Geschichte: Vergessen XIV

"Miriam!"
Ihre Mutter schrie erleichtert auf und zog sie an sich. Ihre zitternden Finger gruben sich in Miriams Mantel.
"Oh, Gott sei Dank", murmelte sie. " ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du..."
Sie seufzte und umklammerte ihre Tochter noch fester. Der vertraute Geruch von Erde und Kräutern hüllte Miriam ein, als sie die Umarmung erwiderte. Erschöpft vergrub sie ihr Gesicht in den Kleidern der vor Erleichterung schluchzenden Frau.
"Ich bin wieder zuhause.", sagte sie leise.
Kaelon stand unbemerkt etwas abseits und schien in Gedanken versunken. Miriams Mutter hatte ihn, wie alle anderen, nie sehen können und so konnte er bei ihr völlig unbehelligt ein und aus gehen.
Abwesend beobachtete er, wie sich die beiden von einander lösten.
"Das war sehr gefährlich, junge Dame! Tu das nie wieder! Und überhaupt: wo bist du eigentlich so lange gewesen?"
Miriam stockte:" Also, ich...war im Wald mit einem Freund. Schließlich war ja mein Geburtstag..."
Doch ihre Mutter ließ sich nicht beirren, einen strengen Tonfall anschlagend entgegnete sie:" Dein Geburtstag ist seit zwei Tagen vorbei, Fräulein! Wie konntest du mir nur solche Sorgen bereiten? Wenn ich denke, was dir alles hätte zustoßen können! Und welcher verantwortungslose Mensch war es, der meine Tochter tagelang ohne mein Wissen durch den Wald schleppt und ohne überhaupt darüber nachzudenken, was für sie das Beste wäre?!"
Die Gesichtszüge des Jungen entgleisten, als er das hörte.
Miriam sah ihn nachdenklich an.
Er hatte ziemlich schnell herausgefunden, wo sie war, und sie so rasch wie möglich wieder zurückgebracht. Er machte sich vermutlich über nichts anderes Gedanken, als darüber, was "das Beste" für sie wäre.
Was allerdings nicht entschuldigte, dass er Geheimnisse vor ihr hatte.
Aber das musste warten. Im Moment musste sie sich etwas einfallen lassen, um ihre Mutter zu beruhigen. "Es ist alles in Ordnung, ich war zusammen mit, äh, Darius unterwegs." Ja, das war es. Darius war ein echter, sichtbarer Mensch und schien verantwortungsbewusst genug, um als Aufseher herzuhalten.
Ihre Mutter runzelte die Stirn. "Darius?"Unglauben lag in ihren braunen Augen, die von tiefen Ringen umrahmt waren.
Das Mädchen nickte eifrig,ohne Kaelons gefrorene Miene zu bemerken, als sie auf den Exorcisten zu sprechen kam. "Ja", sagte sie. "Er ist ein guter Freund von mir. Er hat wirklich gut auf mich aufgepasst, keine Sorge!"
Die Frau schwieg.
Hinter ihr knirschte Kaelon mit den Zähnen.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.07.17 13:29.

Du hast mich zum Lachen gebracht. Danke schön. :))

Bitteschön! :D

Der arme Kaelon...