Geschichte: Die Osterhaseninvasion (Teil 2)

Meine Augenlider flatterten und ich öffnete die Augen. Alles war verschwommen und von einem Schleier umgeben. Wo war ich?

Langsam spürte ich meinen Körper wieder und versuchte, meine Hand zu heben. Zitternd fasste ich mir an den Hinterkopf, wo es schmerzhaft pochte und zuckte zusammen, als ich eine riesige Beule ertastete. Plötzlich kamen die Erinnerungen zurück, wie eine Welle krachten sie auf mich nieder, zogen vorbei und ließen mich etwas Unmögliches denken.

Der Osterhase! Er LEBTE!

Abrupt erhob ich mich, gleich daraufhin überkam mich eine Übelkeit, sodass ich auf die weißen Fliesen kotzte. Ein bitterer Geschmack breitete sich im Mund aus und ich verzog das Gesicht. Unsicher stand ich auf, etwas später verschwand das Taubheitsgefühl in meinen Beinen.

Ich befand mich in einem fensterlosen Raum, der grau angestrichen und nur mit einer einzigen Pritsche ausgestattet war. Panik breitete sich in mir aus. Nur irgendwie raus hier! Mit meinen Fäusten hämmerte ich gegen die verschlossene Schiebetür. "Lasst mich raus!", kreischte ich hysterisch. Überraschenderweise ging sie auf, ich verlor das Gleichgewicht und stolperte fast gegen zwei Hasen, die eine seltsame Waffe in der Pfote trugen.

Schweigend signalisierten sie mir, mitzukommen. Hysterisch wollte ich zurück in den Raum flüchten, doch meine Beine verhedderten sich und ich landete unsanft auf dem Boden. Die Hasen richteten synchron ihre violetten Waffen auf mich und in ihren Augen war nicht die geringste Gefühlsregung zu erkennen. "W-wer seid ihr?" Keine Antwort. Zögernd richtete ich mich auf und hob die Hände. Am Ende des Ganges befand sich wieder eine Schiebetür. Zögerlich schritt ich in diese Richtung und wurde von ihnen begleitet, links und rechts von mir.

"Ah, sie ist aufgewacht." Die Stimme kam von meinem Plüschhasen, der beschäftigt war, unzählige bunte Knöpfe zu drücken. Er blickte mich an und lächelte freundlich. "Willkommen an Bord!"

"An... Bord?!", keuchte ich entsetzt und warf einen Blick aus dem Fenster. Milliarden von Sternen leuchteten in der Dunkelheit, wir entfernten uns immer weiter von der Erde.

Ich war auf einem RAUMSCHIFF?!!

Ich schloss die Augen und grub die Fingernägel in meinen Arm, hoffend, dass es alles nur ein Alptraum war. Doch als ich sie wieder öffnete, war da immer noch ein zum Leben erwachter Stoffhase vor mir, der mich belustigt beobachtete. "Übrigens, ich heisse Hasi. Grundsätzlich jeder auf unserem Planeten trägt den Namen Hasi, doch irgendwie kommen wir schon zurecht." Er gluckste. "Leider kann ich dir nichts zu Trinken anbieten, aber wir setzen bald zur Landung an."

Erschöpft nickte ich und setzte mich auf eine Sitzbank. Tausende von Fragen und Gedanken schwirrten in meinem Kopf. Eines stand fest: Niemand wird mir diese absolut schräge Geschichte abkaufen.

Plötzlich tat sich ein Ruck und das Raumschiff senkte sich nach unten, begleitet von Rauchschwaden. Ein Trittbrett überbrückte die Distanz zum kargen Boden. Nirgends waren Pflanzen zu sehen, nur Erde und Gestein.

Ich folgte Hasi, natürlich in Begleitung von meinen neuen Bewachern. Wir traten durch den Eingang eines unterirdischen Baus, der sich anschließend in mehrere Wege gabelte. Ohne zu zögern leitete Hasi uns durch die dritte Höhle, bis wir in einem hohen Raum standen.

Hasi fiel unterwürfig auf die Knie und meine Begleiter hielten sich die Waffen ans Herz. "Eure Hoheit", sagten sie synchron. Der steinerne Thron vor mir drehte sich langsam um. Darauf saß ein weiblicher Hase, deren Kopf mit Wiesenblumen geschmückt war. Mit unschuldigen Augen musterte sie mich. "Aha, ", meinte sie mit einer erstaunlich tiefen Stimme, "ein Erdenmensch." - "Ja Eure Hoheit, sie ist mir bei den Vorbereitungen in den Weg gekommen. Doch ich kann versichern, dass sie keine Gefahr für unser Vorhaben darstellt. Naja, sonst bleibt ja immer noch die Gehirnwäsche..."

Entsetzt schnappte ich nach Luft. Gehirnwäsche?! Das ist doch alles ein Alptraum! Ohne nachzudenken drehte ich mich um und rannte meine Bodyguards über den Haufen, als plötzlich ein greller Blitz mich blendete. Ein verbrannter Geruch stieg in meine Nase. "Wehe, sonst wird die Waffe auf dich gerichtet.", knurrten die Bewacher gleichzeitig, und geschockt sah ich auf den Haufen Asche zu meiner Linken, der ursprünglich eine Vase gewesen war.

Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. "Ihr wart das,", flüsterte ich, "ihr habt all diese Unfälle verursacht!" Wut brodelte in meiner Brust. "Was erlaubt ihr euch eigentlich? Unschuldige Menschen sind dabei verletzt worden!" Verächtlich winkte das Weibchen ab. "Früher oder später werdet ihr eh alle sterben! Bald sind die Maschinen kampfbereit, und wir werden die ganze Menschheit versklaven!" Ein hohles Lachen erfüllte den Raum und ich schauderte. "Euer Interesse an meinem Heimatsplaneten scheint gross zu sein. Wärt ihr so gnädig und würdet mich aufklären, Hoheit?", erwiderte ich mit einem ironischen Unterton.

Ohne meinen Tonfall zu beachten räusperte sie sich. "Nun, vor etwa zehntausend Jahren lebten mein Volk und ich friedlich auf Ernarium, das, was ihr Erdlinge heute als 'Erde' bezeichnet. Doch eines Tages zerstörte ein Meteoritenschauer unsere Umgebung und Ernte, sodass wir gezwungen waren, eine neue Heimat zu suchen. Wie du siehst, haben wir uns auf diesem Meteoriten angesiedelt." Sie richtete ihren Blick auf mich. "Was hast du draussen gesehen?"

"Eine karge Landschaft..." - "Denkst du etwa, dass dies ein Leben ist?", fragte sie bitter. "Nun leben wir seit sieben Jahrtausenden hier, sind gezwungen, jeden Tag sprödes Getreide und dreckiges Wasser hinunterzuwürgen um zu überleben! In dieser Zeit haben wir bisher keinen anderen Ort gefunden und glaubten, uns mit unserem Schicksal abfinden zu müssen! Doch dann entdeckte Hasi den Weg zur Erde." Demonstrativ nickte sie ihm zu. "Es tut weh, zu sehen, wie ihr euch weiterentwickelt habt währenddessen wir hier langsam aber sicher krepieren!"

Fassungslos ballte ich meine Hände zu Fäusten. "Aber wir können doch nichts dafür! Das ist die Evolution!" Wütend erhob sie sich, dabei verrutschte der Blumenkranz. "Ihr habt nicht daran gedacht, wem ihr dies eigentlich zu verdanken habt! Sieben Jahrtausende haben wir darauf gewartet, dass Hilfe kommen würde!" Langsam begann alles verständlicher zu werden. "Wir wussten nicht von eurer Existenz, sonst hätten wir gewiss einen Weg gefunden, Euch zu helfen!"

Bedrohlich schritt sie auf mich zu, wenn nicht die ernste Situation gewesen wäre, hätte ich mich tot gelacht über die Königin, die aussah, als könnte sie jederzeit explodieren. "Nichts als Ausreden, faule Ausreden! Es reicht! Macht alles startklar! Und nehmt dieses Menschenmädchen mit! Sie soll zusehen, wie ihre Heimat untergeht!", fauchte sie, sofort spürte ich zwei eiserne Griffe an meinen Handgelenken und wurde in Richtung Ausgang gezogen.

"Nein! Lasst mich...!", wehrte ich mich, doch in null Komma nichts​ befand ich mich gefesselt auf einem abhebenden Raumschiff, umgeben von weiteren Maschinen. Aus den Lautsprechern dröhnten Befehle der Königin.

"Alle Raumschiffe bereit machen für den Abflug!" - "Wie gewünscht, Majestät." Ihr freudloses Lachen schallte in meinen Ohren. "Gut. Wir müssen den Menschen einen Besuch abstatten."

Ich bin mir unsicher, ob ich die Geschichte hier beenden soll. Oder wäre eine Fortsetzung besser?

"Impressive. Most impressive." (Wer erkennt das Zitat? :)) )

Zu deiner Frage, ob du die Geschichte hier beenden solltest: Nein! Du kannst uns doch nicht im Stich lassen, gerade wenn es spannend wird! Natürlich muss die Geschichte weitergehen! Die Welt steht kurz davor, zerstört zu werden, und du willst dich abwenden? Ich sage: Ein wahrer Held stellt sich der Gefahr, will sagen den gemeingefährlichen Osterhasen! Auf in den Kampf! "And today we celebrate our Independence Day!"

(Ich bin wohl etwas zu enthusiastisch geworden)

Ich glaube, es ist von...Nein, warte, der war es nicht. Vielleicht...Count Dooku?
Nasobem hat recht. Ein dramatisches offenes Ende kann zwar cool sein, aber hier passt es irgendwie nicht. Schreib weiter!

nightdragon: Nah dran, aber falsch. Ich gebe dir einen Tipp: Episode V. Also einige Zeit nach Count Dooku.

Nasobem ich habe gerade gemerkt, dass doch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Osterhaseninvasion und Independence Day besteht :') Aber es wird weitergehen, und es wird erst nach dem letzten Kampf der Menschheit / Osterhasen enden... *dramatische Musik*

Yay! Sehr gut! :D

Schon der erste Teil war echt super, aber die Vortsetzung ist fast noch besser!
Auf jeden Fall sollte es weitergehen! Ich bin ein großer Fan von dir, Equestrice.
Du kannst so tolle Geschichten schreiben. Hast du mal überlegt Autor/Autorin zu werden? Ich glaube du hättest viel Erfolg.

terminator: Vielen Dank für deine Bewertung! :) Und ja, ich überlege schon seit langem ob ich mal mit einem grösseren Projekt beginnen und es an einen Verlag schicken sollte... Leider fehlt mir die Zeit dafür und deshalb bleibe ich momentan bei Kurzgeschichten. Aber trotzdem ist es mein Wunsch, irgendwann mal ein Buch zu veröffentlichen. :) Aber ich finde, dass hier auf dieser Webseite auch viele gute Geschichten veröffentlicht werden!