Geschichte: B.i.d.K. 24 - Hilflos ausgeliefert


 B.i.d.K. 24 - Hilflos ausgeliefert
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 09.10.2016 10:52

„Und hereinspaziert!“
Mit einem süffisanten Lächeln hielt ihm Fatman seine Zimmertür auf.
Kunze trat ein und sah sich um.
Hier schien es kaum anders zu sein, als ein paar Zimmer weiter bei ihm und Jacob. Auch hier standen zwei Betten, deren Gestelle keine Beine mehr hatten und die Fensterscheibe war von einem Netz aus feinen Rissen durchzogen.
Außerdem war es bitterkalt. Es zog aus allen Ecken.
Unbehaglich verschränkte der Geschäftsmann die Arme vor der Brust.
Es war mitten in der Nacht und nur ein kleiner Splitter des Mondes tauchte den Raum in ein geisterhaftes Licht.
Mit gesenktem Kopf trat er ans Fenster und blickte hinaus.
Diese Mal standen keine Busse voller Menschen auf dem Hof. Er lag leer und ausgestorben vor ihm. Nur ein einzelner Scheinwerfer beleuchtete das Gebäude. Kunze gähnte.
Er war unbeschreiblich müde.
Plötzlich regte sich etwas hinter ihm. Fatman war zu einem der Betten gegangen und hatte die Decke zur Seite gezogen.
„Seltsam“, murmelte er. „Wo ist denn Zottel?“
„Zottel?“ Fragend blickte Kunze zu ihm hinüber.
„Mein Zimmergenosse“, erklärte sein Begleiter. „Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob ich mir wohl sein letztes Streichholz und seine Pinzette nehmen dürfte, aber leider ist er ja nicht da, also…“
Er machte ein vielsagendes Gesicht und begann bei dem Bett zu suchen.
„Eine Pinzette und ein Feuerzeug? Wozu soll das denn gut sein?“
„Du sollst nicht immer alles hinterfragen, was ich tue. Wäre es nicht möglich, dass du gar nicht wissen willst, was ich damit vorhabe?“
Beklommen drehte Kunze ihm den Rücken zu und starrte wieder aus dem Fenster. Eine Weile herrschte Schweigen.
Dann sagte Fatman: „Na los! Ich hab alles! Sogar eine Kerze konnte ich auftreiben! Das nenn ich mal ein Glück!“
Kunze wandte sich um.
„Wie geht es weiter?“, wollte er wissen.
„Hinlegen!“, befahl Fatman wortkarg und deutete auf das andere Bett.
Verwirrt runzelte der Geschäftsmann die Stirn. Was sollte das denn jetzt bitte? Er wollte protestieren, doch als ihn der Blick seines Begleiters traf, fügte er sich in sein Schicksal. Beinahe sofort schloss er die Augen.
Die Wunde an seiner Schulter hatte zu pochen begonnen, aber das war nichts, gegen diese Müdigkeit, die wie eine schwere Samtdecke auf ihm lastete.
Seine Ohren registrierten ein Geräusch und träge hob er die Lider.
„Was ist denn los?“
Kraftlos drehte er den Kopf.
Fatman stand am Bett und hielt ihm etwas entgegen, das wie ein schmutziger Lappen aussah.
„Was soll ich damit?“
Kunze unterdrückte mühsam ein Gähnen.
„Steck das in den Mund!“, ordnete Fatman an.
Ausdruckslos starrte er durch Kunze hindurch.
Zögernd nahm dieser den Fetzten entgegen.
„Wozu?“, fragte er, bekam jedoch keine Antwort.
„Mach schon“, befahl Fatman stattdessen.
Der Geschäftsmann entschloss sich, ihm zu vertrauen.
Schließlich hatte er ihn schon einmal aus der Bredouille geholt.
Angewidert schob er sich das Stück Stoff in den Mund.
Fatman stand über ihm und schüttelte den Kopf.
„Bis hinten rein. Wie ein Knebel! Kannst du eigentlich überhaupt was?“
Kunze riss entsetzt die Augen auf, doch es war bereits zu spät.
Fatman hatte begonnen, ihn mit seiner Bettdecke an Händen und Füßen zu fesseln. Und er konnte sich noch nicht einmal gegen den schraubstockartigen Griff am seinen Hals wehren, dazu war er einfach viel zu schwach.
Er hatte schon lange nichts mehr gegessen und das Adrenalin in seinem Körper schien endgültig aufgebraucht zu sein.
Nun erfüllte nur noch eisige Resignation seinen geschundenen Körper.
Zu einem Paket zusammengeschnürt sah er, wie Fatman aus seinem Blickfeld verschwand.
Kurz darauf erklang das Ratschen eines Feuerzeugs und ein unruhiger Lichtschein erfüllte den Raum.
Eine Kerze war entzündet worden.
Schatten tanzten an der Decke, die mit den Tränen in seinen Augen zu einem unentwirrbaren Knäul von Alpträumen heranwuchsen.
Ein leicht stechender Geruch erfüllte das Zimmer und er zwinkerte verzweifelt, um die Tränen loszuwerden.
Schließlich gab er es auf und schloss die Augen ganz.
Dies würde sein Ende sein. Würde Fatman ihn anzünden?
Er wusste es nicht.
Er wusste nur, dass auf einmal ein riesiger Schatten über ihm auftauchte und ihn grob zur Seite drehte.
Eine Hand zerriss ihm den Ärmel seines Anzugs.
Auf einmal war da ein blendender Schmerz.
Er wollte schreien, doch der Knebel hinderte ihn daran, laut zu werden.
Grelle Hitze schien seinen Arm entlangzuwandern.
Dann war da nur noch ein schreckliches Brennen.
Und dann…
nichts mehr…

Forstetzung folgt...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.10.16 16:28.

 Re: B.i.d.K. 24 - Hilflos ausgeliefert
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 15.10.2016 07:57
Bewertung:
 

Ich bin leider lange nicht dazu gekommen, zu kommentieren, weil ich viel um die Ohren hatte und außerdem nicht wusste, was ich schreiben sollte. Aber jetzt habe ich Ferien.

Du schaffst es, die Spannung die ganze Zeit aufrechtzuerhalten.
Allerdings bezweifle ich, dass Fatman unserem Geschäftsmann ernsthaft an den Kragen will. Vielleicht will er nur seine Wunde ausbrennen . . .
Man kann mit einem einzelnen Feuerzeug ja keinen Menschen anzünden - Schließlich bestehen wir zu drei Vierteln aus Wasser! :D

 Re: B.i.d.K. 24 - Hilflos ausgeliefert
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 15.10.2016 18:35
Bewertung:
 

Stimmt.
Wäre auch zu doof gewesen, wenn der Held mitten in der Geschichte angezündet wird. Obwohl das sicher auch sehr interessant geworden wäre.

 Re: B.i.d.K. 24 - Hilflos ausgeliefert
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.10.2016 18:58
Bewertung:
 

O ja. Man müsste mal eine Geschichte schreiben, in der ständig die Hauptpersonen sterben und die nächste Hauptperson ist immer der/die, der/die zuletzt bei dem Toten war.