Geschichte: B.i.d.K. 22 - Ein FATTER Hoffnungsschimmer


 B.i.d.K. 22 - Ein FATTER Hoffnungsschimmer
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 05.10.2016 17:05

Es war, als hätte jemand in seinem Herzen plötzlich ein Streichholz entzündet.
Ein leises Ratschen an der Schachtel und es flackerte unruhig.
Trotzdem ging es nicht aus und verbreitete in jeder Faser seines Körpers eine unglaubliche Wärme. Zunächst wollte er es nicht glauben.
Erst, als die Stimme ein zweites Mal rief, besann er sich.
Er blickte nach oben, obwohl er wusste, dass er nichts erkennen würde. Dafür war es auch dort zu finster.
„Haaaaallo?“, brüllte die Stimme ein drittes Mal.
Und endlich wieder schaffte Kunze ein Lächeln.
Er spürte dass noch nicht alles verloren war.
„Ich bin hier unten! Wer sind Sie?“, schrie er so laut er konnte.
„Na wer wohl, Kleiner!“, blaffte der andere zurück. „Ich bin der Weihnachtsmann und komm dich jetzt mit meiner Motorsäge holen!“
Und plötzlich explodierten tausend Farben in seinem Kopf.
Die Welt um ihn herum wurde bunt. Eine grüne Sonne schien auf ihn hinabzuschauen. Sie sandte hellblaue Strahlen und brachte gelbe Wände zum fluoreszieren.
„Hey? Ist wer zuhause?“
„Fatman!“
Seine Stimme klang wie die eines pubertierenden Mädchens – hoch und quietschig. „Na na, nur nicht gleich hysterisch werden. Wenn du schwul bist, musst du schon Jacob heiraten!“
Weil er sein Glück kaum fassen konnte, überhörte der Geschäftsmann die Bemerkung. Er spürte neue Hoffnung.
Ausgerechnet Fatman!
Er war das Beste, was er sich hätte wünschen können.
Dieser Schrank war ein ungeheurer Muskelberg.
Er musste ihn einfach hier raus bekommen!
„Woher weißt du, dass ich hier bin?“
Obwohl er noch immer nichts sehen konnte, blickte er nach oben, die Augen wie zum Schutz vor grellem Licht zugekniffen.
„Ich hab´ dich nicht zurückkommen sehen von deinem Ausflug und Jacob hat mit einem der Soldaten beim Mittagessen gesprochen. Das hat mich misstrauisch gemacht. Also bin ich dich suchen gegangen. Vielleicht ist an dieser Geschichte ja doch was dran. Und dann habe ich die Kreuze gesehen. Sie waren alle richtigherum. Das war nicht normal. Jedenfalls nicht für diese Bruchbude.
Ich bin also der Spur gefolgt und konnte zwei Soldaten belauschen, die sich über jemanden unterhalten haben, der in die „Metzgerei“ um verlegt worden war.
Und über einen alten Raumplan habe ich dann dieses Loch hier gefunden. Hasst ja echt die Arschkarte gezogen!“
„Was war denn mit Jacob?“, fragte Kunze nach.
Er wollte so gut wie möglich informiert werden, bevor er in das Anstaltsleben zurückkehrte. Doch Fatman schien das nicht besonders zu gefallen.
„Also, wenn du mich nur brauchst, um dir Gesellschaft zu leisten, kann ich auch gerne wieder gehen!“
Sofort fuhr der Schreck wie ein Stromstoß durch Kunzes Körper.
„Nein! Warte!“, brüllte er mit aller Kraft. „Du kannst mich doch nicht hier einfach zurücklassen!“
„Na also! Endlich mal wieder was, das ich gut kann!“
Fatman schien sich zu freuen. Mit dem Ton eines erfahrenen Zahnarztes sagte er: „Dann geh mal zu der Wand mit dem Loch, stell dich drunter und gedulde dich einen Moment!“
Kunze tat wie ihm geheißen und hoffte, dass Fatman ihn nicht einfach nur hereinlegen wollte. Er hörte ihn oben knistern.
Dann streifte plötzlich etwas seine Schulter. Er fuhr zusammen.
„Was ist das?“, keuchte er.
„Jetzt mach dir mal nicht gleich in die Hose, Kleiner! Das ist allerbeste Qualität. Garantiert Bio. Kannst du ruhig anfassen. Es beißt nicht!“, kam es höhnisch von oben. Zögernd griff Kunze danach.
„Das ist ein Seil!“
„Genau, du Blitzmerker! Und jetzt schwing mal deinen Luxuskörper zu mir nach oben!“ Der Geschäftsmann fuhr mit zitternden Fingerspitzen über die Oberfläche.
„Aber… Das fühlt sich so komisch an! Das ist doch kein normales Seil!“
„Ja, was hattest du denn gedacht? Dass ich mir den Strick von ´ner Ziege hole, oder den Nilonfaden von einem Superkletterer? Mann, bist du naiv. Wir sind im Irrenhaus! Hier wurden alle Ressourcen genutzt! Ist dir etwa noch nicht aufgefallen, dass die Toten dort unten alle keine Haare haben?“
Abrupt ließ Kunze los.
„Das sind Haare?“
„Was denn sonst? Ist hier wie im KZ! Frauenhaare für Kleidung und Seile, Männerhaar als Füllung!“
Fatman lachte kehlig.
„Oh! Mein! Gott!“
„Ach und gläubig bist du also auch? Na, das hätt ich mir ja denken können bei all den Kreuzen, die du umgedreht hast! Solltest mal in deinem Rentenalter über Sozialarbeit nachdenken. Das wär sicher was für dich. Und jetzt mach mal hin! Wir können hier jeden Moment entdeckt und kaltgemacht werden! Wir müssen vorsichtig sein!“, dröhnte Fatmans Stimme durch Kunzes Gefängnis.
„Vor allem, weil du so ungemein leise bist“, dachte Kunze verbissen.
Die grüßten Großmäuler waren seiner Meinung nach, auch die größten Angsthasen. Und mit dieser Einstellung tröstete er sich.
Fatman war ein verdammter Idiot.
Doch insgeheim verkniff er sich nur mühsam ein Lächeln.
Er war nicht allein. Entschlossen griff er nach dem Seil und zog leicht daran.
„Und habens der Herr bequem?“, fragte Fatman.
Kunze nickte.
„Es kann losgehen.“

Fortsetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.16 15:57.

 Re: B.i.d.K. 22 - Ein FATTER Hoffnungsschimmer
Autor:
 16bdaniela (Profil)
Datum:
 07.10.2016 16:39
Bewertung:
 

Super Spannend

 Re: B.i.d.K. 22 - Ein FATTER Hoffnungsschimmer
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 08.10.2016 12:23
Bewertung:
 

Ja, Haare sind wirklich sehr stark! Fast so stark wie Spinnenfaden...

 Re: B.i.d.K. 22 - Ein FATTER Hoffnungsschimmer
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 18:50
Bewertung:
 

Rapunzel, Rapunzel