Geschichte: Eine richtig unwahre Geschichte


 Eine richtig unwahre Geschichte
Buch:
  -
Autor:
 peterxiv (Profil)
Datum:
 24.09.2018 22:13

Die letzte Zeitung zuerst

Es ist wunderbar, hier an der Sonne im kleinen Gärtchen zu sitzen und Freude an den guten Dingen zu haben. Besonders viel Vergnügen bereiten mir die Vögel, wenn sie sich im kleinen Teich mit kurzem Bachlauf baden und auch laben. Allein dieses Leben macht das Wässerchen bezahlt. Ich liebe diese Natur vor unserem Sitzplatz, welche nie künstlichen Dünger oder Gift zur Abwehr von Ungeziefer zu spüren bekommen hat. Auch die Eidechsen, welche sich immer wieder zeigen, danken das. So toll, wie es uns zurzeit geht! Ich denke oft, wie es uns als Kinder ergangen ist. Wie schwer es die Eltern hatten und in Bescheidenheit lebten und trotzdem dafür sorgten, dass alle Kinder sich gut ausbilden konnten. Heute ist es vielerorts anders. Es herrscht Konkurrenzkampf, Missgunst, und die Meisten suchen die Schuld bei den anderen, wenn sie nicht haben, was andere besitzen.

So, beim Geniessen, kam mir der Gedanken, wie es wäre, wenn ich als einziger am 1. Januar eines Jahres schon die Zeitung vom 31. Dezember erhalten würde. Weil ich alle Folgen wissen würde, könnte ich alles in dem Sinne beeinflussen, dass es gut kommt. Der Tagtraum setzte sich in der Nacht fort:
"Allmählich seit etwa zwanzig Jahren, nicht plötzlich aber merklich, veränderte sich, ja man kann es so sagen, die Gesellschaft auf der ganzen Welt. Einen starken Einfluss auf diese Änderungen ist den grossen Religionen zu verdanken. Christen, Juden und Muslime erinnern sich an den gemeinsamen Gott und wollen einander nicht mehr bekämpfen, und die eigenen Begründer verehren, aber im Guten, wie es Christus und Mohamed mit ihren Anhängern vorerst auch taten. Die Juden, die zwar unter Hitler besonders Unmenschliches erleiden mussten, stehen dazu, dass auch ihnen, mindestens gemäss Bibel, auch Abraham, Isaak und Jakob ein ihnen damals fremdes Land zugeteilt wurde. Und warum soll mit dem Bruder nicht in Frieden gelebt werden können. Die Urväter sind ja eigentlich Brüder. Alle sind sich einig, es soll keinen Fanatismus mehr geben, der mit Waffen durchgesetzt werden soll. Auch alle anderen Religionen besannen sich auf die friedliche Tätigkeit ihrer Mitglieder. Man tauschte sich aus und bewunderte einander. Hin und wieder konvertierten Christen zu den Muslimen oder Juden zu den Christen, aber man nahm das einander nicht übel. Es hielt sich ja alles die Waage. Religionen, die sich nicht nach unserem Gott ausrichten, waren schon von jeher viel mehr dem friedlichen Nebeneinander zugetan.

Weil nun die religiösen Gründe keinen Anlass mehr gaben mit Waffen aufeinander loszugehen, war ein riesiges Potenzial an Feindschaft weggefallen. Staatsgewalt musste in diesen Fällen keine mehr eingesetzt werden. Ja, das beruhigte in allen Ländern die Menschen, die wegen Kämpfen geflüchtet waren. Immer mehr Einzelpersonen und Familien kehrten in ihre ursprüngliche Heimat zurück. Eine WinWin Situation. Die Zurückgekehrten konnten von Wissen profitieren, das sie an ihrem Aufenthaltsort lernten. Es gelang eigentlich allen, sich zu profilieren. Viele konnten kleine Geschäfte aufbauen oder, dank den gewonnenen Sprachkenntnissen, in Verwaltungen Fuss fassen. In den Ländern, wo die ehemaligen Flüchtlinge wegzogen, wurden viele Arbeitsplätze wieder frei. Es wurde aber auch viel Geld frei und so konnten auch weniger Begabte mit viel Weiterbildung an anspruchsvollere Tätigkeiten herangeführt werden. Auch Kultur und Sport konnten wieder wie gewünscht gefördert werden. Die Angst, dass das Fremde sich einnistet und unsere Werte zerstört, war nicht mehr vorhanden. "Biedermann und die Brandstifter" war kein Thema mehr. Niemand mehr fühlte sich aus dem eigenen Haus vertrieben. Dafür wurde gereist. Die Menschen besuchten und achteten sich.
In den Entwicklungsländern wurde seit Jahren ein Aufschwung festgestellt, den man sich nicht vorstellen konnte. Er war aber gewollt. Nicht mehr die Klimaerwärmung war das grosse Thema, sondern die Massnahmen, alle Länder zu klimatisieren war von Erfolg gekrönt. Jedes Land verpflichtete sich, einen Teil des Militärbudgets, zugunsten von Massnahmen, in vom Hunger bedrohten Ländern, im Bereich der Renaturalisierung einzusetzen. Zuerst wurde für Wasser gesorgt, zum Teil aus tiefen Bohrungen oder auch über Pipelines von nahen oder auch fernen Ländern. Mit Entsalzungsanlagen, wie sie aus Israel und Zypern bekannt sind, wurde das Meerwasser trinkbar und für die geplanten Bepflanzungen verwendbar gemacht. Ein Aufwand, der sich alsbald auszahlte. Zuerst wurden riesige Gewächshäuser gebaut um Getreide anzubauen, später wurden den Wüsten Quadratkilometer um Quadratkilometer urbares Land abgewonnen. Wie toll!!

Und in Europa? Einfach super! Den Leuten geht es richtig gut. Es ist viel Vermögen vorhanden, weil Aufwand und Ertrag stimmen. Gute Jobs, gute Möglichkeiten der Geldanlagen. Es wird viel Wissen angeeignet, weil ja viele Fortgezogene ersetzt werden müssen. Es gibt relativ viel Wohnraum. Wiederum von Fremden verlassene Logis und auch weil die Paare viel mehr zusammenwohnen und auch zusammenbleiben. Frauen und Männer wissen, dass sie verschieden sind, und nützen beiderlei Stärken gut aus. Wie wunderbar. Von früheren Generationen haben sie vernommen, dass diese oft ganz einsam und traurig das Leben hinter sich bringen mussten. Das soll nicht mehr so werden. Geschlechterkämpfe haben keine Chancen mehr. Wunderbar!
Wie gut, dass einer am Anfang des Jahres die Zeitung vom einunddreissigsten Dezember erhalten hat und viel Fantastisches hat einleiten können.
Das tolle Glockengeläut freut ausserordentlich."
Neeeeeein, es ist der Wecker! Ich erwache jetzt nur ungern und steige ganz langsam aus dem Bett. Wie schön wäre es, wenn jeder für sich korrekt wäre und dem anderen nicht mit Neid entgegnete. Das Bescheidenheit - andere sagen dem Armut, wenn sie nicht haben können, was andere haben – keine Schande ist und wir dafür eine tolerante und friedliche Welt hätten.

 Re: Eine richtig unwahre Geschichte
Autor:
 Nasobem (Profil)
Datum:
 27.09.2018 18:03
Bewertung:
 

Du bist nicht der Erste, der die Idee hat, eine Zeitung aus der Zukunft zu lesen! Es gibt ein kurzes Gedicht von Christian Morgenstern, das sich damit befasst. Es heißt "Vom Zeitunglesen".
Allerdings bezweifle ich, dass ein einzelner Mensch diese ganzen Probleme lösen kann, selbst wenn er in die Zukunft sehen kann. Ohnehin entspringen aus dem Konzept der Voraussicht alle möglichen Paradoxa.

Übrigens überschätzt du die Rolle der Flüchtlinge in unserer Gesellschaft. Der Anteil von Flüchtlingen an der deutschen Bevölkerung beträgt je nach Quelle 1,33% - 1,71%. Viele davon sind nicht in den Arbeitsmarkt integriert. Das Argument "Flüchtlinge nehmen unsere Arbeitsplätze weg" ist völliger Blödsinn.

Leider kann man Länder nicht "klimatisieren"... Da wäre es schon einfacher, den Klimawandel mit der Energiewende aufzuhalten. Rückgängig machen kann man ihn ja nicht mehr.

PS: ist das xiv in deinem Namen als römische Zahl 14 gedacht?

 Re: Eine richtig unwahre Geschichte
Autor:
 peterxiv (Profil)
Datum:
 28.09.2018 02:44
Bewertung:
 

Einen Traum kann man nie wahr machen.