Geschichte: Männerhass / Outing


 Männerhass / Outing
Buch:
  Wie ein Blatt auf weiter See
Autor:
 Heizdecke (Profil)
Datum:
 23.05.2018 01:13

Ich hasste die Männer. Sie waren in meinen Augen alle Schweine.
Nachdem ich versucht hatte mir mit Tabletten das Leben zu nehmen und sie wieder erbrach, war ich fest davon entschlossen mich nicht mehr mies von denen behandeln zu lassen, sondern den Spieß umzudrehen.
Ich suchte mir einen alten reichen Mann und wollte ihn ausnehmen, wie man mich ausgenommen hatte.
Wie gemein, kann man jetzt denken. Aber ich kann Euch nur sagen, dass ich im Endeffekt wieder die Augenommene war.
Ich fand einen 58 jährigen. Ich machte ihm den Haushalt und half ihm bei der Arbeit. Er freute sich über die junge Frau in seinem Bett und ich trug Kostümchen.
Ich war unglücklich. Ich wollte benutzen und fühlte mich doch selbst benutzt. Ich weiß heute, dass ich mich damals selbst missbraucht habe. Ich habe mich belogen. Mir was vorgemacht. Ich habe oft geweint. Ich war unglücklich, weil ich auch so keinen Halt in meinem Leben finden würde. Ich habe versucht mich anzupassen, aber ich wurde immer unglücklicher. Ich habe mich vor ihm geekelt und die Vorstellung noch 20 Jahre mit ihm auszuhalten war schecklich. Er war nicht unfair zu mir. Als ich ihm sagte, dass ich gehen wollte half er mir beim Umzug und finanzierte mir noch ein paar Monate die Miete in der WG. Er war glaube ich sehr traurig. Ein paar mal hat er sich noch gemeldet, kam zu Besuch. Irgendwann hat er aufgegeben und ich war dankbar dafür.

In meiner Familie war es derweil so, dass meine Brüder immer noch zu Hause wohnten. Wenn ich zu Besuch kam wurde ich beschimpft " na wieder nix zu fressen oder was" oder" na kein Zuhause wa" oder " was macht die schon wieder hier"....
Meine Brüder konnten mich nicht mehr missbrauchen, aber misshandeln. Sie waren zornig auf mich. Sie zeigten mir mit ihrem Gehabe ihre Macht und verschafften sich "Respekt". Eigentlich übten sie weiter Druck auf mich aus. Aber das weiß ich erst alles heute. Damals wußte ich den Grund nicht dafür. Meine Eltern haben das sehrwohl mitbekommen, aber nichts dagegen getan.

Nachdem ich meine neue Ausbildung angefangen hatte, habe ich mit einem Mann eine WG bezogen. Er hieß Walter. Ich bin heute Sozialarbeiterin und während der Ausbildung erlernten wir auch die Erkennungsmerkmale sexuellen Missbrauchs.
Alles kam wieder in mir hoch. Ich konnte keine Ruhe mehr finden. Ich weinte so heftig, dass die Nase blutete ( das habe ich heute noch, wenn der Druck im Kopf zu groß wird). Walter bekam meinen Zustand mit und er war der alle erste Mensch in meinem Leben, dem ich meine Geschichte erzählte. Er war unheimlich verständnisvoll und lieb und war mit mir beroffen . Er riet mir es endlich meinen Eltern endlich zu sagen und bot sich an mich zu unterstützen, wenn ich mich alleine nicht traute. Gemeinsam haben wir beschlossen sie zum Frühstück einzuladen.
Walter saß neben mir. Es fiel mir so schwer. Meine ersten Worte waren " Ich muss euch was sagen" dann stockte ich. Ich weiß nicht mehr, wer von beiden Frage was denn sei, aber mit hängen und würgen habe ich gesagt, dass meine Brüder mich sexuell missbraucht hatten. Mein Papa protestierte gleich und sagte er würde die zwei anrufen und fragen ob das stimmte. Meine Mutter war geschockt und sagte nur, das glaube ich nicht. Noch am selben Abend teilte Papa mir mit, dass er sie gefragt hätte und sie hätten gesagt, dass ich lüge. Damit war dieses Thema für sie fast 30 Jahre lang gestorben.
Für mich ging es hingegen erst richtig los. Dachte ich damals es wäre eine Erleichterung, wurde ich eines besseren belehrt. Es wurde alles viel schlimmer. Seit meinem Auszug hatte ich alles verdrängt und hinter mir gelassen, nun öffneten sich alle Schachteln schlagartig und gleichzeitig und mein Kopf lief im Karussell,



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.18 01:15.