Geschichte: Die Seelen im Moor -7-


 Die Seelen im Moor -7-
Buch:
  Die Seelen im Moor
Autor:
 Rolf (Profil)
Datum:
 20.12.2016 08:48

-7-
"Du hättest mich beinahe erschossen, wenn du meine Stimme nicht erkannt hättest." Er senkte den Kopf und sein Blick durchdrang den Tisch. "Ich habe jedoch nichts mehr zu verlieren. Das wichtigste in meinem Leben habe ich sowieso verloren..."
Er hielt einen Augenblick inne, um Herr über seine aufkommenden Gefühle zu werden.
"Mich kennt man hier nicht. Ich könnte versuchen, mich der Diebesbande anzuschliessen, natürlich nur zum Schein."
"Aber wenn einer dabei ist, einer von denen, die dich kürzlich überfallen haben?" wandte William ein "Der würde dich erkennen!"
"So genau werden sie mich nicht betrachtet haben. Sie haben sich bestimmt mehr für meine Habseligkeiten interessiert. Es war dunkel und das Feuer verzerrte sicherlich die Züge meines Gesichts."
William liess sich in die Lehne seines Stuhls sinken und verschränkte seine Arme. "Das ist keine gute Idee."
"Ich kann gut auf mich alleine aufpassen, du weisst das!"
"Ja, dass weiss ich. Aber es ist trotzdem gefährlich! Das Risiko ist zu hoch. Es sind doch nur ein paar Tiere…"
"Risiko! Was wäre das Leben ohne Risiko? Ihr könnt dabei nur gewinnen. Die Gegend wird dadurch wieder sicher."
William schwieg.
"Und wenn Ihr an den Dieben ein Exempel statuiert, dann werden es sich andere Gauner zweimal überlegen, ob sie hier zuschlagen sollen!"
Wiliam hob den Becher mit dem Wein hoch, und trank einen Schluck. Dann sagte er:
"Etwas weiter im Süden ist ein Gasthaus. Dort treiben sich am Abend bis zur Sperrstunde genug zwielichtige Gestalten herum. Ich denke, dort solltest du jemanden finden." Er legte einige Münzen auf den Tisch. "Das sollte reichen für etwas zu trinken." Gareth nahm die Münzen in die Hand. "Die hier ist ungewöhnlich." Er hielt eine der grösseren Münzen William hin. Dieser schaute etwas genauer hin.
"Ja, du hast recht. Es ist eine Münze, die mir ein guter Freund von Jahren gab. Sie sollte mir Glück bringen. Behalte sie, ich denke Glück kannst du im Moment mehr brauchen als ich!"
"Danke William!" Gareth klopfte ihm auf die Schulter. "Danke für das Essen! Danke für dein Vertrauen"

Und so verliess Gareth gegen Abend das Haus von William Richtung Süden. William wünschte ihm Glück, schaute ihm nach und hoffte inständig, dass er ihn wohlbehalten und gesund wieder sehen würde.
Gegen 10 Uhr erreichte Gareth ohne nennenswerte Probleme eine kleinere Siedlung. Das Gasthaus war nicht zu verfehlen. Licht und der Geräuschpegel wiesen ihm den Weg. Etwas weg von der Eingangstüre versuchten sich zwei offenbar betrunkene Kerle im Faustkampf. Doch ihre Schläge waren träge, und trafen selten. Er beachtete sie nicht weiter, und trat ein. Ein Schwall von Rauch und stickiger Luft schlug ihm entgegen. Es war laut und roch nach gebratenem Fleisch vermischt mit einem säuerlichen Geruch, denn er von erbrochenem kannte. Er schaute sich unauffällig um.
William hatte mit seiner Beschreibung einer Spelunke vollkommen recht. An einem Tisch wurde Karten gespielt. In einer dunklen Ecke sprachen zwei Personen leise und ihre Köpfe nah beieinander. Drei weitere stritten sich vor dem Dart-Brett um die Punktzahl. An der Bar sassen mehrere Personen, die einen zusammengesunken, ob aus Kummer, Müdigkeit oder des Alkohols wegen vermochte Gareth nicht zu sagen, die anderen miteinander plaudernd. Er ging zum Tresen hin und setzte sich etwas entfernt von den anderen hin.
Mit der Frage, was es den sein dürfe kam der Bartender zu ihm hinüber. Gareth bestellte ein Ale. Er überlegte, wie er es anstellen sollte, diejenigen zu finden, die er zu finden suchte.
"Eine Diebesbande treibt ihr Unwesen hier, sagt man." begann Gareth das Gespräch mit dem Bratender.
"So, sagt man das?" gab der Barmann als Antwort.
"Es wurde viel Vieh gestohlen."
"Es war sicher nicht dein Vieh, Fremder."
"Doch. Mir gehören die Herden qusasie."
Der Bratender schaute ihn an. "Quasi? Nein, du siehst nicht aus, als ob du genug Geld hättest für eine Viehzucht.""
"Ich sagte nicht das ich die Herden besitze. Ich sagte, dass sie mir - und nur mir - gehören."
Der Bratender dachte nach. Also half Gareth noch ein wenig nach.
"Ich mag nicht, wenn in meinem Revier gewildert wird. Daher möchte ich gerne mit den verantwortlichen Herren einen kurzen Plausch halten und ihnen zusammen mit meine Leuten höflich erklären, was passiert, wenn man sich an meinem Vieh vergreift." Er nahm einen Strohhalm aus einem leer getrunkenen Glas, und knickte ihn mit dem Daumen um. "Und ich mag es nicht, wenn jemand versucht, mich zu hintergehen…" Er schaute mit einem durchdringenden Blick eines Highlanders, der selbst Feuer hätte zurückweichen lassen, in die Augen seines Gegenübers. Und tatsächlich, der Barmann hielt Gareths Blick nicht stand. Seine Augen schauten unmerklich gegen den Tisch, wo sich die beiden Männer unterhielten.
"Guter Junge!" sagte Gareth abschätzig und leise zum Bartender, stand auf und ging. Er hatte sogar noch das Geld gespart, das ihm William mitgegeben hatte.
Draussen stellte er sich neben das Fenster und blickte so hinein, das er die Theke mit dem Barmann sah. Es konnte ja sein, dass er seine Kundschaft warnte. Ob er sich das allerdings trauen würde nach Gareths auftritt, war fraglich. Er wartete fast eine Stunde, in einer dunklen Ecke neben dem Fenster. Und endlich standen die beiden Männer auf und gingen. Sie sprachen beim gehen nicht mit dem Bartender. Er hatte sie also wirklich nicht gewarnt. Er lies den Männern etwas Vorsprung und verfolgte sie dann auf Ihrem Weg, immer wieder im schutz der dunkelheit Deckung suchend. Das einzige Licht spendete die Laterne, die die beiden bei sich trugen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.16 08:53.

 Re: Die Seelen im Moor -7-
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 23.12.2016 20:13
Bewertung:
 

Hoho, das gefällt mir! So eine Spelunke ist immer ein toller Ort für Geschichten!