Geschichte: Vergessen XVI


 Vergessen XVI
Buch:
  Vergessen
Autor:
 nightdragon (Profil)
Datum:
 05.04.2018 18:11

Es stellte sich heraus, dass sie Unrecht hatte.
Kaelon blieb fort und auch wenn sie wusste, dass er nicht sterben konnte, beschäftigte sie seine Abwesenheit sehr.
Sie hatte Einiges, worüber sie nachdenken musste. Da waren der Brief, den sie bei Darius gefunden hatte, ihr Zusammenbruch im Wald, die dubiosen Andeutungen Kaelons und seine Einstellung gegenüber dem Exorzisten.
Sein Verschwinden war ein weiterer Grund, sich Sorgen zu machen. Hatte sie ihn so sehr verärgert?
Ihr blieb nicht lange Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, denn wenige Tage nachdem ihr alter Freund lange genug fort war um als verschwunden zu gelten, machte man im Dorf eine erschütternde Entdeckung.
Eines der Kinder im Haus am Südende der Siedlung war gestorben.
Die Eltern hatten es einige Tage im Haus behalten, in der Hoffnung es zu retten und seine Erkrankung vor den Anderen zu verbergen.
Doch als sie es hinaus brachten und bestatteten wurde jedem, der nur einen kurzen Blick auf es warf, klar, dass es für dieses Kind keine Rettung gegeben hätte.
Schlimmer noch, sie alle wussten, dass mit seinem Tod etwas Unaussprechliches den Weg zu ihnen gefunden hatte.
Der ausgemergelte Körper des Toten war übersät mit schwarzen Beulen.
Die Pest war in die Siedlung eingebrochen.

Es dauerte nicht lange, bis die Familie des ersten Opfers vollständig infiziert war. Seine Mutter und seine Geschwister starben kaum eine Woche später, sein Vater schaffte es ganze acht Tage.
Die gesamte Gemeinde befand sich in Aufruhr. Im Rathaus wurde eine Versammlung abgehalten, um zu entscheiden, was mit den Leichen geschehen sollte. Keiner wagte es, auch nur in die Nähe des Hauses zu gehen, über dem der Gestank sich langsam ausbreitete.
Man beschloss, es mit allem was darin war niederzubrennen. Die Flammen schlugen hoch in den Nachthimmel und wie jeder am Platz beobachtete Miriam mit Bangen, wie das Feuer das Holz langsam verzehrte. Mit der Krankheit war eine unberechenbare Macht ins Dorf gekommen, die jeden, der ihr gefiel, nach Lust und Laune in den Tod reißen konnte. Sie betete, dass sie mit ihren Opfern verbrannte. Sie hatte Geschichten gehört von Städten, die durch die Pest in eine Hölle auf Erden verwandelt worden waren. Und eine weitere Sache geisterte durch ihren Kopf und verstärkte ihre Furcht noch: in Meister Ingolfs Brief hatte er davon berichtet, wie eine andere Ortschaft von der Seuche befallen worden war und in seinem Bericht stand, dass einige von den Betroffenen "nicht ins Totenreich einkehrten".
Ihr schauderte davor, was das bedeuten könnte. Trotz der Hitze des Feuers war ihr kalt. Miriam schluckte und starrte auf die Flammen, suchte. Eine Regung. Etwas. Ein Hinweis auf die Toten. Zumindest sagte sie sich selbst ,dass es das war, aber in Wirklichkeit suchte sie den Tod. Etwas gab ihr das Gefühl, dass etwas fehlte, doch sie kam nicht darauf. Etwas sollte in diesem Feuer sein, aber da war Nichts außer den dahinschmorenden Körpern.
Zunehmend nervös grub sie die Finger in den Rock ihres Kleides.
Es musste etwas geschehen und je länger sie darauf wartete, desto mehr wuchs das beklemmende Gefühl, das sich in ihr breitmachte.
Schließlich, als sie die Spannung kaum noch aushielt, sah sie sie.
Eine Welle der Erleichterung ging durch ihren Körper als sie die flimmernden Gestalten ausmachte, die im Feuer standen. Im den Flammen waren die Geister der Familie kaum zu erkennen, doch sie waren da.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.18 13:03.

 Re: Vergessen XVI
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 24.04.2018 18:18
Bewertung:
 

Endlich geht es weiter!
Ich bin irgendwie traurig darüber, dass ich schon weiß, wie es ausgeht...