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Geschichte: B.i.d.K. 38 - Wohin denn jetzt?
„Au!“
Erst als er auf dem Boden aufkam und schmerzhaft an einer Stufe abrutschte, um laut polternd die Treppe herunterzukullern, wurde ihm klar, dass das vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war. Schließlich war je schon einmal ein Teil des Treppenhauses eingebrochen. Zu seinem Glück hielt ihn der Boden. Erleichtert, wenn auch mit einigen blauen Flecken mehr, atmete er auf. Ohne lange zu überlegen, erhob er sich aus seiner Hockstellung, klopfte sich den Staub von den Kleidern und humpelte so leise wie möglich die restlichen Stufen herunter. Eigentlich war das zwar nicht nötig, da sein Aufprall unüberhörbar gewesen war, doch man konnte nie vorsichtig genug sein. Dabei vermied er es peinlichst, das Geländer zu berühren. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt: Man wusste ja nie… Dann hatte er sich zu entscheiden. Entweder er lief weiter nach unten, in der Hoffnung unbemerkt zu irgendeinem potentiell existenten Ausgang zu gelangen, oder in den Flur, der sich nun vor ihm auftat. Da die anderen ihn vielleicht doch suchen würden, war es sicher nicht ratsam, sich weiter auf offenem Gelände aufzuhalten. Er sollte sich schleunigst einen sicheren Raum suchen und herausfinden, wo er sich befand. Also schlug er den Gang ein und wandte sich nach rechts. Von dort gingen allerlei Türen ab, die nicht besonders vertrauenerweckend wirkten. Obwohl er nun schon einige Zeit in der Anstalt verbracht hatte, hatte er einen Kloß im Hals. Anscheinend konnte man sich gegen diese Art von Schrecken nur schwer abhärten. An einer der Türen zogen sich blutige Kratzspuren vom Boden bis zur Klinke. Kunze zog die Schultern hoch. Hätte er einen Mantel getragen, so hätte er nun den Kragen nach oben geschlagen und die Hände tief in den Taschen versenkt. Da würde er sicher nicht rein gehen. Außerdem konnte man nie wissen, ob sich in dem Zimmer hinter einer Tür jemand befand. Am besten wäre also eine Glastür oder ein Sichtfenster. Ansonsten wäre er innerhalb ein paar Atemzüge wieder in Brewsters Fängen. Wenigstens konnte er jetzt jemanden für das Ganze verantwortlich machen. Auch wenn Brewster wahrscheinlich noch nicht einmal das Oberkommando hier besaß, war es ein schönes Gefühl, wenn man jemanden hatte, dem man die Schuld zuschreiben konnte. Eilig lief er weiter. Er war so weit gekommen. Jetzt würde er bestimmt auch einen Ort finden, wo er sicherer war, als hier. Als er um eine Ecke schlich, schreckte ihn ein Klingeln auf. Er zuckte zusammen. Was war denn das? Hatte er einen Tinnitus oder war da wirklich etwas gewesen? Wachsam blickte er sich um. Das Klingeln erklang erneut. Es klang wie… Das Klingeln verhallte. War das etwa ein Telefon? Wenn ja: Warum ging dann keiner ran? Das konnte doch nur bedeuten, dass niemand da war, um abzunehmen. Angespannt drückte er sich an der Wand entlang, von der das Geräusch zu kommen schien. Das Telefon musste dahinter sein. Ganz in der Nähe erspähte er eine Tür. Vermutlich gehörte sie zu dem Raum, in dem sich das Telefon befand. Sollte er es wagen? Seine Nackenhaare stellten sich auf, bei der Vorstellung, dass er möglicherweise selber den Anruf … Er wartete das vierte Klingeln ab, dann ging er entschlossen zu der Tür hinüber und riss sie auf. Ob das die richtige Methode war, wusste er nicht, doch das war in diesem Moment nicht wichtig. Adrenalin pulsierte durch seinen Körper und übernahm die Kontrolle. Glücklicherweise war der Raum tatsächlich wär, doch das merkte Kunze kaum. Er fühlte sich wie magnetisch angezogen von dem schwarzen Apparat, der auf einem Pult vor einer Menge Bildschirmen stand, die verschiedene Abschnitte der Anstalt zeigten. Kunze achtete nicht darauf. Mit wenigen Schritten hatte er den menschleeren Raum durchquert und griff nach dem altmodischen Hörer. Seine Finger zitterten unkontrolliert, so als führten sie ein Eigenleben. Noch ein tiefer Atemzug und er hob ab. Fortsetzung folgt...
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