Geschichte: Aufwachen


 Aufwachen
Buch:
  Aufwachen
Autor:
 Equestrice (Profil)
Datum:
 19.11.2016 16:14

Liebe Leser/Innen!

Diese Geschichte ist mir spontan eingefallen und sie beruht teilweise auch auf Wahres, also viel Spass beim lesen!

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"Schon wieder durchgefallen?", sagte Mom mit einer entsetzten Miene. Ihr Blick glitt über die fettgedruckte 6, welche auf der Prüfung prangte. "Was ist denn mit dir los? Seit einem Monat bringst du solche Ergebnisse nach Hause!"

Ich blieb ruhig und wich ihrem bohrenden Blick aus. "Es tut mir leid. Ich werde mich anstrengen.", antwortete ich gleichgültig und starrte ebenfalls auf die Prüfung. Mom seufzte. "Das hast du auch die vorherigen 3 Male versprochen." Sie nahm die Grammatik Prüfung in die Hand und schüttelte fassungslos den Kopf. "Früher warst du doch so gut in Deutsch!"

Früher.

Früher war alles anders. Früher hatte ich viele Freunde, früher war ich beliebt. Früher waren meine Noten besser. Ja, früher liebte ich sogar das Schreiben.

Doch für diese Gründe würde ich nicht die Vergangenheit ändern.

Denn der wichtigste Grund blieb unerwähnt. Obwohl schon ein ganzer Monat vergangen ist, kann ich nicht daran denken, ohne dass die Tränen wie Bäche über meine Wangen fließen.

An sein Lächeln, das mich seit klein auf begleitet hatte, an seine wundervollen Augen, die vor Freude aufblitzen, wenn er mich sah. Ich erinnerte mich an jede Facette seinerseits, spulte tagtäglich unsere gemeinsamen Momente im Gedächtnis ab.

Früher lebte ER noch.

Schon spürte ich die nassen Tränen, die meine Sicht verschleierten. "Naya!", rief Mom bestürzt und legte behutsam ihre Arme um meinen zitternden Körper. "Ist es wegen Liam?" Sein Name brachte mich noch heftiger zum Schluchzen, bis ich das Gefühl hatte, dass die bittere Flüssigkeit im Magen gleich hochkommen könnte.

Sie strich mir über den Rücken. "Naya..." Sie wich meinem Blick aus. "Er ist schon seit einem Monat tot. Du kannst nicht dein Leben für ihn aufgeben." Fassungslos starrte ich sie an. Eigentlich war es klar, dass sie so reagierte, doch ich konnte die unkontrollierbare Wut in mir nicht unterdrücken. "Ach ja? Liam WAR mein Leben! ER war immer für mich da, als es mir schlecht ging. ER tat alles, um mich von der Scheidung abzulenken. ER war derjenige, der mir nicht von der Seite wich, als es mir richtig scheisse ging!", schrie ich in Rage. "Und wo warst du? Hast du dich jemals gefragt, wie es mir ging? NEIN! Du hast dich nur für das Geld interessiert!"

"Naya, das stimmt doch überhaupt nicht!", verteidigte sie sich. Doch da war ich schon aufgestanden und rannte aus dem Haus. Ich liess mich von meiner Wut leiten und lief einfach weiter, bis meine Lungen zu explodieren drohten und meine Beine mich in Stich liessen.

Anscheinend war ich unbewusst fast mehrere Kilometer gerannt und stand nun keuchend vor dem Bahnhof. Viele Menschen eilten in einem ungeheuren Tempo von Gleis zu Gleis, ihre Schritte begleitet von dem Rattern der Züge. Die Lautsprecher gaben in einer monotonen Stimmlage alle Verspätungen an, sowie ein Bildschirm, der sich über meinem Kopf befand.

Ich steuerte das nächste Gleis an und machte kurz vor der weissen Linie halt. Und da war dieser Gedanke, der mich verwirrte und mir gleichzeitig eine Möglichkeit bot, alle meine Probleme loszuwerden. Mich zu befreien.

Die Stimmen um mich nahm ich nur gedämpft wahr. Meine Augen waren auf die Schienen fixiert. Sie reflektierten matt die trübe Nachmittags Sonne. Mein Gehirn gab ein Signal an meine Beine weiter, so dass ich mich langsam die weisse Linie überschritt. Ich war wie betäubt, realisierte nicht was ich gerade machte.

Und da sah ich die immer näher kommenden Scheinwerfer des Zuges, befand mich aber immer noch im Kampf mit mir selber. Das Einzige, was mir im Weg stand, war mein Verstand, der mich innerlich anschrie, ich sei verrückt und solle mein Vorhaben ja nicht durchziehen. Doch kurzerhand ignorierte ich die Warnungen und setzte zum Sprung an...

Und dann schoss mir eine Erinnerung an Liam durch den Kopf. Dieser Moment, wo er mich umarmte und in mein Ohr murmelte, dass er für mich sterben würde.

In diesem Moment erstarrte ich in meiner Bewegung und stolperte vor Schreck zurück, als der Zug einrollte und mit quietschenden Rädern stehenblieb. Die Türen öffneten sich und eine Welle strömte mir entgegen, drängte mich weg von den Schienen und meinem eigentlichen Vorhaben.

Mit nun klarem Kopf kauerte ich mich auf den dreckigen Boden, ignorierte die neugierigen Blicke und vergrub fassungslos mein Gesicht in meinen Händen. Hatte ich wirklich vorgehabt, mich selber umzubringen?

>Ende des ersten Kapitels< [705 Wörter]

Wollte Naya sich wirklich umbringen? Wer war Liam?

In der Fortsetzung...



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.12.16 05:06.

 Re: Aufwachen
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 19.11.2016 16:33
Bewertung:
 

Hmm...
Ich frage mich, wie viel davon wirklich passiert ist.

 Re: Aufwachen
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 19.11.2016 16:54
Bewertung:
 

"Memory
Turn your face to the moonlight
Let your memory lead you
Open up, enter in...
If you find there
the meaning of what happiness is,
then a new life
will begin...

Memory
All alone in the moonlight
I can smile at the old days
I was beautiful then...
I remember
a time I knew what happiness was...
Let the memory
live again!"

...

*räusper*
...Das passte gerade so gut...
Du hättest den Hinweis auf die Fortsetzung am Ende erst schreiben sollen. Denn wenn er vorne steht, weiß man ja sofort, dass die Hauptfigur überleben wird. Dann ist es nicht so spannend.

 Re: Aufwachen
Autor:
 Equestrice (Profil)
Datum:
 20.11.2016 11:05
Bewertung:
 

Danke für den Verbesserungsvorschlag ;-)
Ach ja, das Lied passt wirklich gut dazu...

 Re: Aufwachen
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 22.11.2016 19:33
Bewertung:
 

Naya, ich fühle mit dir.

 Re: Aufwachen
Autor:
 16bdaniela (Profil)
Datum:
 02.12.2016 17:00
Bewertung:
 

Bitte schreib weiter ich liebe deine geschichte

 Re: Aufwachen
Autor:
 terminator (Profil)
Datum:
 26.04.2017 18:30
Bewertung:
 

Ich war wie im Bann. :D