Geschichte: B.i.d.K. 53 - Das Geständnis (Ende)


 B.i.d.K. 53 - Das Geständnis (Ende)
Buch:
  Bekehrung in der Kirche
Autor:
 Karakoff (Profil)
Datum:
 15.01.2017 16:06

Kunze starrte schweigend aus dem Fenster.
In seinem Innern hatte sich ein gewaltiger wütender Knoten zusammengeballt, doch er zwang sich, nichts davon nach außen dringen zu lassen.
Er hatte bereits genug geschimpft und geschrien.
Und es hatte ihm gut getan.
[b]„Warum ist Ihnen das zum Teufel nicht früher eingefallen?“[/b], hatte er gefaucht.
Nach und nach hatten ihm Horschti und Freddy in kleinen Häppchen klargemacht, dass sie
–„äh“-
Beweise gefunden hätten, er also
–„äh…mh“-
nicht der gesuchte Mörder war.
Er konnte es nicht glauben.
Obwohl ihm von Anfang an seine Unschuld bewusst gewesen war, konnte er nicht glauben, dass ihnen das erst jetzt aufgefallen war.
[b]„Was haben Sie mir nur damit angetan?“ [/b]
Auf diese Frage hatte ihm keiner der beiden antworten können.
[b]„Zwei Verkehrspolizisten, die einen Mord aufklären sollen! War doch klar, dass dabei nichts rauskommt!“ [/b]
Auch darauf hatten sie keine Erwiderung gewusst.
Zerknirscht hatten Horschti hinter dem Steuer gehockt und immer wieder Blicke in den Rückspiegel geworfen.
Kurz darauf war Freddy mit dem Argument, dass ja jetzt wenigstens der Terrorist weg war, angekommen.
Er habe bei einem Attentat mehr als hunderttausend Menschenleben gefordert.
[b]„Noch ein Wort, und ich werde gleich zum Attentäter!“[/b], hatte Kunze daraufhin geknurrt. Er hatte seine Wut genossen, hatte es genossen, dass er endlich wieder unter Menschen war, doch nun waren sie alle in tiefes Schweigen versunken.
Jeder hing seinen Gedanken nach und keiner wagte es, die Stille zu unterbrechen. Draußen rauschten die ersten Häuser vorbei.
Das Gebiet wurde bewohnter und bald waren sie in einem Ort, bald in einer kleineren Stadt.
Überall tummelten sich die Menschen, dass Leben pulsierte in jedem Detail.
Der Geschäftsmann sog es in sich auf, mit allen Einzelheiten, die er zu Gesicht bekam.
Ein Kindergarten, der Beginn einer Fußgängerzone, eine Kirche…
„Lassen Sie mich hier raus!“, befahl Kunze.
Unwillkürlich trat Horschti auf die Bremse, sodass ihr Hintermann ein lautes Hupkonzert vernehmen ließ.
Offenbar gab es in manchen Dingen auch bei Polizeiautos keine Ausnahmen.
Eilig fuhr Horschti an den Straßenrand, während sich Freddy zu Kunze umwandte. „Warum das denn?“, fragte er. „Wir müssen ins Präsidium!“
[b] „Ich weiß nicht, was sie müssen, aber ich muss in die Kirche!“ [/b]
Die beiden Beamten tauschten einen Blick.
„Sie sind doch Atheist!“, rutschte es Freddy heraus.
Kunze warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Okay“, meinte Horschti zögernd. „Gehen Sie. Wir werden so lange warten.“
Sie stiegen aus.
Freddy und Horschti begleiteten ihn bis zum Eingang, von dort lief Kunze allein weiter.
Diese Kirche war viel größer als die, in der alles begonnen hatte.
Majestätisch nahm sie ihn in sich auf.
Trotz des Sommers war es hier angenehm kühl.
Weiße Säulen trugen die bunt angemalte Decke.
Sie zeigte Szenen aus der Bibel.
Auf einem Pult vor der ersten Reihe brannten Kerzen.
Die Augen auf Jesus und sein Kreuz geheftet lief er dorthin.
Dann senkte er den Kopf und entzündete zwei Kerzen.
„Für Fatman und Jacob, meine Freunde.“
Es war ein gutes Gefühl.
Nach kurzem Überlegen folgte eine dritte Kerze.
Seine Wut war verraucht, als er sie in eine der vorgesehenen Halterungen steckte.
„Für Gott“, flüsterte er.
Dann drehte er sich um.
Gemessenen Schrittes durchquerte er das Kirchenschiff und trat schließlich ins Freie. Freddy und Horschti unterhielten sich.
Sie hatten ihn nicht bemerkt. Horschti schien ein ziemlich schlechtes Gewissen zu haben.
„Meinst du, es ist schlimm, dass wir es ihm nicht gesagt haben?“, fragte er unsicher. „Wie meinst du das?“, gab Freddy zurück.
„Naja, die Sache mit den Sprayern, die die Jesusfigur mit blutroter Farbe verunstaltet und sie zersägt haben… Sollte er das nicht vielleicht doch wissen?“
Freddy lachte gequält auf.
„Dass wir Jesus für eine Leiche und ihn für den Mörder gehalten haben, nur weil da ein paar Schweineinnereien lagen? Ich bitte dich: Der würde uns doch umbringen!“
Der Geschäftsmann stand einfach nur da, den Mund sperrangelweit offen.
Um ihn herum geschah diese wunderbare Sache, die man Leben nennt, doch er bemerkte sie nicht.
[b]„Das ist jetzt nicht Ihr Ernst!“[/b], brachte er mit einiger Mühe hervor.
Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief zurück in die Kirche, zurück zu den Kerzen.
Er holte tief Luft.
Dann atmete er wieder aus und öffnete den Mund.
Er wollte sie alle auf einmal auspusten.
[b] Das war einfach zu viel!
Zu viel für ihn!
Zu viel für seine leicht religiöse Bekehrung.
Das durfte alles nicht wahr sein! [/b]
„Bitte!“, klang Horschtis flehende Stimme.
„Das war doch keine Absicht!“
Dass ausgerechnet Gott selbst in einer verqueren Weise an allem schuld sein sollte, ließ ihn all das Gute vergessen, was ihm ebenfalls in den letzten Tagen zugestoßen war.
„Hören Sie mal“, ereiferte sich auch Freddy, „ein echter Gott wirft seinen Jüngern immer Steine in den Weg!“
Scharf atmete Kunze aus. Dann drehte er sich zu den anderen beiden um.
Er blickte in zwei entsetzte bleiche Gesichter, sie in sein breites, fröhliches Grinsen.

„Ich dachte nach über einige Sachen
Die Menschen so tun - plötzlich musste ich lachen
Der Gedanke traf mich wie ein Blitz:
Das ganze Leben ist nur ein Witz.“
(FURT: Alles dasselbe)

...Ende