Geschichte: Bekehrung in der Kirche 7 - Deathzone und falsche Kreuze


 Bekehrung in der Kirche 7 - Deathzone und falsche Kreuze
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 07.09.2016 14:32

Rasch senkte er den Blick wieder.
Er wollte in keinster Weise verdächtig oder herausfordernd wirken.
Also sah er auf seine Füße. Die schwarzen Lackschuhe waren längst verkratzt und hatten ihren matten Glanz wohl auf ewig verloren. Doch er konnte jetzt nicht an seine Schuhe denken. Die waren gerade sein geringstes Problem.
Wie würde es weitergehen?
Der Mann am Empfangstresen hob den Kopf und sah die Beamten durchdringend an. „Die übliche Identifizierung?“, fragte Freddy.
Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben gerade einen ganzen Bus möglicher Optionen bekommen. Wir müssen das auf später verschieben. Die Zeit läuft uns davon.“ Er sprach mit amerikanischem Akzent.
„Wenn Sie uns bitte einfach Ihren Ausweis aushändigen würden?“
Zum ersten Mal schenkte er Kunze seine Beachtung und in Anbetracht des bewaffneten „Personals“, hielt er es für unklug, ihm zu widersprechen.
Also warf er Horstmann einen kurzen Blick zu, der Kunzes Portemonnaie aus seiner Jackentasche nahm und ihm den Ausweis darin überreichte. Kunze bekam sein Portemonnaie zurück, welches Horschti ihm ohne Umschweife wieder in die Tasche steckte. Kunze seufzte.
Umso länger er diese Handschellen trug, desto unwohler fühlte er sich.
„Wir machen eine Kopie und lassen ihn Ihnen dann wiederzukommen.“
Er nahm ihn entgegen, ohne Kunze noch einmal anzusehen, dann winkte er einen der Soldaten von der Gallery herbei.
Wenige Momente später kam dieser die Treppe hinunter marschiert und nickte ihm knapp zu. Sein Gesicht war wie in Stein gemeißelt. Fragend wandte Kunze sich an Freddy und Horstmann. Freddy lächelte schief.
„Hier trennen sich unsere Wege“, erklärte er. Ein Hauch an Enttäuschung schwang scheinbar in seiner Stimme mit. „Aber hier sind Sie in guten Händen.“
Horschti lachte nervös, als er diese Bemerkung zu hören bekam.
„Viel Glück“, wünschte er dem Geschäftsmann noch, dann wandten sich die beiden zum Gehen.
Kunze bemerkte nicht einmal mehr, wie sich die Tür hinter ihnen schloss, da wurde er von dem Soldaten bereits per Handzeichen angeleitet, ihm zu folgen. Mit steigendem Unbehagen lief er dem Soldaten hinterher, der, sobald sie das Scheinwerferlicht verließen, eine Taschenlampe zur Hand nahm.
Ohne die Freiheit seiner Hände war er beinahe wehrlos und er hatte sich zwar bereits damit abgefunden, dass hier etwas geradezu Unglaubliches vor sich ging, doch das hieß nicht, dass er zu gegebener Zeit trotz der Warnungen Fragen stellen würde.
Und wenn er keine Antworten bekam, würde er es eben allein herausfinden!
Beinahe hätte er laut aufgelacht. In seinen Ohren klang er wie ein trotziger kleiner Junge, dem man verboten hatte, mit den Fingern zu essen.
Allerdings kam kein Laut über seine Lippen, denn er hatte das Gefühl, dass alles über 70 Dezibel einen wahren Kugelregen in diesem Laden auslöste.
Wenn er Glück hatte, war er danach höchstens noch als Sieb zu gebrauchen, in dem die Amis in ihrer Notsituation dann ihre Nudeln abtropfen lassen konnten.
Seltsam. Irgendwie wurde er langsam hysterisch.
Die Gewehrläufe folgten ihm, bis er den Saal verlassen hatte. Trotzdem fühlte er sich danach nicht wohler. Hatte der Raum vorher schon einen instabilen Eindruck auf ihn gemacht, dann war er nun mindestens um sechzig Prozent angestiegen. Das hier war doch kein Ort mehr, an dem sich ein Normalsterblicher aushielt und selbst für Tote hielt er diesen Platz unangemessen.
Das alles war ein totales Wrack.
Sie durchquerten einen langen schmalen Gang, von dessen Wänden der Putz abblätterte. Es roch eindeutig nach Moder und Schimmel und Kunze fragte sich besorgt, ob es hier tödliche Gase gab, die einen wie beim Öffnen einer Pyramide langsam und qualvoll dahinrafften.
Er hatte Mühe mit dem strammen Marsch des Soldaten Schritt zu halten. Immer wieder sah er sich neugierig um und sog jedes Detail dieses beängstigenden Weges gierig in sich auf. Wo würde man ihn hinführen?
Die meisten Türen an den Wänden waren neu oder sie fehlten ganz und überall hingen Kreuze – Verkehrt herum. Entsetzt blieb er stehen. Selbst als Atheist war ihm klar, was das zu bedeuten hatte. Sobald der Soldat bemerkte, dass der Geschäftsmann ihm nicht mehr folgte drehte er sich um und deutete auf das Kreuz. „The devil is in the details. Doing things wrong makes him very very angry.“
Er sagte das mit einem unbeschreiblichen Maße an Ernst.
„And now: Follow!“
Da ihm wahrscheinlich sowieso keine andere Möglichkeit blieb, gehorchte Kunze, während ihm die wildesten Fragen und Fantasien durch den Kopf kreisten.
Wenig später kamen sie an ein Treppenhaus. Viele der Stufen hatten fingerdicke Risse im Holz, doch der Soldat stapfte so unbeirrt hinauf, dass er ihm nach einigem Zögern folgte. Was hatte er schon zu verlieren?
Schon bald hatte er komplett die Orientierung verloren. Sie kamen an eine der unzähligen Wegkreuzungen, doch bevor sie diese Mal weitergingen zeigte sein wortkarger Führer nach links.
„Never go this way“, erklärte er, ohne in die Richtung zu sehen auf die er zeigte. „This is the deathzone. Very instable!“
Bevor der Geschäftsmann sich mehr Gedanken darüber machen konnte, hielten sie vor einer uralten Holztür. Der Soldat kramte einen Schlüssel aus der Tasche und erlöste Kunze damit endlich von seinen Handschellen.
Während er noch seine Handgelenke rieb, stieß der Soldat die Tür mit dem Fuß auf. Er machte eine ausladende Bewegung hinein und sagte mit einer Miene, die irgendwie nicht dazu zu passen schien: „Here you are.“

Fortsetzung folgt...
Frage: Wer würde an so einem Ort gerne mal übernachten? :)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:47.

 Re: Bekehrung in der Kirche 7 - Deathzone und falsche Kreuze
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 07.09.2016 15:33
Bewertung:
 

Kommt auf die Situation an. Wären die ganzen amerikanischen Soldaten nicht da und hätte ich ein paar Freunde dabei, würde ich diesen Ort gerne einmal erkunden - das wäre bestimmt spannend und schön unheimlich. :D Allerdings nicht bei Nacht! (Also nein, ich würde nicht gerne dort übernachten)

 Re: Bekehrung in der Kirche 7 - Deathzone und falsche Kreuze
Autor:
 Prinzessin Lillifee (Profil)
Datum:
 14.10.2016 16:43
Bewertung:
 

Ich würde dort gerne mal eine Klassenfahrt hin machen.
Wird bestimmt witzig! :D
Coole Location

 Re: Bekehrung in der Kirche 7 - Deathzone und falsche Kreuze
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 15:49
Bewertung:
 

Hm.. Also... wenn ich einen Exorzisten dabeihätte, und Knoblauch dann vielleicht.