Geschichte: VergessenXV

" Was sollte das?"
Kaelons Stimme klang aufgebracht. Der Geist marschierte aufgeregt hinter Miriam auf und ab. Seine durchscheinende Gestalt flackerte unruhig.
Das Mädchen schwieg.Gedankenverloren betrachtete sie das schaumige Wasser und versenkte einen weiteren Teller in der abgenutzten Emaille-Wanne.
Ihre Strafe war erstaunlich milde ausgefallen. Wahrscheinlich war ihre Mutter einfach zu erleichtert, um ihr allzu böse zu sein.
Sie seufzte nachdenklich und schob den Ärmel ihres Hemdes wieder hoch.
Es hatte einst ihrem Vater gehört und war ihr mehr als etwas zu groß - anders als der Rock, der bereits mehrmals verlängert worden war.
"Sei ruhig, Kaelon", sagte sie leise. " Es war doch nur eine Notlüge."
Ohne sich weiter um den aufgebrachten Jungen zu kümmern, fuhr sie mit dem Tellerschrubben fort. Sie mochte den Geruch von Seifenkraut, den das Wasser verbreitete, und sie war nicht in der Stimmung, sich mit Kaelon zu streiten. Entschlossen ignorierte sie seinen verletzten Tonfall.
Zumindest solange, bis ihr sein Gesicht aus der Wanne entgegen sah.
"Das will ich doch sehr hoffen", sagte er leise. " Dieser Mann ist alles andere als dein Freund und es wäre dumm, ihm zu vertrauen."
Miriam zog die Augenbrauen zusammen.
Kaelon regte sich viel sehr auf.
"Ich entscheide selbst, wem ich vertraue", entgegnete sie kühl. "Und du weißt genau, dass ich ihn nur erwähnt habe, weil Mama ihn tatsächlich SEHEN kann. Und jetzt hör endlich auf, dich so kindisch zu benehmen! Wer warnt mich den ständig, ohne mir zu erklären wovor? Wenn du mir nicht sagen willst, was dein Problem ist, dann verschwinde! Ich hab grade genug zu tun!"
Das Gesicht im Spülwasser zuckte kurz- Dann verschwand es und hinterließ ein paar Schaumfetzten, die träge auf dem trüben Wasser schwammen.
Miriam zuckte mit den Schultern.
Sie wusste, er würde wiederkommen. Sie kannte ihn gut genug.

Endlich schreibst du mal daran weiter!