Geschichte: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?


 Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 04.09.2016 11:55

„Was stinkt hier denn so?“, fragte Kunze und verzog sein verkniffenes Gesicht noch ein Stück weiter. Er saß mit den anderen beiden Beamten im Wagen. Dornbusch war für einen weiteren Einsatz abbestellt worden und der Geschäftsmann stand nun vor der schwierigen Frage, wer von den Polizisten ihm eigentlich noch am liebsten war. Dieser Freddy Schmidts, der sogar am Heiligen Abend eine Sonnenbrille trug, war es jedoch nicht. Er war bei der Verkehrspolizei und konnte trotzdem nicht Autofahren!
Es war zum Heulen.
Was war bloß aus dem schönen Deutschland geworden?
Sein Kollege Horstmann „Horschti“, ließ sich schon etwas besser aushalten.
Er war eher still, während Freddy ihn seit einer halben Stunde mit altklugen Binsenweisheiten zu laberte.
Nun antwortete er ihm sichtlich gelangweilt: „Das ist die Leiche natürlich. Hinten.“ Horschti war entsetzt.
„Die ist bei uns im Kofferraum?“
„Ja. Warum denn nicht? Die Leichenwagen sind alle überfordert, da muss man nehmen, was man hat.“
Ungläubig starrte Kunze vom Rücksitz aus zu den Männern nach vorne.
Träumte er das hier nur oder gab es hier eine Invasion der Idioten?
„Und die Leiche hat da einfach so reingepasst?“, fragte er.
„Sie müssten das ja wohl noch am allerbesten wissen. Schließlich waren Sie es, die die Leiche schön sauber in zwei Scheiben zerteilt hat.“
[b]„Ich bin unschuldig!“[/b], brauste Kunze sofort auf.
Es war erstaunlich. Sobald er mit diesen beiden Verrückten in Auto gesessen hatte, hatte er ganz vergessen, warum er eigentlich hier war. Sogar, die Handschellen, die wegen der Lehne noch immer schmerzhaft gegen seinen Rücken drückten, hatte er nicht mehr bemerkt. Doch nun kam alles mit einem Mal wieder zu ihm zurück.
Die ganze Wut.
Es war so, als hätte er einen Bumerang geworfen und ihn in paar Sekunden später frontal gegen den Kopf bekommen. Innerlich kochte er auf der höchsten Flamme. „Beruhigen Sie sich“, bat Horstmann. „Wenn Sie es nicht waren, dann wird sich das sicher bald klären. Sie müssen sich allerdings etwas gedulden, die Polizei arbeitet momentan bis zum letzten Atemzug aber es scheint so, als gäbe es hunderte Angriffe mitten ins Herz unseres Rechtsystems, weshalb ich Ihnen nichts versprechen kann.“ „Gut gesagt“, fügte Freddy hinzu. „Jetzt links ab.“
„Wohin fahren wir?“, wollte Kunze beunruhigt wissen und zwang sich dabei zur Ruhe. Mit Wut und Geschrei würde er bei den beiden sowieso nicht weiterkommen.
Sie holperten gerade über eine schlecht geteerte Landstraße und er konnte sich nicht vorstellen, dass hier in der Umgebung irgendwo ein Stützpunkt der Polizei lag.
„Sind bald da“, kam es knapp von Horstmann zurück.
Sie bogen ab und die Straße wurde noch schlechter.
Bäume kratzten mit ihren langen nackten Ästen über das Dach und ein Hase sprang vor direkt ihnen über die Straße. Ansonsten war hier keine Sterbensseele.
Auch wenn Kunze Atheist war: Wo in Gottes Namen wollten sie zu dieser späten Stunde noch hin?
Inzwischen hatte sich der Regen in dickfladigen nassen Schneematsch verwandelt, der die Windschutzscheibe hinunterlief.
„Wir könnten die Leiche doch eigentlich auch einfach draußen hinlegen und später abholen“, schlug Freddy vor. „Bei dem Schneeregen wird sie schön tiefgekühlt. Schon wegen des Geruchs. Blut und Tod.“
Horschti schnüffelte geräuschvoll. „Ich finde nicht, dass es hier nach Blut riecht“, erklärte er nach einer Weile des einträchtigen Schweigens.
„Wieso nicht?“, fragte Freddy. „Der Typ war doch voll davon.“
Auch der Geschäftsmann zwang sich nun tiefer Luft zu holen, was er zuvor demonstrativ vermieden hatte.
„Stimmt“, gab er Horstmann recht. „Das riecht wie… wie…“
„Wie?“, wiederholte Freddy ungeduldig.
„Farbe“, sagten Horstmann und Kunze wie aus einem Mund.
Freddy schob seine Sonnenbrille ein Stück den Nasenrücken hinauf und grinste.
„Sie meinen wohl, der hatte die Maler im Keller, was?“
Kunze konnte sehen, wie Horstmann im Rückspiegel die Augen verdrehte, während Freddy in wieherndes Lachen ausbrach. Er hätte vermutlich einen Kommentar zu diesem schlechten Witz abgegeben, doch in diesen Moment passierte der Wagen ein schmiedeeisernes Tor, das mit allerlei Schnörkeln verziert worden war.
Es hatte sich lautlos vor ihnen geöffnet, wie ein schlafender Riese beim Gähnen den Mund aufklappt.
„Ah, gleich sind wir da“, bemerkte Horstmann und seufzte. „Ich finde es hier irgendwie unheimlich. Es ist so abgelegen und dunkel.“
„Ach I wo“, machte Freddy. „Alles gut.“
Doch auch Kunze fand es hier beunruhigend, doch das lag nicht nur an der Dunkelheit oder daran, dass er nicht wusste, wo er sich befand, sondern an dem geringelten Stacheldraht auf dem Zaun und dem Tor, das ungefragt und nach seinem Gefühl her auch endgültig, hinter ihnen zu glitt.

Fortsetung folgt... :)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:46.

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 04.09.2016 12:40
Bewertung:
 

Es nervt mich, dass man oft so lange auf Feedback für seine Geschichten warten muss (oder überhaupt keins bekommt), deshalb möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen.
Es macht Spaß, zu sehen, wie sich die Situation in der Geschichte entwickelt. Ich mag die zahlreichen Metaphern und Vergleiche, die du verwendest. Ich liebe Metaphern und Vergleiche! :D
Deine beiden Polizisten sind mir irgendwie sympathisch. Und ganz schön locker. Sie haben einen Mordverdächtigen im Auto und reißen Witze und unterhalten sich...
Schreib weiter! Und viel Spaß dabei!

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 04.09.2016 12:46
Bewertung:
 

Huch! Meine Sterne sind verschwunden! :S

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 04.09.2016 12:46
Bewertung:
 

Ach! Da sind sie ja! :D

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 Prinzessin Lillifee (Profil)
Datum:
 14.10.2016 16:23
Bewertung:
 

Warum ist kein Leichenwagen mehr frei????!!!!!!!!!!!!! :S
Die Polizisten haben komische Gespräche und Ideen...
Coole Wendung der Geschichte im Verlauf.
Farbe? :S

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 15:31
Bewertung:
 

Farbe...Hm....Blut....
Das hängt definitiv nicht mit einander zusammen.

 Re: Bekehrung in der Kirche 4 - Heiligabend hinter Stacheldraht?
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 21.10.2016 07:55
Bewertung:
 

Wer weiß...