Geschichte: Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt


 Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 05.09.2016 16:28

Die Hände hinter seinem Rücken verkrampften sich und er musste sich zwingen, nicht aufzuspringen. Die Autoreifen fuhren knirschend über grobkörnigen Kies und es hatte aufgehört zu schneien. Außer dem Atmen der drei Männer, war kaum etwas zu hören. Keiner von ihnen war mehr zum Reden aufgelegt.
Die Atmosphäre dieses Grundstückes hatte ihnen allen aufs Gemüt geschlagen, so als spürten sie die schrecklichen Dinge, die sich hier Tag und Nacht zuzutragen schienen.
Das Licht der Scheinwerfer fiel auf rostiges Verkehrsschild.
Darauf stand in verwaschenen Lettern: [b]Remmling – Heilanstalt[/b].
Kunze erschauerte. Was wollten sie in einer Heilanstalt?
War er in eine Verschwörung hineingeraten?
Ganz unauffällig schien in den letzten Tagen das Rechtssystem zerbrochen zu sein. Wurde er nun als irgendein Spion angeheuert?
Was war hier bloß los?
Langsam bereute er es, dass er nie die Nachrichten sah. Bei seinem Schreibtischjob war immer eine Sekretärin inklusive gewesen – ein junges Ding namens Elli –, die ihm alle wichtigen Geschehnisse mitgeteilt hatte, doch die war seit Längerem im Mutterschutz. Meistens hatte er die Aktien dann von seinen Kollegen machen lassen, sodass er sich auf einmal ziemlich weltfremd vorkam.
Hatte er die letzte Zeit mit zu viel Arbeit verbracht, sodass er nach Büroschluss nicht mehr zurück in die Realität gefunden hatte?
Dann war so eine Heilanstalt vielleicht gar nicht so verkehrt.
In der Ferne tauchten Lichter auf und wieder fuhren sie durch ein Tor, ein Kleineres diesmal, dass sich erneut hinter ihnen schloss.
[b]Kein Zurück mehr![/b]
Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als die Konturen eines riesenhaften Gebäudes aus der Dunkelheit näher rückten. Einzelne Lichter glommen in Fenstern, die ihnen wie tote Augen entgegen starrten.
„Und wir sind daah“, sagte Freddy gedehnt.
In seiner Stimme schwang Beklemmung mit. Horstmann räusperte sich.
„Ehm… Das hier ist eine ehemalige Irrenanstalt, doch sie ist seit Jahren nicht mehr in Benutzung.“
Während er redete, sprach er immer schneller, so als habe er Angst, dass ihn jemand unterbrechen und er den roten Faden verlieren würde.
„Binnen kürzester Tage haben wir an einigen Stellen wieder den Strom hergestellt und die gefährlicheren Räume versiegelt… so gut es eben ging.“
„Sie wollen gar nicht wissen, was wir in dem Gemäuer da vorne alles ausgegraben haben“, fügte Freddy hinzu. „Es war eine dieser Anstalten, in denen man Menschenexperimente veranstaltet hat. Und die gute alte Elektroschocktherapie war da damals sehr, sehr populär.“
„Ich wusste gar nichts von dieser Anstalt“, gab Kunze zu und entschied sich, den Verdächtigungszwist, der zwischen ihnen lag, erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Wenn die beiden ihn hier im Dunkeln einfach aussetzten, dann…
Er würde vor Angst umkommen.
„Nun ja. Menschenversuche sind für keinen Staat eine gute Werbung“, erwiderte Freddy rau. Horschti schwieg. Er war inzwischen kreidebleich und seine Finger klammerten sich an das Lenkrad.
„Nun hab dich nicht so!“, rief Freddy entrüstet. „Ein echter Mann hat doch keine Angst vor… vor…“
Er kräuselte die Stirn, während er nachdachte.
„Vor?“, hakte Kunze nach und sah Horstmann auf seiner Unterlippe herum knabbern. „Nun ja, ähm… Vor einer Anstalt, die sehr weit abgelegen und zudem auch noch eingezäunt ist. Es kann also kein ungebetener Gast hier rein.“
„Und wenn der Generator ausfällt, kann auch keiner mehr raus“, fügte der Geschäftsmann in die erdrückende Stille hinzu.
„Wie wahr, wie wahr“, machte Horstmann zum ersten Mal wieder den Mund auf. „Denn ehrlich gesagt, sind wir noch nie bei Nacht hier gewesen.“
„Na und?“, gab Freddy laut zurück. „Nur weil es dunkel ist, müssen wir doch keine Angst haben, Horschti! Wir sind verdammte Bullen, Mann. Wir haben Knarren am Gürtel!“
„Und eine Leiche im Kofferraum!“
„Ein Problem damit?“
Während sich die Gesetzeshüter weiterzankten, verschlug es Kunze den Atem. Sie waren soeben auf einen weitläufigen Hof gefahren. Vor ihnen erhob sich ein riesiger Gebäudekomplex. Beeindruckend, aber auch sehr verfallen.
Efeu wucherte an den fleckigen Mauern und fiele Fenster waren eingeschlagen oder wiesen große Risse auf. Ein Teil des Daches lag auf einem Treppenabsatz, die moosigen Ziegel überall in der Gegend versprengt. Es war drei oder vier Stockwerke hoch und endete an den Ecken mit einem Turm.
Es erinnerte ein wenig an eine Ritterburg. An eine Feindliche.
Und so langsam ging Kunze ein Licht auf. Während er an der bröckelnden Fassade hinaufblickte wurde ihm plötzlich klar, dass es gar nicht so sehr an ihm lag, dass er nicht über die letzten Ereignisse Bescheid wusste.
Es konnte niemand darüber Bescheid wissen.
Die Polizei war zwar im Notstand, doch die ganze Sache wurde vertuscht!
Was auch immer vorgefallen war, es wurde unter den Teppich gekehrt.
Das sah er auch an den riesigen amerikanischen Militärfahrzeugen, die Kreuz und quer auf dem Hof standen, ein Mahnmal dafür, dass etwas Großes im Gange war. Amerikanische Militärfahrzeuge? Wieso denn amerikanisch?
„Was genau ist aus den Fugen geraten?“, fragte er mitten in das Gezänk der Beamten hinein.
"Was ist passiert?“

Fortsetzung folgt...
Oh mein Gott, da hab ich mich ja ganz schön in was reingeritten...:)



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:46.

 Re: Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 05.09.2016 17:25
Bewertung:
 

Hoho! Es wird spannend! Mal sehen, was für eine Verschwörung du hier aufdecken wirst!
Ich liebe Verschwörungen! Und Theorien über Verschwörungen. Je öfter man dieses Wort sagt, desto seltsamer klingt es . . . Verschwörung . . . Verschwörung . . . Verschwörung . . . Verschawörung . . . Was auch immer.

 Re: Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 05.09.2016 18:15
Bewertung:
 

Aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich bald abends nicht mehr schlafen kann.
Ich sehe immer so verwahrloste Räume vor mir, mit eingebrochenem Boden und aufgeschlitzten Matratzen auf verbogenen Bettrosten. Ich kann gar nichts dagegen machen.
Mein Gott: [b]Vielleicht sollte ich mal in diese Anstalt[/b] ?:-|
Ich versuche jedenfalls mal, jeden Tag was rauszubringen, wenn ich, bis es fertig ist, noch nicht in Behandlung bin!

 Re: Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt
Autor:
 Prinzessin Lillifee (Profil)
Datum:
 14.10.2016 16:32
Bewertung:
 

Grusel, Grusel...
Spannend geschrieben :tanz:

 Re: Bekehrung in der Kirche 5 - Die Anstalt
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 15:39
Bewertung:
 

Tja dieses Problem hatte ich früher auch mal. Alle möglichen dinge sahen wie vermummte Menschen aus. Irgendwann ging das vorbei und stattdessen überkommt mich immer wieder die Vorstellung von Speeren, Pfeilen, Schwertern oder sogar Kugeln durchbohrt zu werden (das ist nicht halb so gruselig)
Trotzdem: WAS HABEN DIE AMIS DA ZU SUCHEN? WAS?!