Geschichte: B.i.d.K. 23 - Wer setzt des Teufels Zeichen?


 B.i.d.K. 23 - Wer setzt des Teufels Zeichen?
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 08.10.2016 13:54

Der Aufstieg erwies sich als noch anstrengender als erwartet.
Obwohl Fatman ihn gemächlich Stück für Stück nach oben zog, schmerzten Kunzes Arme bereits nach dem ersten Schritt, den er senkrecht an die Wand gesetzt hatte.
Er ächzte und stöhnte vor Anstrengung.
Dabei hoffte er inständig, dass Fatman es nicht hörte.
Er hatte keine Lust auf einen weiteren doofen Kommentar.
Als er schließlich schwitzend am Loch ankam, streckte Fatman ihm seine riesige Pranke entgegen.
Erleichtert ließ er das Seil aus Frauenhaar los und kletterte mit Fatmans Hilfe aus der Öffnung.
„Na endlich“, brummte Fatman ungeduldig. „Zum Glück ist keiner gekommen. Ein saftiger Tritt in den Hintern und ich wäre auch dort gelandet!“
Kunze antwortete darauf nichts.
Er setzte sich mit schwindender Kraft auf den harten Fußboden.
„Du blutest“, stellte Fatman fest und ließ sich neben ihn sinken.
Kunze betrachtete seine Schulter. Dort war der Stoff aufgerissen und hellrotes Blut rann ihm in kleinen Rinnsalen den Arm hinab.
„Das war sicher der Streifschuss, der mich dann endgültig nach da unten befördert hat“, meinte er und klang dabei seltsam gleichgültig.
Vielleicht lag dies vor allem daran, dass er den Schmerz noch immer nicht spürte.
Das ganze Adrenalin in seinem Körper schien ein gutes Mittel dagegen zu sein. Ausdruckslos starrte er ins Leere. Er war schrecklich müde und seine Arme und Beine schienen bleischwer. Seiner Meinung nach, war es am besten, hier sitzen zu bleiben und noch eine Weile auszuruhen.
Doch Fatman hielt davon gar nichts.
„Du solltest dir die Wunde schnellstmöglich säubern lassen“, dokterte er nach einem Blick auf den dreckstarren Anzug.
„Sonst holst du dir noch eine Blutvergiftung, Kleiner.“
Damit stand er auf und ehe Kunze protestieren konnte, hatte er ihn vom Boden hochgezogen.
„Dann mal los.“
Übermüdet humpelte Kunze hinter ihm her.
Er hatte das Gefühl, gleich hier und jetzt im Stehen einschlafen zu können.
Doch Fatman lief unermüdlich weiter und irgendwie schien er einen weitaus kürzeren Weg zu kennen, als der Geschäftsmann.
Jedenfalls dauerte es nicht lange, bis sie wieder am Rand des Loches standen, durch welches er die Folterkammer gesehen hatte.
„ Nach Ihnen Sir.“
Fatman deutete eine Verbeugung an.
Mit wackeligen Knien stellte Kunze sich wieder mit dem Rücken zur Wand und rutschte Fuß für Fuß auf die andere Seite hinüber.
Er wagte es nicht, nach unten zu sehen, obwohl er wusste, dass ihn dort nun nur gähnende Finsternis erwarten würde.
Neben sich hörte er Fatman schnaufend an der Wand entlang schubbern.
Dann waren sie beide drüben.
Fatman ging ein paar Schritte in den Gang.
„Hier irgendwo müssten doch die Kreuze sein, die du richtigherum gedreht hast…“, murmelte er nachdenklich vor sich hin.
„Wo fangen die bloß an? Die würden die Sache deutlich erleichtern, um zurückzufinden.“
Kunze folgte ihm zögerlich. Kurz darauf zeigte er nach vorn.
Hier habe ich das letzte Mal aufgehört, die Kreuze umzudrehen. Das weiß ich noch genau. Ich habe hier in der Gegend Schreie gehört und bin entsetzt stehengeblieben.“ Während er das sagte, schüttelte er im Geiste den Kopf.
Jetzt, wo er Fatman dies alles mitteilte, schien es gar nicht mehr so schlimm zu sein. Die Gänge wirkten nicht mehr so finster und auf dem Boden wucherte weit weniger Moos, als beim letzten Mal.
„Dort muss das letzte Kreuz sein.“
Sie gingen zielstrebig auf die Wand zu.
„Tatsächlich hängt hier ein Kreuz“, stimmte sein Begleiter ihm zu. „Aber das hier ist andersherum.“
Eine Gänsehaut packte den Geschäftsmann am Haarschopf und zog ihn wieder ein wenig in die Finsternis zurück.
„Wie bitte?“, stieß er hervor.
„Du musst doch geirrt haben, Kleiner. Mach dir mal keinen Kopf. In der Dunkelheit kann das schon mal passieren. Wir müsse uns halt noch ein bisschen weiter so rumschlagen, dann finden wir schon den Anschluss an deine Spur.“
Väterlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn weiter.
Doch Kunze war nicht so leicht zu überzeugen.
Beunruhigt blickte er über die Schulter.
Nichts war zu sehen. Nur tintenschwarze Finsternis.
„Dann weiter“, nuschelte er leise.
Sie zogen wieder los, aber schon nach einigen Biegungen hielten sie erneut inne. Dieses Mal war es Fatman, der sich unsicher am Kopf kratzte.
„Seltsam. Ich war mir ganz sicher, an dieser Stelle an einem deiner Kreuze vorbeigekommen zu sein.“
Dabei deutete er auf ein metallenes Kreuz an der Wand.
Er beäugte es von allen Seiten.
„Aber dieses hier hält das Zeugnis vom Teufel.“
Langsam drehte er sich zu dem Geschäftsmann um.
„Weißt du, was das heißt? Das heißt, dass hier irgendjemand durch die Gänge streift und die Kreuze wieder richtet.“
Kunze schauderte.
„Ein beunruhigender Gedanke, nicht?“, nickte Fatman.
„Tatsache“, erwiderte Kunze und zitierte das, was ein Soldat ihm vor einiger Zeit gesagt hatte: „The devil is in the details.“
Fatman legte den Kopf schräg, antwortete aber schließlich: „And now he is marking us with a big red cross on our grave stones.“

Fortsetzung folgt...

 Re: B.i.d.K. 23 - Wer setzt des Teufels Zeichen?
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 08.10.2016 16:42
Bewertung:
 

Der Teufel wohnt in diesen Gemäuern und dreht alle Kreuze um!

 Re: B.i.d.K. 23 - Wer setzt des Teufels Zeichen?
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 18:53
Bewertung:
 

Mann, dem muss aber ganz schön langweilig sein, wenn er schon so was macht.