Geschichte: Aufruf


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 Aufruf
Buch:
  -
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 30.06.2017 19:47

Unser Atem stand als feiner Dampf in der Luft, als wir uns durch den Schnee kämpften. Der Wind heulte und toste. Er zerrte an unseren Mänteln und trieb uns ganze Schwaden von Schneeflocken entgegen, die am Pelz unserer Kapuzen hängen blieben. Meine Beine fühlten sich steif und schwer an. Hoffentlich waren wir bald da. Hoffentlich erwies sich unsere Vorahnung als falsch.
"Da drüben!"
Ich wandte den Blick in die Richtung, in die Nasobem zeigte.
Die Bibliothek war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Ihre eisblauen Mauern ragten vor uns aus dem Schneegestöber, das sie zu einem dunklen Schemen verzerrte.
Gleichzeitig rannten wir los. Der Schnee bremste uns und einige Male strauchelten wir oder fielen hin, aber wenig später standen wir keuchend vor der schweren, eisenbeschlagenen Tür. Ein sich in den Schwanz beißender Drache bildete den kunstvoll gearbeiteten Türklopfer. Mit einiger Mühe hob ich die taube Hand und ließ ihn einmal gegen das dunkle Holz fallen. Leise hörten wir den Widerhall verklingen.
Es kam keine Antwort.
Zögernd sah ich Nasobem an. In ihren braunen Augen erblickte ich dieselbe Unsicherheit, die sich in mir breitgemacht hatte. Langsam hob sie die Hand.
Ich nickte.
Die Tür knarrte leise, als sie sie einen Spalt weit aufschob. "Karakoff?" Der heulende Sturm verschluckte ihre Stimme beinahe. "Equestrice?"
Außer den tosenden Naturgewalten war lediglich das leise Echo zu hören, dass uns aus der Bibliothek antwortete.
Ich stellte mich hinter sie. Gerade wollten wir eintreten, als ein ohrenbetäubendes Krachen uns zusammenfahren ließ.
Hastig traten wir ein paar Schritte zurück.
Und da sahen wir es:
Einer der Pilaster hatte sich aus dem alten Gemäuer gelöst, eisblaue Trümmer fielen langsam herab und sanken mit einem dumpfen Aufprall in den Schnee, der um sie herum meterhoch aufstob.
Eine Sekunde lang waren wir starr vor Entsetzen.
Nasobem regte sich als Erste.
"Karakoff!", rief sie wieder, während sie zurück zur Tür stürmte. "Equestrice!"
Ich folgte ihr.
"Rolf!", schrie ich und hetzte in das Gebäude, als es erneut krachte. "Leute!"
Dann blieb ich stehen.
Die Bibliothek war verwüstet.
Regale waren umgefallen und zerschmettert und zahlreiche Bücher waren auf dem Boden des runden Lesesaals verstreut. Feiner Staub rieselte von der bebenden Decke herab. Der kunstvolle Kronleuchter schwankte bedenklich. An manchen Stellen zeigten sich dünne Risse in den Wänden.
Nasobem befand sich auf der Treppe am anderen Ende, die zur Galerie hinauf führte.
Sie war zusammengebrochen. Ein tiefer Spalt zog sich durch die Stufen.
"Nasobem!", rief ich. "Alles okay?"
Staub von der Kleidung klopfend rappelte sie sich auf, antwortete:" Ja, alles in Ordnung!" und eilte hastig weiter. Gerade setzte ich dazu an, ihr zu folgen, als eines der Regale begann, langsam zu kippen.
"Neinneinneinneinneinneinnein!", Ich wetzte darauf zu und warf mich mit aller Kraft dagegen. Schmerzhaft prallte das schwere Möbelstück gegen meinen Rücken. Ich stöhnte leise und versuchte angestrengt, die Last von Dutzenden von Büchern vom Fallen abzuhalten. Keuchend hob ich den Blick zu dem gewaltigen Kronleuchter, dessen an Eissplitter erinnernde Kristalle unheilvoll zitterten.
Warum? Warum brach die Bibliothek zusammen? Wie konnte das überhaupt passieren?Der Ort, den wir gemeinsam erschaffen und gepflegt hatten konnte doch nicht einfach untergehen! Und wo waren die Anderen?Sollten sie nicht hier sein? Hatte das hier ihnen gar nichts bedeutet? Warum ließen sie uns im Stich? Sie...
Ein erneutes Krachen unterbrach meine Gedanken. Mit schreckgeweiteten Augen sah ich, wie der untere Teil der Treppe langsam zur Seite absackte.
Ich sprintete los. Hinter mir schlug das Regal mit einem lauten Knallen auf dem Boden auf. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den Raum durchquert und rammte meine Fersen in den Boden, während ich vergeblich gegen die Steinmassen drückte.
"Nasobem!"
Panik schwang in meiner Stimme.Wir mussten hier raus!
Die Treppe schob sich weiterhin unerbittlich auseinander. Bald würde der Spalt zu breit zum Überspringen sein.
Da erschien sie am oberen Treppenabsatz. Blassblauer Staub lag auf ihren braunen Locken, unter dem Arm trug sie ein paar Bücher, die sie gerettet hatte. Geschickt sprang sie über die zerbrochenen Stufen.
Erleichterung machte sich in mir breit. Ich trat von der Treppe zurück, froh, dass sie es rechtzeitig geschafft hatte.
In dem Moment verkündete ein lautes Knacken, das der Kronleuchter aus seiner Halterung gebrochen war. Ich drehte mich um und meine Augen weiteten sich, als ich die riesige Eiskonstruktion auf mich zustürzen sah, ihr Schatten stetig wachsend, bis er mich schließlich verschlang.
Ich schaffte es noch, mich umzudrehen, als er auch schon klirrend in der Mitte des Raumes aufschlug und zerbarst. Bruchstücke des Leuchters flogen wie Pfeile in alle Richtungen, schlugen Risse in die Wände und bohrten sich in Regale und Bücher. Ich versuchte noch, mich hinzuhocken, als kleine Eissplitter sich in meinen Rücken gruben und meine Gliedmaßen zerschnitten.
Während ich zu Boden fiel, hörte ich noch das dumpfe Grollen, als die Treppe endgültig absackte.
Stöhnend richtete ich mich auf. Im ganzen Saal waren Splitter verteilt, Staub und Putz hatte sich auf alles gelegt, die Regale und ihre Bewohner waren schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Meine Arme schmerzten. Suchend ließ ich meinen Blick über die Trümmer schweifen, bis ich schließlich hinter den Überresten der Treppe einen braunen Lockenschopf hervorlugen sah.
Es kostete mich einige Mühe, mich aufzurappeln und noch mehr, mich die kurze Strecke zu Nasobem zu schleppen.
Auch sie war nicht unversehrt davongekommen. Ihr Mantel war schmutzig und zerrissen wie meiner und kleine Splitter ragten aus dem Stoff. Kraftlos ließ ich mich neben sie fallen.
"Hey", flüsterte ich heiser. "Alles in Ordnung?"
Sie öffnete die Augen und lächelte traurig.
"Ja"
Über uns grollte die Bibliothek und drohte donnernd, auf uns herabzustürzen.
Ich sah die zahlreichen Schnitte auf Nasobems Gliedern. Keiner von uns war mehr in der Lage zu gehen, geschweige denn den Anderen zu tragen. Die Mauern um uns herum ächzten.
Wir saßen in der Falle.
Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte nicht, dass es vorbei war. Nicht jetzt. Nicht so. Zitternd vergrub ich den Kopf in ihren dichten Locken.
Meine Arme schmerzten, als wir uns umarmten, aber ich hielt sie trotzdem fest.
Leise hörte ich sie neben meinen Ohr sagen:" Wir sehn uns in Pangea."
Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte, als ein tiefer Riss in der Decke entstand. Ich hörte ein dunkles Knacken und Brechen, als sie endgültig zerbrach und ihre riesigen Bruchstücke sich voneinander lösten.
Ich spürte einen Kloß im Hals, als ich antwortete:
"Worauf du dich verlassen kannst."



7 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.07.17 07:24.

 Re: Aufruf
Autor:
 BlueAngel (Profil)
Datum:
 15.07.2017 16:45
Bewertung:
 

Die Bibliothek steht in dem Fall symbolisch für diese Website hier, oder? Ich kann dich verstehen...
Ich selbst bin ja länger nicht mehr hier gewesen, das bereue ich nun ziemlich...

Zu den Grammatik Fehlern sag ich jetzt mal nichts, da ich mir sicher bin das du sie selbst noch findest.

LG
BlueAngel

 Re: Aufruf
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 15.07.2017 17:03
Bewertung:
 

Werden wir überleben?

 Re: Aufruf
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 15.07.2017 20:46
Bewertung:
 

Nö. Aber ich bin noch nicht fertig. (dauert aber nicht mehr lange)

 Re: Aufruf
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 16.07.2017 07:17
Bewertung:
 

Yaaaaaay! Ich bin endlich fertig!

 Re: Aufruf
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 16.07.2017 07:58
Bewertung:
 

Awwwwwww!
Pangäa wird aber mit ä geschrieben. Auch wenn es angestrichen wird. Ich bin mir ganz sicher. Das heißt, im Wikipedia-Artikel steht: "Schreibweise Pangäa, selten auch Pangea" (Wir könnten natürlich auch die seltenere Schreibweise wählen, um anzudeuten, dass nicht der Urkontinent gemeint ist)
Höhö, niemand hat eine Ahnung, wovon ich rede...

 Re: Aufruf
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 16.07.2017 08:44
Bewertung:
 

Ich hatte darüber nachgedacht es "Pangaea" zu schreiben, weil "ä"s so unepisch aussehen.

 Re: Aufruf
Autor:
 BlueAngel (Profil)
Datum:
 16.07.2017 14:00
Bewertung:
 

ähm...nightdragon? Nasobem...?
Kann es sein das ihr euch über eine gewisse andere Geschichte unterhaltet...?

 Re: Aufruf
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 16.07.2017 16:14
Bewertung:
 

Ich hab' immer noch keine Ahnung, wer du bist...
Und ja, wir unterhalten uns über eine... gewisse andere Geschichte... :))

 Re: Aufruf
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 16.07.2017 20:10
Bewertung:
 

She`s the girl next door...

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