Geschichte: Bekehrung in der Kirche 10 - Eine "perfekte" Zimmerverteilung


 Bekehrung in der Kirche 10 - Eine "perfekte" Zimmerverteilung
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 11.09.2016 07:56

Der andere lächelte jedoch so ausgelassen, dass Kunze sich dazu entschied, ihm eine Chance zu geben.
„Ich bin Frank Kunze“, stellte er sich vor und kam sich dabei reichlich lächerlich vor. „Nenn mich Jacob“, antwortete der andere. „Und, weswegen haben sie dich hierhergebracht?“
Ohne Umschweife, begann er Kunze auszufragen. Er zuckte unwillig die Schultern. Es musste ja nicht unbedingt gleich jeder wissen, dass er ein Mordverdächtiger war. Auch wenn er noch nie jemanden umgebracht hatte.
„Ach komm schon“, bettelte Jacob, stand auf und setzte sich neben Kunze. „So schlimm wird’s schon nicht sein. Wenn du Glück hast, lassen die dich gleich wieder hier raus.“
Er wollte Kunze beruhigend die Hand auf die Schulter legen, doch der rutschte unwillkürlich von ihm weg. Er konnte es gar nicht leiden, wenn ihm jemand derart auf die Pelle rückte.
„Was ist hier los?“, fragte er eine Spur lauter, als er es eigentlich hatte tun wollen. Jacob verzog beleidigt den Mund.
„Wenn du das so unbedingt wissen willst, warum erzählst du mir nicht erst mal was von dir?“
Kunze seufzte. Der Typ erinnerte ihn irgendwie verdammt an seinen kleinen Bruder, der hatte ihn auch immer früher auf die Palme gebracht. Und vielleicht war dieser Gedanke der Grund, weshalb er sich schließlich erweichen ließ.
Was hätte er jetzt dafür gegeben, dass sein Bruder hier wäre…
„Ich bin Verdächtiger in einem Mordfall“, sagte er in einem Atemzug.
„Oh“, machte sein Gesprächspartner und fuhr sich durch das rote Haar. „Muss ich Angst haben?“
Genervt schüttelte Kunze den Kopf.
„Natürlich nicht. Man hat mich nur zufällig in der Nähe der Leiche gefunden, sonst nichts. Wenn du mir jetzt bitte mal erklären würdest, warum ich genau hier bin?“ Ungeduldig trommelte er mit seinen Fingern gegen den Bettrost.
„Nun ja. Das müssten sie dir eigentlich schon alles erzählt haben“, fing Jacob unbekümmert an zu erzählen. „Regeln wurden gebrochen, Gesetze verweigert. Die Polizei ist ständig im Großeinsatz und die Gefängnisse sind überfüllt. Deshalb sind wir hier. Außerdem will man ja nicht die „brave“ Bevölkerung beunruhigen.“
Kunze starrte ihn entgeistert an.
„Das glaubst du doch nicht im Ernst!“, stieß er hervor. So langsam bekam er das Gefühl, dass er der Einzige hier sein würde, der nach der Wahrheit suchte.
„Warum denn nicht?“, fragte Jacob und zupfte an dem engen weißen Kittel den er trug. „Wegen den ganzen amerikanischen Soldaten. Das macht doch keinen Sinn. Was sollten die hier wollen?“
„Ich denke, die Deutschen haben sich in ihrer Notsituation Hilfe geholt. Zusammen schafft man halt mehr.“
Verärgert stand Kunze auf. Er konnte es nicht glauben.
Wie konnte man nur so naiv sein?
Er lief eine Weile schweigend im Zimmer auf und ab und spürte Jacobs Blicke in seinem Rücken. Warum starrte er ihn so an?
Verstört stellte er sich ans Fenster und starrte hinaus.
Er konnte einen Teil des Hofes überblicken, auf dem gestern Horschti den Wagen geparkt hatte, doch jetzt stand dort ein großer Bus mit dunkel getönten Scheiben.
Die Türen glitten auf und eine Reihe Menschen stiegen mit unsicheren Schritten aus, Verwirrung und Wut in ihren Gesichtern.
„Was ist da los?“, wollte er wissen.
Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter. Völlig lautlos hatte sich Jacob an ihn herangeschlichen.
„Alles böse Leute wie du und ich“, erwiderte er in einem seltsam sanften Tonfall. „Alles böse Verbrecher. Ganz böse.“
Kunze fuhr herum und pfefferte Jacobs Hand von seiner Schulter.
Er wusste nicht, was schlimmer war: Dass er wegen Mordverdachts in einer Irrenanstalt festsaß oder dass die Soldaten sich gar keinen Deut dafür zu interessieren schienen, wer mit wem auf ein Zimmer kam.
Jacob war schwul.

Fortsetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:49.

 Re: Bekehrung in der Kirche 10 - Eine "perfekte" Zimmerverteilung
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 11.09.2016 13:41
Bewertung:
 

Ich habe mich jetzt aufgerafft und meine Geschichte auch weitergeschrieben.

 Re: Bekehrung in der Kirche 10 - Eine "perfekte" Zimmerverteilung
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 16:10
Bewertung:
 

Ich stelle mir Jacob irgendwie cool vor (rote Haare!). Aber mal im Ernst: Wie können bei überfüllten Gefängnissen immer noch so viele Kriminelle zum herschicken da sein?
Ich freu mich. Hoffentlich wird das wie in "Alcatraz" Da hat sich auch ein Schwuler in den Hauptcharakter verliebt. Er war der gefährlichste Insasse dort und irgendwann haben sie sich geprügelt. Irgendwie muss ich mir Jacob mit `nem Messer vorstellen. Irgendwie so diese Art von Charakter, der immer lässig ist (teilweise verrückt wirkt). Der, der Gerne Witz reißt und mit den Großen seine Spielchen treibt, der mit seiner sanften Stimme Zeugs flüstert und den Leuten ständig zunahe kommt.