Geschichte: Bekehrung in der Kirche 9 - Schreckliches Erwachen


 Bekehrung in der Kirche 9 - Schreckliches Erwachen
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 09.09.2016 16:18

Sein Wecker hatte noch nicht geklingelt, als er erwachte.
Seltsam.
Dabei konnte er trotz der dunklen Jahreszeit bereits Licht durch seine geschlossenen Augenlider dringen sehen. Vielleicht hatte er auch einfach vergessen ihn gestern zu stellen, ging es ihm durch den Kopf.
Andererseits konnte auch einfach der Scheinwerfer eines parkenden Autos in sein Schlafzimmer leuchten. Was sollte er tun?
Sollte er die Augen öffnen und nachsehen?
Allerdings wollte er noch ein wenig Kraft für den ihm bevorstehenden Arbeitstag sammeln. Heute hatte ihn eine Menge Kompliziertes am Computer zu erwarten und seine Sekretärin würde nicht da sein. Also würde sie ihm auch nicht wie sonst einen Kaffee holen können. Das war ärgerlich.
Dabei würde er heute Morgen mindestens fünf große Tassen davon vertragen können, um endlich wieder richtig auf den Beinen zu sein.
Er fühlte sich ausgesprochen schlapp. Vielleicht sollte er mal zum Arzt gehen. Irgendwie war ihm kalt. War er krank?
Möglicherweise befand sich seine Decke ja auch am Fußende des Bettes.
Er streckte seine schmerzenden Glieder und tastete den Boden seiner Matratze ab. Sie fühlte sich… nass an.
Ihm kam die wahnwitzige Idee, er könne ins Bett genässt haben und seine Mundwinkel rutschten nach oben.
Er? Ein erwachsener Mann?
Das war doch verrückt. Aber eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedachte, was er für einen Traum gehabt hatte: Mordverdächtiger, Soldaten, Zimmer in einer Irrenanstalt, eine Hand, die auf seiner Schulter landete, eine alte durchgelegene Matratze die nach Moder roch.
Eine alte durchgelegene Matratze?
Seit wann roch seine Matratze eigentlich so komisch?
Das konnte doch nicht normal sein! Aber wahrscheinlich schlief er noch und träumte das hier alles. Ja das musste es sein!
Zufrieden entspannte er sich.
Und er hätte bestimmt noch ein wenig weiter in diesen Gedanken geschwelgt, hätte nicht in diesem Augenblick eine Männerstimme gerufen: „Verdammt! Mein Lidstrich ist verrutscht!“
Schlagartig riss er die Augen auf. Er war nun hellwach.
Doch als wäre dieser Schock eben nicht genug gewesen, erwischte ihn gleich der Zweite mit präziser eiskalter Faust. Er hatte erwartet, in seinem Zimmer aufzuwachen und nicht in diesem versifften heruntergekommenen Loch!
Langsam wurde ihm klar, dass seine Erlebnisse vielleicht doch nicht seiner Fantasie entsprungen waren und er saß senkrecht im Bett.
Zum ersten Mal sah er das Zimmer, in dem er sich befand, bei Tageslicht. Es drang in silbrigen Fäden durch die schmutzige Scheibe und erleuchtete dicke Wollmäuse, die bei jedem kleinsten Luftzug durch das undichte Fenster ein Stück über den vor Dreck starren Boden krochen.
Das Bett auf dem er saß, stand an der rechten Wand mit abgesägten Beinen direkt auf dem Boden. Die Matratze, die er vor Kurzem noch für seine gehalten hatte, war von einem widerwärtig gelb brauen Ton und schien von Zeit zu Zeit kleine Klümpchen zu produzieren, die dann neben ihr zu Boden rieselten.
Auf der anderen Seite des Raumes stand ein weiteres Bett, ebenfalls in sehr schlechtem Zustand. Kunze kämpfte gegen ein Würgen.
Welcher Unmensch würde ihm so ein Zimmer zuteilen?
Niemand sollte so etwas aushalten müssen. Und er war noch nicht einmal allein.
Auf dem anderen Bett saß ein Mann, eine Spiegelscherbe in der einen, einen Eyeliner in der anderen Hand. Einen Spiegel und einen Eyeliner?
Kunze versuchte zwischen den beiden Gegenständen und dem dünnen Mann einen Kausalzusammenhang herzustellen, versagte aber hoffnungslos.
„Was…?“, kam es über seine Lippen und er setzte sich mit einem Schwung auf seine Bettkannte. Die schnelle Bewegung tat seinen vom Schlafen geschundenen Gliedern nicht besonders gut und er verzog das Gesicht.
In diesem Moment hob der andere den Kopf.
„Ah! Du bist also wach!“
Er klang erfreut und Kunze war sich nicht ganz sicher, ob es richtig war, diese Freude mit ihm zu teilen.

Fortsetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:48.

 Re: Bekehrung in der Kirche 9 - Schreckliches Erwachen
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 09.09.2016 16:48
Bewertung:
 

Einerseits freue ich mich, wenn ein neues Kapitel von dir erscheint. Andererseits - bei jeder neuen Geschichte rutschen meine eigenen ein Stück nach unten und werden bald auf die zweite Seite rutschen und niemand wird sie mehr lesen. Buhuhuu! :,(
Naja. Ich werde einfach eine neue Geschichte schreiben. Schade ist nur, dass die Geschichten, die mir meiner Meinung nach am besten gelungen sind, - wie meine ersten beiden Geschichten - am wenigsten Aufmerksamkeit bekommen. Aber daran bist du ja nicht schuld, und deshalb sollte ich dich nicht volljammern. Viel Spaß beim Weiterschreiben! :D

 Re: Bekehrung in der Kirche 9 - Schreckliches Erwachen
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 09.09.2016 18:40
Bewertung:
 

Kannst gerne Werbung bei mir machen. Ich liebe Lesen. Schreibe gerade an Teil 13. Will aber nicht spoilern.
Ich lese jedenfalls gerne alles, was du für mich hast!

 Re: Bekehrung in der Kirche 9 - Schreckliches Erwachen
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 16:00
Bewertung:
 

...mit präziser eiskalter Faust. Das gefällt mir. Es erinnert mich daran, wie ich in Skyrim gesehen habe wie ein Betrunkener seine Kumpane niederschlug. Er rannte auf mich zu- panisch, weil ich ihn gesehen hatte- und direkt in mein Schwert. Ich kam mir furchtbar kaltblütig vor. Ich mag kaltblütige Leute (zumindest in Geschichten). Ich frage mich immer, was sie gerade aushecken.