Geschichte: Bekehrung in der Kirche 11 - Eine heikle Entscheidung

„Fass mich nicht an!“
Kunze fauchte regelrecht, wie eine verletzte Raubkatze.
Entsetzt zuckte Jacob zurück. Er hatte wohl nicht so viel Widerstand erwartet.
„Ich…“, setzte er zu einer Erklärung an, doch Kunze schnitt ihm das Wort ab:
„Wag es ja nicht!“
Drohend kam er auf seinen Zimmergenossen zu und wollte ihn mit seiner ganzen Wut schütteln, doch in diesem Moment flog die Zimmertür auf und ein Riese, gebaut wie ein Schrank, mit hellem blondem Haar, stürzte hinein.
„Zimmerinspektion!“, ließ er mit tiefem Bass vernehmen. „Ich hab gehört, du hast Zuwachs bekommen, Schwuli!“
An Kunze gewandt fügte er hinzu: „Du solltest bei dem da gut aufpassen. Bei mir hat er es auch schon versucht!“
Jacob schien der weitere Verlauf dieser Geschehnisse eher wenig zu gefallen.
Er stemmte die Hände in die Hüften.
„Das ist nicht deine Angelegenheit“, versuchte er wütend zu klingen, doch mit seiner extrem hohen Männerstimme gelang ihm das nicht so recht.
„Schon gut Kleiner“, meinte der Riese und streckte Kunze seine Hand entgegen. „Klaus-Dieter Schlöwig. Man nennt mich hier aber auch Fatman.“
Er grinste süffisant. Der Geschäftsmann schüttelte ihm ein wenig eingeschüchtert die Hand.
„Ich bin sozusagen das Alphatier auf diesem Stockwerk“, erklärte Fatman. „Also brocke dir mit mir lieber keinen Ärger ein.“
Seine Finger quetschten Kunzes warnend zusammen, sodass dessen Knochen knackten. Kunze nickte eilig. Ärger wollte er mit dem auch nicht haben, doch vielleicht ließ er mit sich reden.
Auch über die Deathzone?“, hakte er nach und musste den Kopf in den Nacken legen, weil Fatman so dicht vor ihm stand. Fatman lachte laut auf.
„Die Deathzone? Wieso sollte ich denn da das Alphatier von irgendjemandem sein? Da ist doch keiner!“
„Bist du dir da ganz sicher?“
Kunze versuchte seiner Frage eine dramatische Betonung zu verleihen.
Fatman sprang jedoch nicht darauf an.
„Warum denn nicht? Der ganze Laden hier ist die totale Bruchbude. Die Soldaten haben schon ihre Gründe, warum wir da nicht hingehen sollen. Die haben Angst, dass wir ihnen draufgehen.“
Er grinste. Anscheinend hatte er trotz der seltsamen Umstände verdammt gute Laune.
„Komisch. Du sahst mir nicht danach aus, als würdest du in anderer Leute Angelegenheiten herumschnüffeln.“
Kunze wusste nichts darauf zu erwidern.
„Und jetzt Schluss damit! Ich will davon nichts mehr hören! Es ist gleich zwölf. Mittagessenszeit! Wer kommt mit?“
Kunze wagte es nicht, noch einmal nachzuhaken.
„Ich komme nicht mit“, sagte er stattdessen.
„Auch gut“, zuckte Fatman gleichgültig mit den Schultern. „Wenn du in diesem Loch verhungern willst... Was ist mit dir Schwuli?“
Nenn mich nicht so!“, quiekte Jacob. „Aber ja, ich komme mit!“
„Dann mal los, Schwuli!“, lachte der Riese und wandte sich dann doch noch einmal Kunze zu.
„Was hast du denn vor, dass du dafür die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme auslässt?“
Der Geschäftsmann zögerte. Er wusste nicht, ob er den beiden trauen konnte. Fatman hatte er erst vor wenigen Minuten kennengelernt und Jacob…
Er konnte ihn überhaupt nicht einschätzen.
„Ach komm“, bat Fatman. „Ein bisschen Vertrauensvorschuss muss hier schon drin sein, wenn du hier in Ruhe schlafen möchtest.“
Er legte den Kopf schief und spannte seine Armmuskeln an. Kunze versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen.
„Ich bin nicht mit dem zufrieden, was ich weiß. Euch stellt es vielleicht zufrieden, aber mich noch lange nicht! Ich will die Wahrheit wissen!“
Fatman hob seine buschige Monobraue. „Und das heißt?“
Kunze straffte die Schultern und erwiderte entschieden: „Ich gehe in die Deathzone!“

Fortsetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:49.

(tu)

Ich frage mich, ob Fatman, oder Schwuli versuchen werden ihn zu begleiten.