Geschichte: Bekehrung in der Kirche 6 - Ein schlechter erster Eindruck


 Bekehrung in der Kirche 6 - Ein schlechter erster Eindruck
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 06.09.2016 14:44

Mit einem Mal war es totenstill im Wagen.
Kunze hätte nicht geglaubt, dass zwei Männer ein so angeregtes Streitgespräch auf so abrupte Weise beenden konnten, hätte er es nicht selber mitbekommen. Horschti starrte wortlos nach draußen und parkte den Wagen vor der breiten Treppe.
Das eben noch so beruhigende Brummen des Motors erstarb, die Scheinwerfer erloschen und sie saßen in völligem Schweigen im Auto. Kunze wagte es nicht, sich zu rühren. Er hatte nicht gedacht, mit dieser Frage eine so große Wirkung auf die beiden Beamten zu erzielen.
Die Handgelenke hinter seinem Rücken schmerzten jetzt weitaus stärker, doch er bemerkte es nicht einmal.
Er war so angespannt, dass seine Muskeln nach wenigen Sekunden zu zittern begannen und er sich zwingen musste, um nicht einen Ausbruchsversuch zu starten. Wie es aussah, würde er sowieso gleich aus dem Wagen dürfen und er wusste nicht, ob er das wirklich wollte.
Unendlich langsam, wie in Zeitlupe, drehte sich Freddy auf seinem Sitz zu ihm um, nahm zum allerersten Mal seine Sonnenbrille ab und sah ihm direkt in die Augen. Kunze musste seinen Blick abwenden. Er hatte Freddy eigentlich als jemanden kennengelernt, der immer locker war, doch nun erschien ihm dieser Ansicht wie purer Hohn. Was war nur geschehen?
Schließlich machte Freddy endlich den Mund auf.
„Ich würde Ihnen raten“, sagte er mit leiser Stimme, „dass Sie besser keine Fragen stellen. Sie sollten froh sein, dass Sie nichts wissen, denn wenn Sie etwas wüssten…“ Er machte eine kurze bedrohliche Pause. „…dann würden wir das rauskriegen.“
Damit drehte er sich um und schnallte sich ab.
„Selbst wir wissen nicht viel“, fügte Horschti versöhnlich hinzu, doch Freddy warf ihm einen warnenden Blick zu und er verstummte.
Um die beiden nicht ansehen zu müssen, beschäftigte er sich nervös mit seinem Haltegurt. Sein Kollege schüttelte nur missbilligend den Kopf, setzte seine Brille wieder auf und stieg aus. Es dauerte kaum fünf Minuten, dann standen die Drei fröstelnd, der Geschäftsmann immer noch in Handschellen, auf dem Hof.
„Dann mal los“, Horschti versuchte aufmunternd zu klingen, doch es war unklar, ob es an sie oder eher an sich selbst gerichtet war. Die Bäume gaben ein unheilvolles Rauschen von sich als sie langsam die Stufen hinaufstiegen und im schwachen Licht von Horschtis Smartphone zu der großen Stahltür liefen, die dort anscheinend neu eingesetzt worden war.
Eine Überwachungskamera surrte über ihren Köpfen und als Freddy seinen Ausweis dagegen hielt, schwang die Tür auf. Kunze blieb wie angewurzelt stehen, den Mund wie ein kleines Kind geöffnet, weshalb ihn die beiden Männer, ohne groß nachzufragen einfach in die riesige Eingangshalle hineinschoben.
Er lief widerstandslos los und sah sich dabei staunend um. Er wusste zwar nicht, was er hier erwartet hatte, doch das war es nicht.
Etwa in der Mitte der gefliesten Halle wuchs ein ungeheuer großer Baum. Seine kräftigen Äste hatten sich ihren Weg durchs Dach gearbeitet und waren mit kleinen Wassertropfen bedeckt. Direkt neben dem Baum befand sich ein noch recht gut erhaltener Empfangsschalter, der jedoch über und über mit Graffiti bedeckt war, welches von drei starken Scheinwerfer angestrahlt wurden.
Am Schalter stand ein Mann in Uniform und arbeitete an seinem Computer und neben der Tür hatten sich zwei Soldaten mit Gewehren aufgebaut.
[b]Was zum Teufel?[/b], fragte Kunze sich.
Das konnte auf keinen Fall alles für ihn sein. Hier war etwas Großes am Laufen.
Mit möglichst lässiger Miene meinte Freddy: „Super Service, was? Da muss man schon einiges für hinblättern.“
Einer der Türsteher warf ihm einen auffordernden Blick zu und deutete mit dem Gewehrlauf zum Empfangsschalter.
„Na, dann wollen wir Sie doch gleich mal ins Gästebuch eintragen“, fuhr er beschwingt fort, so als wären Sie auf einem vergnüglichen Rundgang in einem Fünfsternehotel. Kunze sah nach oben, während er den Beamten folgte.
Oben befand sich eine Art Gallery, bei der bereits unzählige Bodenbretter herausgefallen waren.
Trotzdem blickten ihm dort unzählige undurchsichtige Soldatengesichter entgegen, jeder mit einer Waffe, die auf die kleine Gruppe Neuankömmlinge zielte.
Besser gesagt: Sie zielten auf ihn.

Alles wie immer: Fortsetzung folgt...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:47.

 Re: Bekehrung in der Kirche 6 - Ein schlechter erster Eindruck
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 06.09.2016 15:58
Bewertung:
 

Es scheint, als wäre Kunze mehr als nur mordverdächtig . . . Was hat er bloß ausgefressen? :D

 Re: Bekehrung in der Kirche 6 - Ein schlechter erster Eindruck
Autor:
 Prinzessin Lillifee (Profil)
Datum:
 14.10.2016 16:36
Bewertung:
 

Ein Baum mittern in der Anstalt???!!! :P
Ich habe so langsam das gefühl,als wollen ihm seine Arbeitskollegen einen richtigen Schrecken zufügen,weil er halt so ist wie er ist...

 Re: Bekehrung in der Kirche 6 - Ein schlechter erster Eindruck
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 15:44
Bewertung:
 

Hehe...Er lief widerstandslos los. (unterdrücktes Lachen)
Wir beide sind vom gleichen Schlag. Wir lieben Bäume in, an oder auf Gebäuden.