Geschichte: B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz


 B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 22.10.2016 08:39

„So, jetzt müsste es wohl klappen. Hoffentlich“, murmelte Fatman.
Seine schlechte Stimmung war endlich wieder verraucht. Glücklicherweise schien er nicht besonders nachtragend zu sein, mit jemandem von seiner Größe wollte niemand gern einen Streit anfangen.
Kunze kniete neben ihm auf dem kalten Holzfußboden.
Gebannt beobachtete er, wie Fatman ein paar der Kabel an der Rückseite des Fernsehers umsteckte.
„Seltsam“, meinte er. „Wenn Zottel doch so gut im Reparieren von Fernsehern ist, wieso hat er dann so viele Fehler gemacht?“
„Keine Ahnung. Wenn er aufwacht, können wir ihn ja fragen. Na also!“
Fatman steckte das letzte Kabel und erhob sich.
„Dann wollen wir doch mal unser Glück versuchen. Nimm Platz. Die erste Reihe gehört ganz uns. Gleich kommen bestimmt die Nachrichten.“
Kunze setzte sich gespannt neben Zottel auf das Sofa, Fatman zu seiner Rechten. "Klappe Zweite“, kündigte dieser energisch an und hielt die Fernbedienung Richtung Fernseher.
„Hoffentlich funktioniert es“, sagte Kunze. „Ich will endlich wissen, was hier los ist.“
„Und du meinst, das kommt einfach mal so in der Tagesschau?“, machte Fatman seine Hoffnung gleich wieder zunichte.
„Wohl eher nicht. Wenn wir Glück haben, können wir wenigstens einige wacklige Zusammenhänge herstellen.“
Trotz dieser Zweifel klatschte er in die Hände, als auf dem Bildschirm ein körniges und recht unscharfes Bild erschien.
„Jetzt noch ein bisschen lauter…“
Kunze lehnte sich nach vorn, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, um ja nichts zu verpassen.
Weil das Bild so schlecht war, kniff er automatisch die Augen zusammen.
Gerade schienen die Sieben-Uhr-Nachrichten zu kommen.
Ein Mann mit ernster Miene stand an einem futuristischen Pult und blätterte durch seine Stichpunkte.
„…Nun kommen wir zu einer äußerst überaschenden Nachricht, die bereits in vielen privaten Haushalten zu Unmut, sowie in der Handelsgesellschaft zu großem Jubel geführt hat“, erklärte er und blickte hinter dicken Brillengläsern hindurch in die Kamera. „Nach vielen Verhandlungen im Weißen Haus und dem Bundestag in Deutschland wurde das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Deutschland beschlossen. In welchem Rahmen, soll bis Ende März festgelegt sein.
Trotz der vielen Ungenauigkeiten brachen in vielen Umweltorganisationen Unruhen aus. Durch Beendigung der Zölle würde Gentechnik auf schnellem Wege nach Deutschland gelangen und die Ernährungsweise stark beeinflussen.
Doch nicht nur Umwelt- / Ernährungsorganisationen und Veschwörungstheoretiker ereben Einspruch. In vielen Kreisen kursiert die Frage, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam…“
„Genau“, kommentierte Fatman. „Was ist der Preis für diesen ganzen Kram? Das kommt doch nicht vom Himmel! Meinst du, das hat schon was mit uns zu tun?“
„Keine Ahnung!“, erwidert Kunze und hob ratlos die Hände.
Zwar kannte er sich mit Politik und Wirtschaft einigermaßen aus, doch er hatte das Freihandelsabkommen bereits für geplatzt erklärt und sich deshalb nicht mehr damit befasst.
Doch darüber konnte er mit Fatman nicht mehr sprechen.
Als er die Hände hob und mit den Schultern zuckte, stieß er versehentlich gegen Zottels Seite.
Der jedoch wachte nicht auf, sondern fiel von dem Stoß, reglos wie eine Stoffpuppe, vom Sofa und mit dem Hinterkopf zuerst auf den harten Boden.
Voller Grauen schrie Kunze auf. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf den Mann.
Auf den ersten Blick erkannte er, dass er tot war.
Glasige, weiße Augäpfel lagen in tiefen Höhlen.
Die Haut glänzte wächsern, der Mund war zu einem nie ausgestoßenen Schrei geöffnet. An seinem Hals prangte ein tiefer Kratzer, das karierte Hemd war blutdurchtränkt.
[b]„Scheiße!“[/b]
Fatman war aufgesprungen und fasste Zottels Handgelenk.
[b]„Was machst du da?“[/b], kreischte der Geschäftsmann.
Panisch klammerte er sich an das Sofapolster.
[b]„Was glaubst du denn, Kleiner? Ich suche seinen Puls!“[/b]
[b]„Machst du Witze? Der Typ ist seit mindestens zwei Stunden tot!“[/b]
[b]„Das ist mir egal“[/b], fauchte Fatman, die Stimme wie der Schrei eines verletzten Tieres, und zu seinem Entsetzten sah Kunze Tränen in seinen Augen schimmern.
„Warum…?“, fragte er, doch weiter kam er nicht.
[b]„Weil er mein Bruder ist! Darum!“[/b], schluchzte Fatman.
Dann brach er über dem Glatzkopf zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.

 Re: B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 22.10.2016 10:28
Bewertung:
 

Oje . . .

Gegen TTIP und CETA!!!

 Re: B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 06:34
Bewertung:
 

Ach komm schon, zumindest das blutbefleckte Hemd hätten sie schon vorher bemerken können.

 Re: B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 24.10.2016 08:04
Bewertung:
 

Manchmal sieht man nur das, was man auch sehen will.

 Re: B.i.d.K. 28 - Bohrender Schmerz
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 12:17
Bewertung:
 

Okay