Geschichte: Bekehrung in der Kirche 12 - Schreie auf dem Weg der Finsternis


 Bekehrung in der Kirche 12 - Schreie auf dem Weg der Finsternis
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 14.09.2016 12:47

Kunzes Schritte hallten durch den leeren Gang.
Zum Glück war es Mittagszeit, sodass er wenigstens so ungefähr ausmachen konnte, wo er hintrat. Immer wieder sah er sich nervös um. Kurz nachdem Fatman mit einem herablassenden Grinsen und Jacob mit einem: „Pass auf dich auf“, aus dem Zimmer verschwunden waren, war auch er aufgebrochen, wenn auch ohne die Heiterkeit die Fatman die ganze Zeit an den Tag legte.
Er hatte Kunzes Misstrauen kurzer Hand als wichtigtuerischen Unsinn abgetan, doch der Geschäftsmann war standhaft geblieben. Er wolle endlich die Wahrheit erfahren, hatte er mehrfach wiederholt. Doch nun war er ganz allein.
Von Fatman wusste er zwar, dass hinter den anderen zerkratzten Holztüren zu fast hundert Prozent einer der Straftäter hauste, trotzdem fühlte er sich einsam.
Vielleicht lag es daran, dass er bei niemandem Gehör zu finden schien, oder eher, dass die meisten anderen gerade ebenfalls etwas gegen den Hungertod unternahmen und es überall, wohin er auch kam, totenstill war. Moos wucherte an manchen Stellen den Boden entlang und man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte.
Überall hingen verkehrt herum gedrehte Kreuze und irgendwann fasste Kunze sich ein Herz und drehte sie eines nach dem anderen um.
Auf diese Weise würde er den Weg zurück zu seinem Zimmer finden.
Wie im Märchen. Wie bei Hänsel und Gretel, doch wie ein Märchen fühlte sich dieser Alptraum nun wirklich nicht an.
Jedes Mal, wenn er an eine Kreuzung kam, verlangsamte er seinen Schritt und spähte erst mal in alle Richtungen, um dann eilig hinüber zu laufen.
Dieser Geschwindigkeitswechsel erinnerte ihn daran, dass er schon seit so langer Zeit kein Kind mehr war, denn ein stechender Schmerz wuchs in seiner Magengegend heran und wollte nicht mehr weichen.
Wehmut erfasste ihn. Wie schön war doch die unbeschwerte Jugend gewesen!
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er schließlich sichtlich erschöpft von Furcht und Anspannung die Kreuzung erreichte, in der die Deathzone mündete.
Er blickte in den langen Gang.
Der Soldat hatte recht behalten. Man musste kein Experte sein, um diese Gegend als „very instable“ einzustufen.
Es war das Paradies eines jeden Abenteurers, aber auch die Hölle jedes langweiligen Geschäftsmannes. Und zu seinem Bedauern zählte er leider zu der zweiten Kategorie. Aber nicht mehr lange, wenn er sich jetzt dorthin wagte. Und das würde er. Er hatte es so entschieden und jetzt gab es kein Zurück mehr.
Schon beim ersten Schritt hatte er das Gefühl, es würde automatisch dunkler werden. „Geh nicht dahin“, sagte warnend eine Stimme in seinem Kopf.
Er kämpfte gegen den Drang an, wieder zu gehen und lief langsam und unsicher weiter.
Türlose Löcher starrten ihn von überall her an und sahen aus, als wollten sie und die Dunkelheit ihn jeden Moment verschlucken.
Kunze entschied sich daher, einfach nur noch auf den Boden zu blicken, so wie es zartbesaitete Menschen am Computer in Horrorspielen gern taten.
Und tatsächlich half es. Seine Augen wanderten über alte Plastiktüten, verwesende Bananenschalen, Staub, herabgefallene Deckenbalken, gesplitterte Löcher im Holz und undefinierbare Flecken auf dem Boden in einer Spannweite von Urin, über Blut, bis hin zu verklumpten Erbrochenen.
Zum Glück hielt sich der Gestank hier in Grenzen.
Stattdessen war es unangenehm kalt, denn alle Fenster hier schienen ihren Geist aufgegeben zu haben. Die Haare auf seiner Haut stellten sich auf und er fröstelte.
Die Arme um den Körper geschlungen, lief er weiter, so leise er konnte, bis er schließlich ein Geräusch vernahm.
Es schien zwar aus weiter Ferne zu kommen, trotzdem blieb er angewurzelt stehen und drückte sich an eine halb verfallene Wand.
Seine Hände waren schweißnass. Was war das?
Wieder hörte er es und dieses Mal konnte er es auch erkennen.
Es war ein Schrei.
Seine Beine waren aus Gummi, sein Gesicht eine Maske der Angst.
Was wartete dort im Dunkeln auf ihn?

Fortsetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.16 14:49.

 Re: Bekehrung in der Kirche 12 - Schreie auf dem Weg der Finsternis
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 14.09.2016 14:06
Bewertung:
 

(tu)

 Re: Bekehrung in der Kirche 12 - Schreie auf dem Weg der Finsternis
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 18:13
Bewertung:
 

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