Geschichte: a midwinters tale


 a midwinters tale
Buch:
  -
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 06.12.2017 19:27

Zimt.
Da war er wieder, der süße Duft, der um diese Zeit seine Nase erquickte und ihm ein Gefühl von Wärme gab.
Endlich war es wieder so weit.
Gierig schnuppernd hielt er den Kopf in die kalte Luft, sog den Geruch tief ein. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn.Seine Nase zuckte.
Immer noch schnuppernd folgte er der Spur.
Seine Barthaare bebten. Die Kälte, die bereits in sein struppiges Fell gekrochen war ließ nach. Unbeirrt schlängelte er sich zwischen den vermummten Menschen durch, die ihm keine weitere Beachtung schenkten. Ihre dicken Mäntel waren mit feinem Schnee bedeckt und ihr Atem stand in dichten Wolken vor ihren geröteten Nasen. Sie liefen eilig umher, den Kopf gesenkt, die Schultern hochgezogen, die Hände tief in ihren Taschen versteckt.
Kaum einer sah sich nach ihm um. Ihm war es recht. Die Kinder waren zu dieser Zeit meistens auf dem Hügel hinter den Häusern oder drinnen bei ihren Eltern, statt sich in den Straßen rumzutreiben. Das war gut so. Niemand würde ihn ärgern.
Kurz blieb er stehen und sah sich um.
Katzen sah er auch nirgendwo herumlungern. Diese hinterlistigen Kerle verkrochen sich lieber zu ihren Familien und taten sich gütlich an den Resten des Festessens. Er mochte sie nicht sonderlich. Sie waren schlau und schwer zu durchschauen, und taten immer so, als seien sie etwas Besseres. Keiner von ihnen war je zum Spielen bereit. Nicht, dass er je mit ihnen gespielt hätte.

Der Geruch war jetzt so stark, dass er ihn beinahe schmecken konnte. Er öffnete das Maul und begann, laut zu hecheln. Vor ihm ergoss sich eine Flutwelle aus Licht und dem Duft von Gebäck aus einer offenen Tür. Menschen strömten hinein und hinaus, begleitet vom Gebimmel einer kleinen Glocke, die am Türrahmen hing. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Neugierig schnüffelnd näherte er sich der Öffnung. Die Auslage war überladen mit glänzenden, duftenden Gebäckstücken, die verheißungsvoll ihre zuckrige Glasur zur Schau stellten. Überwältigt trat er näher, die Augen völlig auf die süße Beute fixiert, bis etwas Schweres ihn fortdrängte und ein lauter Aufschrei, gefolgt von einem dumpfen Schlag ihn zusammenzucken ließen.
Mit einem Jaulen wich er zurück und sein Blick fiel auf einen Mann, der der Länge nach hingestreckt auf den Stufen zur Bäckerei lag. Hatte er ihn geschubst?
Während der Mensch noch fluchte und um sie herum Stimmen laut wurden, bemerkte der Hund die kleinen Schätze, die der Gestürzte verloren hatte. Bevor die Umstehenden ihn greifen konnten hatte er sich eines der kleinen Dinger und rannte in die Dunkelheit davon.
So schnell seine alten Beine ihn trugen, ließ er das Haus mit den Leuten hinter sich.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.12.17 20:16.

 Re: a midwinters tale
Autor:
 Equestrice (Profil)
Datum:
 21.12.2017 18:45
Bewertung:
 

Das nenne ich mal eine weihnachtliche Geschichte! Die Stimmung hast du definitiv rübergebracht!
Gibt es eine Fortsetzung? :)

 Re: a midwinters tale
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 02.01.2018 15:29
Bewertung:
 

Danke!
Leider ist es jetzt einfach zu spät und ich bin mir auch gar nicht sicher, wie es weitergehen soll.