dann stand sie auf und ging auf die Türe zu. „Avery.“ zischte ich. „Avery komm zurück.“ sie hörte nicht auf mich. Also folgte ich ihr. Wir stellten uns unauffällig ins Besprechungszimmer. „Wie ich hörte haben sie schon vergeblich versucht Kapital aufzutreiben in London, Edinburgh und Mailand.“ schrie Vater durch den ganzen Raum. Ich drehte mich zu meiner Schwester die Mr. Sullivan nicht aus den Augen ließ. „Sehen sie meine Hände, sie sind rau, das sind Arbeiter Hände. Ihre Hände dagegen sind so weich, wie die eines neugeborenen.“ zeterte Vater weiter. „Ich fürchte Mr. Sullivan, dass ich nichts für sie tun kann. Schönen Tag noch.“ Damit war die Sitzung beendet. Mr. Sullivan verließ etwas geknickt, wie es den Anschein hatte aus dem Zimmer. ich schaute zur Avery doch die war schon längst verschwunden. Also drehte auch ich mich um, bevor Vater mich entdecken konnte, wenn er es nicht schon längst getan hatte. Ich wusste zwar dass er nicht böse sein würde, aber es war etwas unangemessen von Avery und mir gewesen in die Besprechung zu stürzen. Vater kam auf mich zu: „ Mir ist nicht entgangen, das ihr gelauscht habt.“ Ich nickte schuldig. Er lachte nur.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.04.16 08:35.

 Re: Shadowhall Village Teil 1
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 29.07.2016 19:42
Bewertung:
 

Yay! Die Geschichte ist gut! :bravo:
Ich bin mir nur nicht ganz sicher, zu welcher Zeit das spielt, weil vieles antiquiert wirkt, die Mutter aber bei einem Autounfall gestorben ist. Die Autos sind da noch nicht lange erfunden, oder?
Ich mag es ja lieber noch etwas früher, aber ich finde, die Industrialisierung ist gut für Geschichten geeignet. Bitte schreib weiter! (:D