Geschichte: Verräterin


Zur Seite:  1 2  nächste Seite
Aktuelle Seite:1 von 2
 Verräterin
Buch:
  -
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 23.10.2016 12:06

Ich war eine Woche lang im Urlaub in den bayrischen Alpen am Königssee. Es war wirklich traumhaft schön und sehr inspirierend. Allein der See ist von irgendwie unwirklicher Schönheit. Und die Berge drum herum - wirklich schön. Ich bin dort kaum zum Schreiben gekommen. Das hier habe ich geträumt, kurz bevor wir losgefahren sind, und gleich aufgeschrieben. Sonst mache ich immer einen Bogen um die Ich-Perspektive, weil es da so schwierig ist, Wortwiederholungen zu umgehen - ständig muss man "ich" schreiben - aber hier hat es irgendwie gepasst.



Die Zeit schien stillzustehen, als es geschah.
Ich hob das Schwert über den Kopf, um den Schlag des einen Wächters abzuwehren. Seine Waffe rutschte an meiner Klinge ab und traf meine Schulter. Der Schmerz durchzuckte meinen ganzen Arm bis zu den Fingerspitzen. Gleichzeitig krachte die Keule des anderen Wächters auf meine Brust. Ein Ruck lief durch meinen ganzen Körper. Die Wucht des Hiebes riss mich von den Füßen, ich schlug hart auf dem Waldboden auf und blieb keuchend liegen.
Einen Wimpernschlag lang spürte ich überhaupt nichts.
Dann holte der Schmerz mich ein. Als ich versuchte, mich aufzurichten, sammelte sich etwas Warmes in meinem Mund, lief über meine Lippen und tropfte zu Boden. Blut.
Schwindel überkam mich.
Schatten krochen in mein Blickfeld.
Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie die Wächter auf mich zukamen. Ich hatte versagt.
Die beiden nahmen mich in ihre Mitte und schleppten mich mit sich.
Es war Wahnsinn gewesen, das Lager der Waldleute ganz allein anzugreifen. Wie hatte Python mich nur dazu verleiten können?
Das Grün der Blätter verschwamm vor meinen Augen.
Die Wächter würden mich zu [b]Ihr[/b] bringen.
Ich fürchtete mich davor, doch ein Teil von mir sehnte sich danach, sie noch einmal wiederzusehen.
Schließlich traten wir auf eine grüne Lichtung.
Der Thronsaal.
Er war beinahe kreisrund und überdacht von den Ästen der umstehenden Bäume.
Vor dem Thron, der aus ineinander verwobenen Zweigen und Blättern bestand, stießen sie mich zu Boden.
Ich krümmte mich und spuckte Blut.
Unter Schmerzen zwang ich mich, den Blick zu heben und sie anzusehen.
Sie sah so erwachsen aus auf ihrem Thron, gekleidet in Rot und Braun. Eine Krone aus Herbstblättern saß auf ihrem Haar, das wie Gold in der Sonne schimmerte.
Sie war die Königin des Waldes.
Niemandem sonst stand diese Krone zu, nicht einmal mir, obwohl Python versucht hatte, es mir einzureden.
Ich erinnerte mich daran, wie wir als kleine Mädchen zusammen gespielt hatten. Wie wir uns geschworen hatten, dass nichts uns trennen würde. Und nun hatte der Neid uns getrennt, der größte Feind des Menschen.
Python, der alte Drache, und alles, was er gesagt hatte, rückte plötzlich weit fort. Ich wünschte mir nichts mehr, als wieder mit ihr vereint zu sein. Und als ich dort vor ihrem Thron kauerte, keuchend vor Schmerz, überrollte mich plötzlich eine Welle der Liebe zu ihr, die alle Furcht mit sich fortriss.
Eine gefühlte Ewigkeit lang sah sie mich einfach nur an. In Wirklichkeit waren es nur wenige Augenblicke.
Dann sprang sie auf –
Und nahm mich in die Arme.
Ich war so überrascht, dass ich ihr einen Mundvoll Blut auf die Schulter spuckte. Meine Rippen schmerzten, so sehr drückte sie mich, doch in diesem Moment war es mir gleich. Ich wollte sie nie wieder loslassen.
Irgendwann lösten wir uns voneinander. Ich konnte in ihren tränennassen braunen Augen mein Spiegelbild erkennen. Mein Gesicht war blass. Ein Schnitt verlief über meine linke Wange und eine blutige Schliere zog sich von meinem Mundwinkel hinab zum Kinn. Meine braunen Locken waren zerzaust und verklebt mit Blut.
Ich sah aus wie ein Held nach einem Kampf, doch in Wirklichkeit war ich nur ein Mädchen.
Ich wollte ihr so vieles sagen, doch meine Lunge schmerzte bei jedem Atemzug.
„Vergib mir“
Das war alles, was ich herausbrachte.
Sie lächelte und küsste mich sanft auf die Stirn.
Ich hörte noch, wie sie den Wachen etwas zurief, dann sank ich in warme Dunkelheit.

 Re: Verräterin
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 23.10.2016 12:10
Bewertung:
 

Ende der Geschichte

Was? Ihr findet das unlogisch? Ist mir egal! :P Es ist verdammt nochmal ein Traum! Oder habt ihr schonmal einen komplett logischen Traum geträumt? :D

Ob ich am Ende gestorben bin?
"Leider ja . . . Aber ich hab's überlebt!"
Wie könnte ich sonst diese Geschichte und die ganzen anderen erzählen? ;-)

 Re: Verräterin
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 06:47
Bewertung:
 

Tja, und du beschwerst dich, das ich immer die coolen Träume habe. Keiner meiner vielen Tode war so schön wie der hier.

Moment mal... goldenes Haar? Braune Augen? Und sie haben als Kinder zusammen gespielt?
Hmmmmm....

 Re: Verräterin
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 24.10.2016 07:35
Bewertung:
 

Du hast es erraten!
Ich träume irgendwie ständig, dass du irgendetwas Tolles erreichst und ich nicht und ich mich dann aus Eifersucht gegen dich wende und gegen dich kämpfe und dann besiegt werde und wir wieder vereint sind.

 Re: Verräterin
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 07:42
Bewertung:
 

Ich bin gerührt. :-$

 Re: Verräterin
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 24.10.2016 07:44
Bewertung:
 

:))

 Re: Verräterin
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 24.10.2016 08:03
Bewertung:
 

Du hast wenigstens noch Glück mit deinen Träumen.
Ich könnte nur von riesigen gelben Gummibärchen erzählen, deren Inneres die Gestalt meines zukünftigen Mörders annimmt und von Menschen die ich in Rehe ohne Arme verwandelt habe. Ohne Arme?? 8-)
Dein Traum ist super erzählt und erscheint mir während des Lesens auch gar nicht so unlogisch.
Außerdem lässt du mit deiner Schreibweise genug Platz für die eigene Fantasie, sodass man nicht auf Fakten festgenagelt wird. Freue mich schon auf den nächhsten Traum. :D

 Re: Verräterin
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 24.10.2016 08:55
Bewertung:
 

Ich träume aber auch oft seltsame Sachen . . .
Neulich habe ich geträumt, ich würde das Haus von Gandalf suchen, in der Welt, in der die Geschichte von nightdragon und mir spielt. Er lebte in einem Turm, wie Saruman. Es war steiniges Gelände, wie in Mordor. Ich bin mit einer Seilbahn hingefahren. In der Gondel habe ich einen Löffel bekommen und versucht, ihn zu verbiegen (mit Gedankenkraft). Es hat aber nicht geklappt, weil ich mir nicht sicher war, ob Gandalf in der Matrix lebt. Und das ist noch ziemlich sinnvoll für einen meiner Träume... :D

Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass Gandalf gar kein Zuhause hat? Saruman hat eins, Radgast auch. Nur Gandalf nicht. Er lebt wie ein Waldläufer. Das ist irgendwie traurig . . .

 Re: Verräterin
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 12:23
Bewertung:
 

Naja. Ehrlich gesagt könnte ich mir sein Haus zwar vorstellen, aber nicht wo es stehen soll. Wenn Gandalf nicht durch die Gegend zöge, wäre es außerdem leichter ihn zu finden und er wäre weniger mysteriös. Außerdem würden die, die da leben, dann ja bevorzugt. Und so schlimm ist ein Leben als Waldläufer nun auch nicht.

 Re: Verräterin
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 24.10.2016 13:18
Bewertung:
 

Warte mal. In welcher Welt spielt denn unsere Geschichte?
Wenn Python vorkommt, wahrscheinlich in der mit Scipio, aber da war er, glaube ich, nicht böse und von den Waldleuten höre ich zum ersten Mal.

Zur Seite:    1 2  nächste Seite
Aktuelle Seite:1 von 2