Geschichte: Wenn das Böse gut wird

Auf den ersten Blick schien in diesem Klassenzimmer alles in Ordnung zu sein. Die Kinder waren vergnügt und freuten sich am Unterricht.

Einzig in der hinteren Reihe spielten sich schlimme Szenen ab, die niemand sonst mitbekam. Maya saß direkt vor Christian und dieser stieß sie immer mit dem Fuß in den Rücken oder kippte ihren Stuhl nach hinten.

Wie oft schon sagte sie: "hör auf, du tust mir weh!"

Das brachte aber nichts. Mittlerweile bildeten sich auf ihrem Rücken blaue Dellen. Maya hatte Schmerzen. Es bedrückte sie wahnsinnig, dass ihr jemand böses wollte. Sie, die niemanden etwas zu Leide tat, allen half, wo sie nur konnte und immer freundlich und gütig war. Nein, das konnte sie wirklich nicht verstehen.

Sie traute sich niemanden etwas zu sagen, weil Christian ihr auch ausserhalb der Schule auflauerte und sie mit bösen Worten beschimpfte oder ihr Sachen nachwarf. Immer tauchte er genau dort auf, wo sie war. Maya hatte Angst vor ihm. Er war viel größer und kräftiger als sie.

Als sie wieder einmal den ganzen Vormittag in den Rücken gestoßen wurde, konnte sie am Nachtmittag nicht mehr am Turnunterricht teilnehmen. Sie hatte solche Schmerzen, dass sie kaum mehr stehen konnte und im Umkleideraum weinte.

Die anderen Kinder sagten dem Lehrer, Maya weinte, sie sei wahrscheinlich krank. Sofort ging der Lehrer nachschauen und fragte Maya endlich, was los war, und sie zeigte dem Lehrer den Rücken,

Dieser war völlig außer sich. Er brach die Turnstunde sofort ab und schickte die Kinder nach Hause. Mit Maya ging er ebenfalls nach Hause. Er sprach mit den Eltern und dann mit Christian und seinen Eltern.

Es stellte sich heraus, dass Christian im Fußballverein von einem anderen Jungen gehänselt wurde, und er sich auch niemanden anvertraute. Er traute es einfach niemanden zu sagen. Er war aber wütend über diesen Jungen und diese Wut musste irgendwo raus. Dass er deswegen Maya plagte, wusste er aber nicht.

Es tat ihm den auch sehr leid, weil er das gar nicht wollte.

Nach all den Gesprächen wussten jetzt Christian und Maya, dass man darüber reden darf und soll. Das es ganz wichtig ist, über das, was man nicht richtig findet, was einem verletzt und weh tut, egal ob am Körper oder im Herzen, zu reden.

Es jemanden erzählen oder auch mehreren Leuten. Den Eltern, dem Lehrer, Freunden, der Tante, dem Trainer,...

Christian besucht Maya zu Hause. Er entschuldigte sich bei den Eltern und bei Maya mit einem kleinen Geschenk. Von da an hat er Maya nie mehr gestoßen. Ganz im Gegenteil, sie unternahmen jetzt öfter etwas gemeinsam und redeten über vieles. Und sie hatten eine Idee.

Sie gründeten in der Schule einen "Jammerkasten". So nannten sie ihre Stelle. Hier können Kinder, die sich nicht trauen mit ihrem Problem zu den Eltern oder zum Lehrer zu gehen, nach der Schule hingehen und es erzählen. Maya und Christian gehen danach damit zum Lehrer.

Ende.

👌