Geschichte: Eisige Zeiten (Teil 1)


 Eisige Zeiten (Teil 1)
Buch:
  -
Autor:
 Equestrice (Profil)
Datum:
 04.08.2016 06:43

"Kreisch!", rief Roxy und sprang voller Begeisterung auf und ab. Lea stand daneben und grinste belustigt. "Wir gehen doch nur Eislaufen. Kein Grund zur Aufregung." Roxy ignorierte meine Bemerkung und strahlte stattdessen wie ein Honigkuchenpferd. Nun musste ich auch lächeln und sehnte schon den morgigen Tag herbei.

"Tolles Stadion!", staunte Lea und lief los, Roxy ihr dicht auf den Fersen. "Hey? Was ist mit mir?!!", protestierte ich und versuchte, so gut wie möglich den anderen zu folgen. Leider stolperte ich und machte Bekanntschaft mit dem harten Eis. Fluchend rappelte ich mich auf und stützte mich an der nächsten Bande. "Nicht in Form heute?", kicherte Roxy. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, bis etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregte. "Irre ich mich oder ist da ein Loch im Eis?", fragte ich zögerlich. "Wo?" Beide drehten sich um. "Tatsächlich!", staunte Lea. Wir näherten uns dem Loch, das niemand ausser uns zu bemerken schien. Plötzlich sah ich eine Gruppe auf uns zukommen, die ziemlich unachtsam war. Zu spät. Mit voller Wucht knallte jemand in meine linke Schulter, ich stolperte und riss Roxy und Lea aus Versehen mit. Wir schlitterten geradewegs auf das Loch zu, ein Sog von Unten zog uns immer tiefer in die Dunkelheit hinein...

Bis ich unsanft auf einen harten Boden landete und mir dabei leicht den Kopf anstiess. Nicht weit von mir entfernt hörte ich meine Freundinnen aufstöhnen. "Alles noch dran?", murmelte ich besorgt und tappte orientierungslos herum. "Jap. Glaub ich zumindest.", vernahm ich Roxy's Stimme. "Wo ist Lea?" "Hier!" Wir seufzten alle erleichtert auf. "Wo sind wir hier gelandet?", hauchte Lea fassungslos. Ein schwacher Lichtschimmer, gerade genug hell, dass wir uns erkennen konnten, erleuchtete den dunklen Ort. "Ich habe keinen blassen Schimmer", erwiderte ich und merkte, wie meine Stimme zitterte. "Ich schlage vor, dass wir unsere Eltern anrufen..." Roxy nahm ihr Handy heraus, doch der Bildschirm blieb schwarz. "Na toll", maulte sie. "Und jetzt?" "Was jetzt? Wir sind wahrscheinlich im Nirgendwo, haben keine Lebensmittelvorräte und Empfang!", knurrte Lea. "Wir müssen aus diesem 'Loch' raus!" Ich kniff die Augen, zusammen. "Wenn ich mich nicht irre gibt's da so eine Art Ausgang", murmelte ich mit einem Anflug von Hoffnung in meiner Stimme. "Folgen wir dem Licht."

Einige Zeit später, die uns wie Stunden vorkamen, traten wir völlig erschöpft aus der Dunkelheit. "Himmel!", keuchte Roxy, "Wir haben es geschafft!" Die trübe Sonne beleuchtete eine schneebedeckte Landschaft, vor uns erstreckte sich ein kleiner Pfad, der uns zu einem ebenso kleinen Dorf führte. Staunend betrachteten wir die speziell gebauten Eishäuschen, die alle mit einer Schicht Schnee bedeckt waren. Plötzlich steckte ein kleines Mädchen ihren Kopf aus der Tür und musterte uns. "Wer seid ihr?" Ich räusperte mich. "Nun... Ich heisse Xandra und das sind meine Freundinnen Lea und Roxy." Erst jetzt fiel mir auf, dass ihre von hellen Wimpern umrandeten eisblauen Augen nervös umherwanderten. "Sie wird euch holen", hauchte sie leise und fing an zu Zittern. "Wer denn?", hakte Lea irritiert nach, doch das kleine Mädchen wiederholte ihren Satz immer wieder, ohne eine Antwort zu geben. Plötzlich packten mich zwei starke Hände an meinen Schultern und ich schrie auf. Verbissen versuchte ich mich aus dem eisernen Griff zu winden. Vergeblich. Mein Blick wanderte nach links, zu Roxy und Lea, die von zwei komisch aussehende Männer gefangen genommen waren. Das kleine Mädchen war verschwunden. "Lass mich los!", keifte ich wütend und trat nach Hinten. Der Mann stöhnte auf und lockerte seinen Griff. Ich nutzte die Chance und taumelte drei Schritte nach vorne. Geschockt sah ich, wie die Männer Roxy und Lea in einen großen Käfig steckten, in dem sich auch andere Menschen befanden, deren Kleidung dreckig und löchrig, deren Gesicht ungewaschen und von tiefen Furchen durchzogen war. Ihre Haare standen in allen Richtungen ab und in ihren matten Augen erkannte ich, dass sie schon lange aufgegeben hatten. Mein Angreifer kam wutentbrannt auf mich zu und ich erstarrte zur Salzsäule. "Xandra!", rief Roxy verzweifelt bevor sie unsafnt hineingeschubst wurde und ich erwachte aus meiner Schockstarre. Gerade rechtzeitig duckte ich mich weg, als er mich packen wollte. Ich musste erst mal meine Gedanken sortieren... Bevor ich dazu Gelegenheit hatte stürmte der Mann wieder auf mich zu. Glücklicherweise konnte ich ihm wieder entwischen. Doch dann sah ich aus den Augenwinkel das kleine Mädchen, das nun auch gefangen genommen wurde. Sie weinte bitterlich, und leistete keinen Widerstand. Dies lenkte mich ab, mein Gegner nutzte die Chance und stiess mich zu Boden. Ich lag benommen im Schnee, alles war verschwommen. Da schlug mir jemand mit voller Wucht eine Faust ins Gesicht, Sterne explodierten vor meinen Augen und das Licht erlosch.

Gemurmel drang in meine Ohren als ich die Augen aufschlug. Gleich darauf zuckte ich zusammen, mein linkes Auge war geschwollen. Mein Kopf dröhnte und meine Schläfen pochten. "Oh Gott! Xandra!" Lea brach in Tränen aus. "Wir dachten, du seist tot! So wie der dich geschlagen hat!" Eine Frau rutschte zur Seite und ich sah dicke Holzstäbe. Nun befand ich mich auch in dem Käfig. Ich versuchte vorsichtig, meinen Oberkörper aufzurichten und bemerkte, dass mich alle anstarrten. "Es geht schon", sagte ich unsicher und betastete mein Gesicht, das voller Blut war. "Du hattest Glück", sagte eine ruhige Stimme, die zu einer alten Frau gehörte. "Normalerweise töten sie Gefangene, die Widerstand leisten." Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und sah zu Roxy hoch. "Wenn ich diesen Mistkerl erwische", knurrte sie voller Hass, "schlitze ich ihm den Bauch auf und verfüttere seine Eingeweide an Raubtiere" Sie hat den Kampf nicht ohne Verletzungen überstanden, eine lange Schnittwunde eines Messers zeigte sich auf ihrer blassen Haut. "Wer sind diese... Männer?", fragte ich. "Ihr seid wohl nicht von hier", bemerkte die alte Frau und musterte mich von Kopf bis Fuss. "Jeder hier in weiss, dass man verloren ist wenn man den Wächtern begegnet. Sie dienen der Eiskönigin."
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Hey zusammen! Bin wieder zurück! Das ist der erste Teil meiner neuen Geschichte, wäre glücklich um Feedback zu bekommen. Und sry, ich weiss, dass die Veröffentlichung dieses Teils zu lange gedauert hat... Entschuldigung an alle Leser/innen und viel Spass beim Lesen!

 Re: Eisige Zeiten (Teil 1)
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 04.08.2016 18:44
Bewertung:
 

Cool.
Kommt es mir nur so vor, oder war bisher alles, was von den Personen beschrieben wurde hell? (blasse Haut, helle Wimpern, blaue Augen)

 Re: Eisige Zeiten (Teil 1)
Autor:
 Equestrice (Profil)
Datum:
 10.08.2016 08:54
Bewertung:
 

Hahaha nightdragon das habe ich selber gar noch nicht bemerkt! Lol keine Absicht :')