Geschichte: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!


 B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 22.11.2016 17:34

Das Blatt entglitt seinen kraftlosen Fingern und segelte in kleinen Kreisen zu Boden wie bunte Blätter im Herbstwind.
Zitternd rang Kunze um Atem.
Alles drehte sich um ihn herum.
Das Büro verschwamm vor seinen Augen.
Schlieren zogen vor seinem Gesicht vorbei.
Die Wunde an seinem Arm pochte unregelmäßig.
Weil er glaubte, dass es ihm helfen würde, rieb er sich die schmerzenden Schläfen. In seinen Kopf war soeben eine Erkenntnis durchgesickert.
Eine Erkenntnis, die sich wie ein Virus in seinem ganzen Körper ausbreitete und mit spitzen Wiederhaken an jeder Zelle klebte. Er musste hier weg!
Und zwar so schnell wie möglich!
Und er war ganz allein.
Niemand würde ihm jetzt noch helfen!
Von Panik erfasst, riss er die Tür auf und stürzte kopflos hinaus in den Gang.
Er achtete nicht darauf, ob ihn jemand sah.
Er lief rannte einfach los.
Grenzenlose Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Ohne zu sehen wohin, hetzte er um Ecken und in Räume.
Es wäre sicher besser gewesen, wenn er Ruhe bewahrt hätte, doch so hatte er diesen ganz besonderen Schutzengel, wie ihn Betrunkene besitzen.
Während er rannte, liefen ihm lautlose Tränen über die Wangen.
Nichts kümmerte ihn mehr, bis auf sein eigenes Schicksal.
Nichts übertraf seinen eigenen Schmerz.
Nichts war schrecklicher als seine Situation.
Erst als er keine Luft mehr bekam und seine ganzer Körper von der Anstrengung so sehr bebte, dass er nicht mehr laufen konnte, hielt er an. Keuchend stützte er die Hände auf die Knie, um nicht gänzlich zusammenzubrechen.
Die Tränen auf seinen Wangen begannen zu trocknen.
Noch immer konnte er nicht klar denken.
Unsicher wischte er sich über die Augen. Er brauchte eine Pause.
Doch das hier war kein Film, bei dem man einfach „Cut“ sagen und zwischendurch eine Tasse Kaffee trinken konnte.
Dies war die wahre Hölle. In diesem Moment flog neben ihm eine Tür auf.
Der Geschäftsmann taumelte vor Schreck und wäre beinahe doch noch gefallen.
In der letzten Sekunde fanden seine Beine das Gleichgewicht zurück.
Er hob den Kopf.
Vor ihm stand Fatman, das Gesicht wutverzerrt.
Als er Kunze erblickte, warf er ihm einen hasserfüllten Blick zu und schrie: [b]„Verdammt! Ihr seid doch alle gleich! Verräter! Jeder einzelne von euch!“[/b]
Verwirrt und entsetzt zugleich fragte der Geschäftsmann, für einen Moment von seinem Problem abgelenkt: „Was ist passiert?“
Womöglich konnte er die Sache mit dem Fernseher wiedergut machen.
Also zwang er sich, ein möglichst besorgtes und mitfühlendes Gesicht zu machen. „Was passiert ist?“, polterte Fatman.
Selbst in dem nur fahlen Licht, konnte Kunze sehen, dass der Kopf seines Freundes glühte. [b]„Das werd‘ ich dir erzählen! Ich habe Schwulis Sachen durchsucht! Und weißt du, was ich gefunden habe?“[/b]
Drohend kam Fatman auf ihn zu. Er wich ein paar Schritte zurück, bis er mit dem Rücken zur Wand stand, ohne darüber nachdenken zu können, was Fatman ihm alles antun könnte.
„W…w…was denn?“, stammelte er.
Der Schweiß, der ihm vorher beim Rennen übers Gesicht gelaufen war, brach wieder aus.
Seine Knie zitterten mehr denn je und er hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.
Die Anstrengung des Tages holte ihn unbarmherzig ein.
„Das!“, fauchte Fatman und hielt ihm mit seiner Pranke etwas unter die Nase.
Es schien ein Stück glänzendes Metall zu sein. Kunze rührte sich einen Moment lang nicht, dann hob er zögernd die Hand und nahm es
„Was ist das?“, wollte er mit etwas ruhigerer Stimme wissen.
Auch Fatman wurde ein wenig leiser.
„Lies, was drauf steht.“
Kunze nahm das Metallteil näher unter die Lupe, immer das Gefühl, gleich würde Fatman ihn zwischen seinen riesigen Händen zerquetschen. Das Teil war rechteckig und enthielt anscheinend ein Relief.
Konzentriert hielt er es gegen das Licht, welches wohl durch die noch immer offen stehende Tür fallen musste. Mit einiger Mühe konnte er das geschriebene entziffern. „Dearing … Jacob … 935-74-0816… r….h … positive … catholic…“
Er sah auf.
„Was bedeutet das?“, fragte er beunruhigt.
„Das“, erklärte Fatman, „ist eine Erkennungsmarke der U. S. Army. Und kannst du dir jetzt denken, was das heißt?“
„Das heißt… Jacob ist…“
[b]„Ein Spion!“[/b], unterbrach in Fatman, dem das ganze offenbar etwas zu lange dauerte.
[b]„Ein Verräter! Tut euch am besten gleich zusammen, wenn Jacob dazu noch fähig ist!“[/b]

Fortsetzung folgt...

 Re: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Autor:
 Rahel.Dr (Profil)
Datum:
 22.11.2016 17:51
Bewertung:
 

Richtig gut, ich hoffe die Vortsetzung kommt bald, (:D

 Re: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 22.11.2016 18:57
Bewertung:
 

Ich mag Verräter! :))
Natürlich nur in Geschichten :D. Ich mag es, wenn der Protagonist nicht mehr weiß, wem er noch trauen kann. Ich liebe es, mir so etwas auszudenken. Mir eine meiner Figuren vorzunehmen und mich zu fragen: Was wäre, wenn diese Figur ein Verräter wäre? Das funktioniert natürlich nur, wenn man bereits ein Netz von Figuren und Beziehungen aufgebaut hat.

 Re: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 22.11.2016 19:27
Bewertung:
 

Jacob war das Pfeffer in meiner Gemüsesuppe. Ich bin froh, dass die Charaktere nicht aus der Geschichte herauskönnen, sonst hätten sie mich längst gelyncht. So böse, wie ich zu ihnen bin.

 Re: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 25.11.2016 20:01
Bewertung:
 

Sei beruhigt. Ich habe schon Völkermord begangen ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

 Re: B.i.d.K. 40 - Verräter!!!!!
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 26.11.2016 11:17
Bewertung:
 

Oh ja. Was wir unseren Figuren schon alles angetan haben... Wir haben einmal unseren Ethiklehrer gefragt, ob wir grausam seien, wenn wir ein Dorf oder ein ganzes Volk vernichteten. Er hat nein gesagt. Aber wenn er ja gesagt hätte, hätten wir es trotzdem getan... :))